Platon – Philolex

Platon

Der antike altgriechische Philosoph Platon aus Athen (427–347 v. u. Z.) ist der erste große Meilenstein in der Geschichte der Philosophie. Philosophen gab es auch vor ihm schon, aber ein solch umfangreiches und der Nachwelt erhalten gebliebenes philosophisches System bzw. literarisches Werk hat vor ihm kein anderer Mensch geschaffen. Zusammen mit seinem Schüler Aristoteles – der später vielfach andere Positionen vertrat als sein Lehrer – gilt er als einer der zwei größten Philosophen des Altertums und als einer der größten Philosophen aller Zeiten.

Der wichtigste Teil der Philosophie Platons ist die  Ideenlehre. Die von uns wahrgenommenen materiellen Dinge glichen bloßen Schatten, denen keine wahre Wirklichkeit zukomme. Sie seien nur Abbilder der Ideen. Diese seien Formen, Strukturen, Gattungen, Allgemeinheiten des Seins. Nur ihnen komme wahre Identität zu. Die Einzeldinge vergingen, aber die Ideen blieben als ewige Urbilder erhalten. Platon gilt als Begründer des objektiven  Idealismus.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der platonischen Philosophie ist der Glaube an eine  unsterbliche Seele, die jeder Mensch habe. Diese Seele habe bereits vor der Geburt eines Menschen in der Sphäre der Ideen existiert und werde nach dem Tod eines Menschen dorthin zurückkehren, sich in Zukunft aber erneut inkarnieren.  Erkenntnis sei Wiedererinnern von etwas, das die Seele im Reich der Ideen bereits geschaut habe.

Platon behauptete, die Menschen und die Welt, bzw. das Sein schlechthin, seien – im ethisch/moralischen Sinne – im Prinzip gut. (Womit er aber nicht behauptete, dass Welt und Menschen tatsächlich gut seien.) Die  Idee des Guten sei die oberste Idee, die Idee der Ideen. Während es zu allen anderen Ideen immer die entgegengesetzte Idee gebe –  Dialektik –, gebe es zur Idee des Guten keine Entgegensetzung. Eine Idee des Schlechten existiere nicht. Das Schlechte sei ein  Nichtseiendes, immer nur ein Fehlen des Guten. Und weil die Welt im Prinzip gut sei, könne sie auch in der Realität gut sein. Die Menschen müssten sich nur auf das Gute besinnen, dann würden sie es praktizieren. [Eine radikale Gegenposition hierzu hat später Schopenhauer entwickelt.]

Platon kritisierte die in den griechischen Stadt-Staaten seiner Zeit bestehenden politischen und gesellschaftlichen Ordnungen und lehnte sowohl die Demokratie, die Oligarchie und die Tyrannis ab. Er entwarf das Bild eines idealen Zukunftsstaates, in dem durch Auslese von Kindheit an und ohne ererbte Vorrechte die Besten zu Philosophenkönigen werden, während die Masse des Volkes von jeder Herrschaft und Mitbestimmung ausgeschlossen bliebe. (Da die weisen und guten Philosophenkönige besser wüssten, was für die Menschen gut sei, als die Menschen selbst. Da es in einer solchen Gesellschaft keinen Platz für politische, philosophische, religiöse, kulturelle und pädagogische Selbstbestimmung und Vielfalt gäbe, wird Platon vielfach als Ahnherr totalitärer Gesellschaftskonzeptionen betrachtet, z. B. von  Popper.)

Platon hat eine kaum überschätzbare Bedeutung für die weitere Geschichte und Philosophiegeschichte. Die Geschichte des Abendlandes wäre ohne Platon wahrscheinlich anders verlaufen. [Diese Behauptung wird jedenfalls häufig von Professoren und Autoren aufgestellt. Mehr  materialistisch orientierte Menschen werden dem nicht zustimmen.] Das Christentum wäre ohne Platon jedenfalls in seiner konkreten Form wahrscheinlich nicht entstanden.

Platon war Schüler des Sokrates. Er wurde beeinflusst von der  Orphischen Religion, den  Pythagoreern, den Vorsokratikern generell und vom ägyptischen Priesterstand. Seine Philosophie hat viele Parallelen zur indischen Brahman-Atman Lehre die in den Jahrhunderten vor seinem Auftreten entstand. (Einige Autoren vermuten, dass Platon diese kannte.)

Platon wird in vielen Punkten unterschiedlich interpretiert. Das ist bei einer Person von solch geschichtlicher Wirkung, die ein so umfassendes Werk hinterlassen hat, wohl auch nicht anders zu erwarten. Je nach dem, für welchen Autor man sich entscheidet, wird man ganz verschiedene Darstellungen finden. Die  Ideenlehre wird zum Teil als eine »Zwei-Welten-Theorie« angesehen (Ideen und materielle Dinge sind zwei völlig von einander getrennte Bereiche), zum Teil als »Modalitätentheorie« (Ideen und materielle Dinge sind nur unterschiedliche Modalitäten des Seins.) Zum Teil werden die Ideen als Erkenntnisformen (im Sinne  Kants) angesehen, zum Teil als subjektive Erkenntnishilfen. In seiner  Gottesauffassung wird Platon vielfach als Pantheist angesehen (da bei ihm die Ideen das wahre Sein darstellen und alles andere nur durch Teilhabe an ihnen existiere), zum Teil wird er aber auch nichtpantheistisch und  monotheistisch interpretiert.

[Es ist nach meinem Dafürhalten nicht vorrangig zu entscheiden, wer die »richtige« Platon-Interpretation hat. Das wird eben von jedem Interpreten anders beantwortet. Wichtig sind die eigenen Gedanken, die man sich angeregt durch Platon macht. (Wenn man eine gute Zensur erhalten oder eine Prüfung bestehen will etc., dann ist es allerdings sinnvoll, in Erfahrung zu bringen, was der Lehrer, Professor etc. hören will.)]


Platon ausführlicher


Sekundärliteratur:

Lebenslauf, Literatur und einige Aspekte seiner Philosophie

[Namen von Dialogen, Personen, Orten etc. sind in der Literatur unterschiedlich. Es scheint so zu sein, dass verschiedene Autoren unterschiedlich vom Altgriechischen ins Deutsche übersetzen.]


Lebenslauf

(Folgende Daten werden von einigen Autoren ohne Einschränkung vorgetragen, andere bezeichnen sie als unsicher.)

Im Jahre 427 vor unserer Zeitrechnung wurde Platon in Athen geboren. Er stammte aus einer der führenden Familien der Stadt. In seiner Jugendzeit soll er Dichter gewesen sein. Nachdem er Sokrates kennengelernt hatte, soll er seine Dramen verbrannt haben um sich in Zukunft nur noch der Philosophie zu widmen.

Philosophie war im  alten Griechenland, besonders seit Sokrates, aber keine wirklichkeitsferne Gelehrsamkeit, sondern auch immer der Versuch auf die Gestaltung der Wirklichkeit Einfluss zu nehmen. Platon hatte deshalb auch politische Ambitionen.

[Der Versuch die Wirklichkeit nach seinen Vorstellungen zu gestalten, bezog sich aber nur auf die Gesellschaft und den Menschen, nicht etwa auf die Natur. Wäre das anders gewesen, hätten die griechisch-römische Antike wahrscheinlich bereits die wissenschaftlich/technische Revolution und die Industriegesellschaft hervorgebracht.]

Nach der Verurteilung des Sokrates floh Platon nach Megara. Auf Grund seiner Erfahrungen mit den verschiedenen politischen Zuständen und Bewegungen seiner Stadt und seiner Zeit kam Platon zu dem Schluss, dass alle bestehenden Staaten sich in übler Verfassung befänden und sich daran nichts ändern werde, bevor nicht entweder die wahren Philosophen an die Macht gekommen, oder die Mächtigen durch eine göttliche Fügung zu wahren Philosophen geworden seien.

395–394 war Platon wieder in Athen und nahm Teil am korinthischen Krieg.

390–388 reiste Platon nach Ägypten, Kyrene und Tarent. Dort trat er in freundschaftliche Verbindung zu dem  Pythagoreer  Archytas und wurde von dessen Lehre beeinflusst, was für sein weiteres Leben und Philosophieren von großer Bedeutung wurde.

Auf seiner 1. sizilischen Reise versuchte er den Tyrannen von Syrakus, Dionysios, den 1., für seine  Staatsideale zu gewinnen, landete aber auf dem Sklavenmarkt. Von einem ihm bekannten Sokratiker freigekauft, kehrte Platon nach Athen zurück.

Da der Käufer sich die Summe nicht erstatten lassen wollte, kaufte Platon von dem Geld einen Garten in der Nähe des Heiligtums des Heroen Akademos und gründete dort im Jahre 387 seine »Akademie« und damit die erste Universität in Europa. (Die anschließend fast 1000 Jahre bis zum Beginn des christlichen Mittelalters bestand.)

367 reiste Platon ein zweites Mal nach Sizilien, diesmal zu Dionysios, den 2., den er ebenfalls vergeblich für seine Staatsideale zu gewinnen suchte.

Nach einer 3. ebenfalls erfolglosen sizilischen Reise war Platon nicht mehr politisch aktiv. Lehren und Schreiben wurde nun zum Inhalt seines Lebens. [An den steinernen Portraits erkennt man, dass Platon in seinen späten Jahren wohl ein ziemlich frustrierter Mensch war. So geht es häufig, wenn sich die Wirklichkeit nicht nach den Idealen eines Menschen richtet.]

347 ist er gestorben. Gleich darauf verklärte ihn die Legende zu einem Sohn Apollos.


Literatur

Von Platon sind, wie von Aristoteles, sehr viele Schriften erhalten geblieben, wesentlich mehr als von anderen antike Philosophen, die eine ähnlich umfassende Schriftstellerei betrieben haben (sollen). (Z. B. sind von  Heraklit, dessen Schriften man zu den Lebzeiten Platons auf dem Markt kaufen konnte, leider nur wenige Zitate überliefert.) Das liegt daran, dass die Christen des Mittelalters, sowohl im römisch/lateinischen, wie im griechisch/byzantinischen Raum und die Muslime Platon und Aristoteles (zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlicher Gewichtung) als Vorläufer ihrer Religion, Philosophie und Wissenschaft ansahen und ihre Schriften deshalb besonders gepflegt, aufbewahrt, in Klöstern x-mal abgeschrieben und versiegelt wurden etc.

Die Werke Platons sind, abgesehen von der Apologie und den Briefen, in Dialogform abgefasst, d. h. eine Gruppe von Menschen diskutiert über ein bestimmtes Thema, wobei verschiedene Positionen vertreten werden. Der von Platon platonisch idealisierte Sokrates vertritt dabei die von Platon für richtig gehaltenen Auffassungen. (Ist umstritten. Es wird auch behauptet, dass nicht immer feststellbar sei, welcher Gesprächspartner die Auffassungen Platons wiedergebe. Und es wird behauptet, Platon habe vielfach gerade deshalb die Dialogform benutzt, weil einige Fragen nicht eindeutig klärbar, verschiedene Positionen möglich seien.)

Platons Schriften sind im Laufe von ca. 50 Jahren entstanden. Ihr Name ist meistens der des Hauptgesprächspartners des Sokrates. Sie werden von einigen Autoren in drei, von anderen in vier Gruppen geteilt: 1. Die Jugendschriften, (2. Die Schriften der Übergangszeit), 3. Schriften des »reifen« Platon und 4. Alterswerke. Einige wenige Dialoge werden von verschiedenen Autoren verschiedenen Gruppen zugeteilt. Im folgenden habe ich mich im wesentlichen an Hirschberger gehalten.


1. Jugendschriften / Frühe Dialoge / Sokratische Dialoge:

Die Abfassungszeit all dieser Schriften liegt vor der ersten sizilischen Reise. Alle Dialoge behandeln die sokratischen Probleme um Wert und Wissen in der sokratischen Art, enden aber immer in der Aporie.


2. Übergangsschriften: In denen zunehmend Neues erscheint, besonders die Ideenlehre:

  • Lysis (Über die Freundschaft)
  • Kratylos (Über Sprachphilosophie)
  • Euthydemos (Über die Trugschlüsse der Sophisten)
  • Kleiner Menexenos.

Nach der ersten sizilischen Reise werden die Dialoge geschrieben sein, in denen der pythagoreische Seelenwanderungsglaube erwähnt wird.

  • Menon (Über die Lehrbarkeìt der Tugend. Bedeutung der Mathematik. Erkenntnis ist Wiedererinnern.)
  • Gorgias (Über die Sophisten, die Tugend und die Rhetorik. Über das Schicksal der Seele im Jenseits.)

3. Werke des »reifen« Platon / Mittlere Dialoge:

  • Phaidon (Über die Unsterblichkeit der Seele. Vertiefung der Ideenlehre.)
  • Symposion (Über den Eros als treibende Kraft des philosophischen Erkennens. Das Sehnen nach dem Reich des Urschönen und der ewigen Werte.)
  • Politeia, die 10 Bücher über den Staat. (Menschenbild und Staatstheorie. Darstellung aller Gebiete der platonischen Philosophie.)
  • Phaidros (Über Ideenlehre und die drei Bestandteile der Seele. Darüber hinaus eine gute Einführung in die platonischen Philosophie.)
  • Parmenides (Über die Aporien der Ideenlehre. Ontologie.)
  • Theaitetos (Über Erkenntnistheorie)

Die genannten Schriften liegen sämtlichst vor der zweiten Sizilischen Reise (367).

Zu nennen ist noch der Dialog Alkibiades I, von dem die Fachleute heute annehmen, dass er nicht von Platon selbst stammt. In der Antike und in der Renaissance war er hoch geschätzt und galt als gute Einführung in die platonische Philosophie.


4. Nach 367 folgen die Alterswerke / Späte Dialoge:

In den 12 Büchern der Gesetze ist Platon realistischer als in den 10 Büchern über den Staat. So hat er z. B. die Forderung nach Kinder-, Weiber- und Gütergemeinschaft der Wächterkaste aufgegeben. Er beschreibt bzw. entwickelt eine Menge politischer, rechtlicher, religiöser und besonders pädagogischer Vorschriften.


Terminologie und Darstellungsweise

Bei der Beschäftigung mit der Philosophie Platons (und vieler anderer späterer Philosophen) muss man beachten, dass er unter vielen Wörtern (z. B. Idee, Sein, Wahres, Gutes, Schönes) etwas anderes versteht, als es in der Umgangssprache der Fall ist. Viele Einwände, die man auf den ersten Blick hat, stellen sich auf den zweiten Blick deshalb anders da.

Dieser Bedeutungswandel der Wörter hat wohl folgenden Grund: Wenn der Philosoph anfängt zu philosophieren, dann hat er bereits eine Sprache. Gedanken machen kann er sich nur mit den Wörtern, die er hat. Nun erdenkt er aber Erkenntnisse (oder was er dafür hält) die vorher noch in keinem Menschenkopf vorhanden waren, für die es deshalb gar keine Wörter gibt. Und so nehmen dann vorhandene Wörter einen neuen Inhalt an, den man erst erkennen kann, wenn man die Erkenntnisse des Philosophen nachvollzogen hat. Dabei ist der Weg des Wandels des Wortes von seiner umgangssprachlichen Bedeutung zu seiner neuen Bedeutung selbst von philosophischem Interesse und kann eventuell den Entwicklungsweg des Philosophen aufzeigen.

Über die Legitimität einer lexikalischen und systematischen Darstellung der Auffassungen großer Philosophen habe ich mich in der Einleitung zum philolex bereits näher geäußert.


Platon und die Sophisten

Gemeinsamkeiten mit den Sophisten:

Unterschiede zu den Sophisten: Die Sophisten führte ihr Misstrauen gegen das allgemein anerkannte Wissen und die üblichen  Tugenden zu der Auffassung, dass es keine allgemein verbindlichen Maßstäbe für Denken und Handeln gebe. Nach Platon muss eine solche Lehre zur Zerstörung der Grundlagen allen Wissen und aller Sittlichkeit führen. [Was natürlich noch kein hinreichendes Argument gegen solche Auffassungen ist! Es sei denn, man hat einen rein pragmatischen Wahrheitsbegriff. Und einen solchen wollte Platon ja gerade überwinden.] Für Platon beginnt hier erst die eigentliche Aufgabe der Philosophie, nämlich darin aufzuzeigen, dass es solche Maßstäbe doch gebe und wie man zu ihnen gelange. Aufgabe der Philosophie sei es den Menschen zu lehren, was er sei und was er tun solle.

Platons Suche nach der Wahrheit, nach dem Guten und Gerechten an sich, unabhängig von subjektiven Wertungen zu bestimmten Zeiten, entstand in einer Situation von gesellschaftlicher Instabilität in den griechischen Stadtstaaten und zwischen diesen. Die überlieferten Mythen (Griechische Religion) hatten nicht zuletzt durch die zersetzende aber auch  aufklärerische Tätigkeit der Sophisten an Bedeutung verloren. Das Alte galt nicht mehr, so entstand die Suche nach neuen ethischen Maßstäben. Mehr  materialistisch orientierte Interpreten sehen hierin die Ursache, für die Entstehung des Platonismus. Platoniker – jedenfalls die, deren Auffassungen ich kennengelernt habe – wehren sich aber vehement dagegen, die Entstehung der platonischen Philosophie von irgendwelchen gesellschaftlichen Zuständen abhängig zu machen.


Die Ideenlehre

Die von uns wahrgenommenen materiellen Dinge glichen bloßen Schatten, denen kein wahres Sein zukomme. [ Maya] Sie seien nur Abbilder der Ideen. (Von gr. eidos.) Ideen seien Formen, Strukturen, Gattungen, Allgemeinheiten des Seins. Nur ihnen komme wahre Identität zu. Die konkreten Körper vergingen, aber die Ideen blieben als ewige Urbilder erhalten.

Platonische Idee: Idee ist bei Platon etwas anderes, als in der Umgangssprache darunter verstanden wird. Am besten zu verstehen ist dies an Hand einer mathematische Aussage: 2 x 2 = 4. Dieser Satz habe eine zeitlose Gültigkeit. [1] Es sei sinnlos zu fragen, wann diese Aussage begann richtig zu sein oder wann sie aufhöre richtig zu sein. Es sei auch sinnlos zu fragen, an welchem Ort diese Aussage existiere. Keine Macht der Welt, selbst die Götter nicht, könnten die Richtigkeit dieses Satzes beseitigen. Dieser mathematische Zusammenhang existiere unabhängig davon, ob irgend jemand davon wisse, er sei also nicht etwa von psychischer, geistiger Existenz – keine res cogitans –, sei also keine Idee im umgangssprachlichen Sinne. Er setze auch keine Materie voraus, habe also keine physische Existenz, sei keine res extensa. Dieser mathematische Zusammenhang ist ein Beispiel dafür, was Platon unter einer Idee versteht, die außerhalb von Raum und Zeit, unabhängig von Materie und Geist existiert.

Höhlengleichnis (Politeia, 7. Buch) Platon bildet folgenden Fall: Menschen sind ihr Leben lang in einer Höhle gefesselt und können voneinander und von Dingen, die hinter ihnen vorübergetragen werden, nur die Schatten sehen, die ein Feuer hinter ihnen auf einer Wand vor ihnen hervorruft. Sie würden dann die Schatten für die Wirklichkeit halten. Würde man sie losbinden und ihnen die Möglichkeit geben, die Menschen und die Dinge selbst zu betrachten, dann würden sie sich dagegen sträuben, weil dies mit Schmerzen verbunden wäre. Sie müssten dann nämlich auch in das Feuer sehen. Noch schmerzlicher wäre es, würde man sie aus der Höhle herausschleppen und sie nötigen, die Sonne selbst zu sehen. Die Erkenntnis der Wahrheit wäre also ein schmerzlicher Vorgang, der nur langsam von statten gehen kann. Wer diesen Aufstieg aber einmal vollzogen hat, der wird nicht in die Höhle zurückwollen. (Nach Platon muss der Philosoph aber – im übertragenen Sinne – in die Höhle zurück, da es seine Aufgabe ist, die in der Höhle gebliebenen von der Wahrheit zu überzeugen. Platon wollte nicht – wie später die  Epikureer –, dass die Klugen sich ins Privatleben zurückziehen.) ( Kritik weiter unten.)


Liniengleichnis, Politeia, 6. Buch


Liniengleichnis: Die vier Seinsebenen
1. Reine Ideen Reich der Ideen
2. Mathematische Gegenstände
3. Sinnendinge Reich der Sinnendinge
4. Spiegelungen und Schatten,
    Kunstwerke


Vier Klassen von Ideen:
Im Parmenides werden vier Klassen von Ideen unterschieden.

Warum es eine Welt der Schatten überhaupt gibt, warum die Ideen überhaupt in einer Welt der Schatten in Erscheinung treten, diese Frage wird von Platon nicht beantwortet. (So sehen es jedenfalls die meisten Platon-Kenner. Siehe weiter unten  Weltseele.)


Unterschiedliche Interpretationen der Ideenlehre:

  1. Nur die Ideen haben Sein, nur für sie darf dieser Begriff verwendet werden. Alles andere hat kein Sein, ist Schatten, Abbild, Teilhabe. [Die mehrheitlich vertretene Interpretation, die auch ich teile.]
  2. Andre lehnen diesen Chorismos – den sie auf Aristoteles zurückführen – ab, z. B. Hirschberger. Ideen und materielle Dinge seien unterschiedliche Modalitäten des Seins. [Eine Interpretation, die der Realität näher kommt, aber nach meiner Einschätzung nicht Platons Sicht war. Hirschberger interpretiert den Begriff »Teilhabe« so, dass nicht von totaler Getrenntheit gesprochen werden könne. Ideenlehre sei Modalitätsanalyse. Er schreibt aber auch, dass die materiellen Dingen zwischen dem Sein und dem Nichts ständen. Dann hätten sie aber kein Sein.]
  3. Neukantianer haben Platon so interpretiert, dass die Ideen Formen des Erkennens seien, die die Sinnesdaten ordneten und so Erfahrung erst möglich machten. Eben wie bei Kant. [Das ist für mich deshalb keine plausible Interpretation, da bei Platon im Unterschied zu Kant nicht nur die Formen sondern auch die Inhalte apriorisch sind.]
  4. Lotze sieht die Idee als Geltung, was einer Abschwächung ihres Wirklichkeitsgrades gleichkommt.
  5. Die Ideen seien nur Hilfsmittel der Erkenntnis. [Platon im Sinne des Universalienstreits nominalistisch zu deuten, ist meines Wissens sehr ungewöhnlich und nach meiner Auffassung auch nicht besonders plausibel. Wird nach Helferich aber gemacht. Solche Interpreten scheinen sich auf Aristoteles zu berufen der ungefähr sagte: Von einer Idee wird ausgegangen, wenn in der Vielheit eine Einheit erfasst wird, wenn Vieles auf einen gemeinsamen Nenner gebracht wird. Aber das ist wohl mehr Aristoteles als Platon.]

Wer genau untersuchen möchte, welche Interpretation am plausibelsten ist, müsste Altgriechisch lernen, die platonischen Dialoge im Original lesen und dabei genau auf Wörter und Grammatik achten. Aber selbst unter denen, die das gemacht haben, scheint es unterschiedliche Interpretationen zu geben.


Dialektik

Bei Platon ist Dialektik die Kunst des richtigen Dialogs, die, wenn richtig angewandt, zur Erkenntnis der  Ideen führen wird. Sie steige vom Besonderen zum Allgemeinen, vom Bedingten zum Unbedingten hinauf und vom Allgemeinen zum Besonderen und Einzelnen herab.

Aber auch das, was später mal mehrheitlich unter Dialektik verstanden werden wird (und schon bei Platons »Vorgänger«  Heraklit Dialektik war), die Widersprüchlichkeit alles Seienden wird bei Platon angesprochen. So gebe es zu jeder Idee (außer zu der  Idee des Guten) immer auch die entgegengesetzte Idee. Von einem realen Gegenstand oder Ereignis könnten sogar einander widersprechende Bestimmungen ausgesagt werden. Ein reales Ding könne sowohl an der Idee der Ähnlichkeit wie an der Idee der Unähnlichkeit Teil haben. (Der Hund ist ähnlich dem Wolf, aber unähnlich dem Tiger. Der Hund ist ähnlich dem Tiger, aber unähnlich dem Stein. Usw. usf.) Aber die Idee der Ähnlichkeit selbst habe nicht Teil an der Idee der Unähnlichkeit und umgekehrt.


Seele und Weltseele

Der Mensch sei Seele und (materieller) Leib. Die Seele, eine unsterbliche, unsichtbare, immaterielle, geistige, überirdische Wesensheit sei das Primäre, der eigentliche Mensch. Der Körper sei ein Schatten, in dem die Seele eingesperrt sei, mit dem sie unglücklicherweise belastet sei. Der Leib hindere die Seele, sich dem Reich der Ideen ganz zuzuwenden. [Die Verachtung, die Geringschätzung des Leibes und der Sinnlichkeit ist in dieser Auffassung bereits angelegt, auch wenn Platon noch nicht so weit geht wie später die  Stoiker und die Christen. Bei ihm ist ja gerade die  Liebe zu den schönen Leibern der Startpunkt für den Aufstieg zu den Ideen.]

Die menschliche Seele sei dreigeteilt in

  • Denken = Geistseele,
  • Willen = muthafte Seele und
  • Begierde = Begierdeseele.

    Die Geistseele, die Vernunft, sei aber allein der unsterbliche Teil, der sich beim Eintritt in den Leib mit den andern Seelenteilen verbinde. Die Seele habe einen Anfang – als der »Demiurg« sie schuf –, aber kein Ende. ( Meine Kritik dazu weiter unten.) (Man findet in der Literatur auch die Behauptung, die menschliche Seele habe bei Platon keinen Anfang. Entsprechende Äußerungen Platons seien nur Didaktik.)

    So wie der Mensch eine Seele habe, so habe auch die Welt eine Seele, die Weltseele. Und so wie die Seele der eigentliche Mensch, so sei die Weltseele die eigentliche Welt. Sie sei eine unsterbliche, unsichtbare, denkende und lebende Substanz. Die menschliche Seele sei in ihrem Wesen der Weltseele gleichartig aber nicht mit ihr identisch. (Unterschied zur Brahman-Atman Lehre.)

    Die Seele sei außer Geist, Bewusstsein und Vernunft auch Bewegungs- und Lebensursache. Sie sei Geist und Leben, ein Mittleres zwischen Ideen und Sinnlichkeit, eine Brücke zwischen diesen. Dies gelte für die menschliche Seele und die Weltseele gleichermaßen.

    Seelenwanderung: Die Seelen würden nach ihrer Schaffung durch den Demiurgen eine erste Geburt erfahren, die für alle gleich sei. Keine werde bevor- oder benachteiligt. Dann würden die Seelen aber, da sie Willensfreiheit besäßen, verschiedene Wege einschlagen, unterschiedliche Charaktere erwerben und sich mehr und mehr in bestimmte Lebensbahnen zwängen oder verstricken. Nach dem Tod des Leibes würden die Seelen gemäß ihren Handlungen belohnt oder bestraft, danach auf höheren oder niedrigeren Stufen wiedergeboren usw. usf. Diese Seelenwanderung scheint für Platon keine Ende zu haben. Um Lohn und höhere Stufe zu erreichen sei es – wie nicht anders zu erwarten – nötig, dass die Geistseele über die beiden unteren Seelenteile dominiere. Weder körperliche Begierden noch Ehrgeiz, sondern das Streben nach Erkenntnis, nach der Welt der Ideen solle unserer Handeln bestimmen.

    Platon scheint zumindest zeitweise eine »böse Weltseele« angenommen zu haben, die das  Böse in der Welt bewirke. [Und da stellt sich sofort die Frage, wo eine solche hergekommen sein soll, wenn in letzter Instanz alles von der  Idee des Guten kommt. Eine Idee des Schlechten gibt es bei Platon ja nicht. Die  Christen haben das gleiche Problem mit dem Teufel.]


    Gott und Welt

    Außer den  Ideen und den materiellen Dingen, den Schatten, gibt es bei Platon noch Gott, Götter, den »Demiurgen« (Weltbaumeister), die Weltseele und die menschlichen Seelen. Warum die Ideen dies alles hervorbringen und in welchem Verhältnis diese Dinge zueinander stehen, darüber gibt es unterschiedliche Darstellungen. Es wird gesagt, der Demiurg schaffe die Weltseele, die die Entstehung der Welt der Schatten bewirke, es wird aber auch gesagt, dass der Demiurg die Materie bereits vorfinde und dann forme. (Ob die Welt bei Platon einen Anfang hat, wird unterschiedlich dargestellt, bzw. seine diesbezüglichen Aussagen werden unterschiedlich interpretiert. (Wie schon bei der  menschlichen Seele.)

    Ideen, Gott, Götter, Demiurg, Weltseele, Menschenseele, materielle Dinge sind bei Platon nicht identisch. Somit ist Platon laut Hirschberger kein Pantheist. Das wird in der Literatur aber unterschiedlich gesehen. [2] Hirschberger behauptet auch, Platon sei  Monotheist gewesen, da er an allen wichtigen Stellen immer nur von Gott spreche. Dort, wo er von Göttern spreche, sei dies ein Zugeständnis an den herrschenden  Polytheismus.

    Die Welt sei das Ergebnis der Güte Gottes, sie sei ihm so ähnlich wie möglich. Deshalb sei das Universum wie Gott schön und vollkommen. [Und die Teile der Welt, die nicht schön und vollkommen sind, werden von Platon zum Nichtseienden erklärt. Siehe weiter unten  Das Wahre.]


    Das Gute

    Die Idee des Guten sei die oberste Idee, die Idee der Ideen, von der alle anderen Ideen ihre Existenz hätten. Das Gute sei Ursache und Endzweck der Welt. Das Gute sei nicht das Sein, es rage an Würde und Kraft über das Sein hinaus. [Nach meinem Sprachgebrauch ist dies nicht möglich, da das Sein einfach alles umfasst, es per Definition nichts außerhalb des Seins geben kann.]

    Sonnengleichnis: Im Symposium sagt Platon, er könne nicht direkt sagen, was der Inhalt der Idee des Guten sei. Nur indirekt könne man sich dem nähern. Im Bereich des Sichtbaren sei es die Sonne, die allen Dingen Sichtbarkeit, Leben und Wachstum verleihe. Im Bereich des Unsichtbaren sei dies die Idee des Guten.

    Für Platon hat Wert immer etwas mit Ethik zu tun.  Ideenlehre war zu Beginn Idealenlehre. Sie begann mit den Ideen des Guten und Schönen. Es gebe eine Hierarchie der Werte mit einem obersten Wert, einem obersten Liebenswerten. (Lysis). Diese Ideen seien den Menschen apriorisch gegeben, seien etwas objektives. ( Objektivistische Wertethik)

    Der Grund des Seins sei deshalb gut, weil er Quellgrund sei. Das Sein wird per se als gut angesehen. Das Sein gilt als gut, weil diese Ontologie Teil einer teleologische Denkweise ist. Jedes eidos (eigentlich Idee, wird aber auch mit »Ding« übersetzt) sei ein »Weswegen« und deshalb gut. Sein wird mit idealem Sein gleichgesetzt. Das Malum ist ein Nichtseiendes. [Auch das ist nach meinem Sprachgebrauch nicht möglich, da alles, was ist, zum Sein gehört, dieses einfach alles umfasst, es per Definition nichts außerhalb des Seins geben kann. Aber Platon passt das Schlechte nicht ins System. Wie später auch  Hegel nicht.]

    Für sittliche Übel seien die Menschen verantwortlich, nicht Gott, da die Menschen Willensfreiheit besäßen. Für die physischen Übel sei die Endlichkeit der sichtbaren Dinge der Grund. [Wie bei  Leibniz. Da hat er das also her.]

    Das körperliches deshalb generell schlecht sei, hat sich später (bei den Stoikern und Christen) aus dieser platonischen Auffassung heraus entwickelt. Platon selbst hat dies noch nicht so gesehen. (Aber den Boden für eine solche Sicht bereitet.)

    [Die Endlichkeit der sichtbaren Dinge muss nicht zwangsläufig Leid, Schmerz u. ä. mit sich bringen. Der Mensch kann auch nach einem glücklichen, gesunden Leben schmerz- und angstfrei sterben. Solange dies nicht der Fall ist, kann man nicht wie Leibniz von der besten aller möglichen Welten reden.]

    Lust sei nicht Prinzip, sondern Begleiterscheinung des Guten. Lust müsse beherrscht werden von Maß, Richtigkeit, Vernunft und Einsicht. Nicht was Lust bringe, sei gut, sondern was gut sei, bringe Lust. [Für mich sind das Kalendersprüche, die mit der Realität leider nicht übereinstimmen.]

    Das  Gute gehöre dem Menschen zu, weil es seine urbildliche Natur, sein eigentliches, besseres Ich sei. Wenn wir das Gute und Schöne ergriffen, dann, weil es in uns etwas gebe, das uns zu diesem Guten und Schönen hinziehe. [3]

    Das sittlich Gute sei absolut. Die Ethik Platons ist absolut und normativ wie bei Kant. Im Unterschied zur kantischen ist sie aber keine Pflichtethik.


    Das Wahre – Erkenntnistheorie

    Platons Erkenntnisziel war absolute, objektive Wahrheit und damit zugleich die Erkenntnis der richtigen, allgemeinverbindlichen Ethik für das private und öffentliche Leben. Er hatte nicht vor, zu prüfen, ob solche Wahrheit und Ethik überhaupt erkennbar ist. In der  Auseinandersetzung mit den Sophisten glaubte er erkannt zu haben, dass ohne solche Wahrheit und Ethik alle Grundlagen von Wissen und  Sittlichkeit verloren gingen. [»Und daraus schloss er messerscharf, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.« [4]

    Bei Platon steht im Mittelpunkt die ontologische Wahrheit. Wenn Sein so sei, wie es sein solle, dann sei es wahr. ( Attributiver Wahrheitsbegriff) Platon war überzeugt, zu wissen, was wahres Sein ist. Die Unterscheidung zwischen wahrem Sein und einem Seienden, das kein wahres Sein sei, durchzieht die gesamte Philosophie Platons. Was man in der Umgangssprache unter Wahrheit versteht – z. B. Übereinstimmung von Aussage und Tatsache ( Prädikativer Wahrheitsbegriff) oder  logische Wahrheit –, spielt bei Platon keine Rolle.

    Das Seiende komme nie ganz an seine Idee heran. Die Idee selbst sei das Wahre. Alles was wahr sei, müsse unveränderlich sein, ewig mit sich selbst identisch, zeitlos. So zeitlos wie mathematische Aussagen

    Die Sinneswahrnehmungen lieferten uns aus drei Gründen kein wahres Wissen:

    1. Unsere Sinne zeigten uns die Welt ständig anders, je nach individueller Befindlichkeit, Standpunkt etc. und sie zeigten die Welt den verschiedenen Menschen verschieden.
    2. Die Welt der Sinne sei die Welt des Fließens, des ständigen Wandels und Wahres sei ja zeitlos.
    3. Sinnesdaten seien keine Erkenntnis, sondern Material der Erkenntnis. Unsere Sinne lieferten uns das Material, das vom urteilenden Erkennen (Verstand oder Vernunft) zusammengebracht werde. Erst dadurch kämen wir zu einer Ist-Aussage. ( Aristoteles sprach hier vom »Allgemeinsinn«)

    Aber wir bräuchten nicht einmal das Material der Sinne, da auch dies Material bereits apriorisch in uns liege. Sinneswahrnehmung sei nicht causa, sondern nur occasio der Erkenntnis. Erkenntnis sei ein Wiedererinnern (anámnesis) von etwas, das die Seele vor ihren Eintritt in den Körper in der Welt der Ideen geschaut habe. ( Kritik weiter unten.)

    Nur die reine Vernunft, nur reines Denken liefere wahres Wissen. »Wenn die Seele ganz auf sich selbst gestellt sei«. Bei Kant sind nur die Formen der Erkenntnis apriorisch, bei Platon sind es auch die Inhalte. Kant verbindet Empirismus und Rationalismus, Platon ist nur Rationalist. [Platon ist mehr Mythologe als Rationalist.  Näheres weiter unten.]

    Platon hielt die Sprache für untauglich philosophische Wahrheit wiederzugeben. Besonders gelte dies für Schriftliches. (Und das sagt einer der hervorragensten Schriftsteller der Antike.) Den innersten Kern seiner Philosophie könne man nicht aussprechen. Er entstehe plötzlich (intuitiv) wie ein von einem springenden Funken entzündetes Licht, das sich nun von selbst erhalte.


    Das Schöne

    Platon hat die niederen Bedürfnisse noch nicht so abgelehnt und geringgeschätzt wie später die  Stoikern und die Christen. Die  Liebe zu den schönen Leibern steht bei ihm am Beginn des Aufstiegs zu den  Ideen. Er sprach sich für ein »gemischtes Leben« aus Erkenntnis und Sinnenlust aus, wobei die Erkenntnis aber eindeutig höheren Ranges war als die Sinnenlust.

    Für Platon ist das Schöne das Naturschöne, in der die  Idee der Schönheit zum Ausdruck komme. Kunst sei nur Nachahmung der Wirklichkeit und damit nach Idee und Natur drittrangig.

    Die Liebe bzw. der Eros als Methode des Erkennens:
    (Aus dem »Symposium«)

    Der Weg aber führt in der wahren Erotik von dem Beglücktsein durch den einzelnen schönen Leib über die Liebe zur leiblichen Schönheit überhaupt zur Liebe des Seelisch-Schönen und von ihm zur Liebe jener Schönheit, die dem Gedanken, dem Ideellen eignet. Wer die Stufen jenes Aufstiegs durchschritten hat, dem aber öffnet sich auf höchster Stufe der Blick für die reine Gestalt des einen wahren Schönen an sich, das immer ist, nicht entsteht und nicht vergeht, nicht größer und nicht kleiner wird, das an keinen bestimmten Ort und an keine bestimmte Zeit gebunden ist, das sich überhaupt nicht in irgendeinem Raum, weder auf der Erde noch im Himmel, befindet, sondern rein und lauter und unvermischt als ein an und für sich bestehendes einzigartiges Sein ewig in sich ruht, an dem alles andere teilhat, jedoch in der Weise, dass sein Werden und Vergehen jenes wahre Schöne nicht berührt. [5]


    Leibliche Schönheit« bezog sich bei den alten Griechen übrigens immer auf Knaben, nicht etwa auf Frauen. Dieser Hinweis soll aber bitte nicht dahingehend missverstanden werden, dass ich mich hier als Homosexuellen »oute«. Ich bin und bleibe »hetero«. ;-) Ich will hier auch keine Vorurteile schüren. Aber sollte es so sein, dass der eine oder andere berühmte Pop-Star Knaben lieber mag als Frauen und Mädchen, dann hätte er damit im antiken Griechenland jedenfalls keinerlei Probleme gehabt. Das war dort völlig normal. Vielleicht ist er jetzt wieder im »Reich der Ideen« oder schon wieder inkarniert.]


    Ethik

    Ethik: Das Ziel des Menschen sei es, sich geistig in die übersinnliche Welt der Ideen zu begeben. Sein Körper und seine Sinneswahrnehmungen seien wie Fesseln, die ihn daran hindern würden. (soma sema)

     Tugend sei, wenn der Mensch so handle oder in einer solchen Verfassung sei, dass sich seine Seele diesem Ziel annähere.

    Wie bei  Sokrates ist auch bei Platon Tugend nur dann wirklich Tugend, wenn sie auf Wissen beruhe. Und da Wissen vermittelbar sei, sei auch Tugend lehr- und lernbar. Und wer um das Rechte wisse, werde auch das Rechte tun.

    Vier Kardinaltugenden:

    1. Weisheit als Tugend des Verstandes
    2. Tapferkeit als Tugend des Willens
    3. Besonnenheit als Tugend der Begierden
    4. Gerechtigkeit als ausgewogenes Verhältnis der drei Seelenteile.

    Staatstheorie

    Die beste Art des  sittlichen Lebens sei, wenn der Mensch gemeinsam mit anderen Menschen in einem guten Staat zusammenleben.

    Es gebe drei verschiedene Aufgaben der staatlichen Gemeinschaft:

    1. Ernährung und Erwerb – Gewerbetreibende
    2. Verteidigung nach außen – Wächter
    3. Leitung durch Vernunft – Herrscher
    4. Gerechtigkeit bestehe darin, dass diese drei in ein
      rechtes Verhältnis zueinander gebracht werden.

    Philosophenkönige: Platon kritisierte die bestehenden Verfassungen und lehnte sowohl die Demokratie, die Oligarchie und die Tyrannis ab. Er entwarf das Bild eines idealen Zukunftsstaates, in dem durch Auslese von Kindheit an und ohne ererbte Vorrechte die Besten zu Philosophenkönigen werden, während die Masse des Volkes von jeder Herrschaft und von jeder Mitbestimmung in religiösen und kulturellen Fragen ausgeschlossen bleibt.

    Platon wird auf Grund dieser Staatstheorie von  Popper als Ahnherr totalitärer Gesellschaftskonzeptionen betrachtet. [Ich glaube zu Recht. Platons großer Schüler  Aristoteles hat dessen Kritik der verschiedenen Staatsformen geteilt, aber eine erheblich realistischere Lösung angeboten.]


    Meine Kritik an Platon

    Ich habe mit Platon einige prinzipielle Übereinstimmungen: Wie er sehe ich die Welt als einen primär geistigen Tatbestand, wie er habe ich eine pantheistische Sicht der Welt. Ich teile das Streben nach der Erkenntnis dessen, was den Kern oder die Substanz des Seins ausmacht. Und ich teile die Auffassung, dass der Philosoph über die Erkenntnis der Wahrheit hinaus auch eine praktische Aufgabe hat, dass zur Philosophie auch positive Wirklichkeitsgestaltung gehört. Sowie man ins Detail geht, hören diese Übereinstimmungen aber schnell auf.

    Platon hatte wie die meisten großen Philosophen nach ihm keine skeptische Distanz zu den eigenen Überzeugungen und zum eigenen Erkenntnisvermögen. Er war ein Dogmatiker. Ich teile viele seiner Grundansichten, aber eben nur in dem Sinne, dass sie interessante philosophische  Hypothesen sind. Nicht weniger und nicht mehr. Eine skeptische Distanz zu allen Wahrheitsansprüchen, auch zu den eigenen Überzeugungen, ist nicht gleichbedeutend mit positivistischem Wahrheitsverzicht. (Sehen Sie hierzu bitte den Aphorismus von André Gide.)

    Platon gilt als Rationalist, da er der Vernunft den Vorrang vor der Empirie gab. Aber er war in viel stärkerem Maße Mythologe als er Rationalist war.

    Viele Behauptungen Platons sind märchenhafte Erfindungen, die rational nicht herleitbar oder beweisbar sind. Und damit meine ich nicht, dass er wie z. B. im Höhlengleichnis anhand eines Vergleichs das Erkenntnisvermögen der Menschen zu erklären versucht. Dass es sich um einen Vergleich handelt, dass die Menschen nicht tatsächlich in einer Höhle gefesselt sind, ist ja unumstritten. Aber was Platon über den Demiurgen, über die Entstehung der Welt und der Seelen sagt, sind Märchen, so wie der Schöpfungsmythos im 1. Buch Mose. Es wird häufig gesagt, Platon kleide seine philosophischen Auffassungen mythologisch ein. Dies sei eine für die damalige Zeit nötige Didaktik. Aber es gibt Leute, die diese Geschichten wortwörtlich glauben. Und ich kann mir gut vorstellen, dass auch Platon sie geglaubt hat.

    Außerdem steht bei Platon letztlich das Gefühl über der Vernunft. Philosophie ist für ihn Liebe, Sehnen nach Wahrheit, nach der Welt der Ideen. Durch den Eros gelangten wir dorthin, nicht durch die Vernunft. Durch rationales Denken gelangen wir nie zu Ideen des Guten und Schönen.

    Platons Behauptungen sind zum größten Teil unbeweisbar. Mir ist das besonders bei Hirschberger aufgefallen, der im Zusammenhang mit der Darstellung der platonischen Philosophie am laufenden Band behauptet, Platon habe dieses oder jenes bewiesen oder widerlegt. Fast alle »Beweise« und »Widerlegungen« Platons beruhen auf anderen unbewiesenen Behauptungen Platons. Platons Philosophie als ganzes ist ein einziger großer circulus vitiosus.

    Beispiel: Platon sagt, Wissen an sich sei nicht per se gut, weil auch der Lügner und der Dieb Wissen habe. Bei dieser Argumentation hat Platon bereits einen Wertmaßstab, gemessen an dem Lügner und Diebe böse sind. Es ist eine typische Petitio Principii. Dass Sklaven ihr Leben lang unfrei und ohne Bezahlung für das Wohlergehen der Sklavenhalter arbeiten, während diese dann Zeit haben zu philosophieren, ist für Platon nicht böse. Nach meinen Wertvorstellungen ist das mindestens so schlimm wenn nicht schlimmer als zu lügen und zu stehlen. (Näher ausgeführt habe ich dies bei meiner Kritik am  kantischen kategorischen Imperativ.)

    Weiteres Beispiel: Platon argumentiert gegen den Empirismus u. a. so, dass uns die Sinne eine Welt des ständigen Wandels zeigten. Wahres Wissen bezöge sich aber auf unwandelbares. Wieder wird eine Behauptung mit einer anderen Behauptung bewiesen, die selbst ersteinmal zu beweisen wäre. Andere Philosophien sehen gerade im ständigen Wandel, im ewigen Fließen die Wahrheit, z. B. die Lebensphilosophie.

    Das von Platon propagierte Gesellschaftssystem war totalitär, diktatorisch. Es sollte zwar allen Menschen gutgehen, aber was das konkret bedeutet, darüber hätten die Menschen kein Entscheidungsrecht, das würden die Philosophenkönige entscheiden, sprich: Leute, die wie Platon denken. (Später war es dann in einigen Ländern das Politbüro, das dies entschied.) Kulturelle oder philosophische Vielfalt hätte es in Platons Idealstaat nicht gegeben. Aber Zensur. Keine Möglichkeit für das Volk, die Regierung abzuwählen. Bestenfalls hätten wohl einige Menschen weggehen können. Die Sklaven nicht mal das. Nun wird von einigen Autoren argumentiert, es habe in der Antike noch nicht das freie selbstbestimmende Subjekt gegeben. Aber war Platons Lehrer Sokrates nicht der erste Ansatz zu einem solchen Subjekt? Und es gab in Antike bereits eine Pluralität verschiedener Philosophien, die Platon hätte beseitigen lassen.

    Platon schwankt zwischen Praxis und Esoterik. Einerseits soll nach ihm Philosophie etwas im praktischen Leben einsetzbares sein – Herstellung des idealen Staates –, andererseits wird Philosophie von Platon als erläuternde Sublimierung des Denkens betrieben, was in der Auffassung gipfelt, Philosophie bedeute eigentlich nur »sterben zu lernen«. Wenn das alles wäre, würde ich keine Philosophie betreiben.

    Die ewige Fortexistenz der Einzelseelen ist mir nicht plausibel. Seele ist auch bei Platon der Begriff für eine gewisse Menge oder Gruppe von Bewusstseinsinhalten. Ewige Fortexistenz der Einzelseele würde bedeuten, dass eine solche Gruppe von Bewusstseinsinhalten auf Dauer von anderen Gruppen, sprich von den anderen Einzelseelen, getrennt bliebe. D. h. alle Bewusstseinstatsachen, Vorstellungen etc., die zu einer bestimmten Gruppe gehören, hätte für alle Ewigkeit eine besondere Beziehung zueinander und eine besondere Abgrenzung zu anderen Gruppen von Bewusstseinselementen, deren Existenz sogar  hypothetisch bliebe. Selbst im »Jenseits« bliebe so die Möglichkeit des Solipsismus.

    Zur Wiedererinnerung: Es wird von einigen Fällen, wo tatsächlich Erinnerung ist – z. B. das Gesicht meines Freundes – auf alle Fälle des Erkennens geschlossen. Und das ist der Fehlschluss. Sonst könnte ich auch chinesisch. Ich müsste mich nur wieder an die Laute und Zeichen erinnern. Diese wären auch keine menschlichen Schöpfungen. Sie müssten im Bereich der Ideen schon existieren. Wie sollte ich sie sonst erinnern? Nun können wir uns aber unzählig viele Laute und Zeichen ausdenken, die wir mit bestimmten Dingen, Erscheinungen u. ä. verbinden. (Nach Platon können wir das aber gerade nicht.) Auch die Menschen der Antike hätten schon in sich das Wissen um Computer und Programmiersprachen gehabt, aber da diese sich im Reich der Schatten noch nicht entwickelt hatten, konnten sie nicht erinnert werden. Dass sich im Reich der Schatten überhaupt etwas entwickelt, ist schon nicht mehr platonisch. Alles was angeblich entwickelt wird, ist im Bereich der Ideen bereits vorhanden. Und hier ist die platonische Ideenlehre nicht mehr schlüssig.

    Es ist möglich, dass mathematische Aussagen nur richtig sind im Rahmen unserer menschlichen Welt und unseres menschlichen Denkens. Ob sie im Sein schlechthin, bzw. in allen Teilen des Seins gelten, ist nicht feststellbar. (Sehen Sie dazu auch  Einstein.) Die Ideenlehre kann etwas sein, dass aus menschlichem Denken entspringt, aber nicht mit dem vom Menschen unabhängigen Sein übereinstimmen muss.

    Zur Rangfolge bzw. unterschiedlichen Bewertung der Ideen: Wieso ist Haar geringfügig? Für jemanden der friert, ist ein Fell eine schöne Sache. (Und sei es auch nur der Schatten eines Fells.) Für einige Tiere ist unser Kot Nahrungsmittel. Und vielleicht sind unsere Nahrungsmittel die Scheiße der Götter. [6] Der Begriff »geringfügig« ist relativ.

    Einige »Ideen« sind wohl existent, andere nicht: Dass es logische, mathematische und naturgesetzliche »Ideen« gibt, ist heutzutage allgemein anerkannt, wobei nicht der Begriff »Idee« benutzt wird, sondern der Begriff »Gesetz«. Dass es Ideen des  Guten und des Schönen gibt, wird dagegen heutzutage fast einhellig abgelehnt. In den verschiedenen Ländern und Kulturkreisen und zu verschiedenen Zeiten galten und gelten verschiedenste Dinge als gut und schön.

    Einige Platoniker versuchen die Ideen des Guten und des Schönen dadurch zu retten, dass sie aus der Idee des Schönen die Idee des qualitativ Hochstehenden und aus der Idee des Guten, die Idee der Notwendigkeit einer Werteordnung in jeder menschlichen Gesellschaft machen. (Das ist mir besonders beim Lesen der  Rowohlt Bildmonographie aufgefallen.)

    Wenn man die Idee des Schönen zu einer Idee der Qualität und/oder Komplexität macht und die Idee des Guten zur Idee »Es muss in jeder Menschengruppe Regeln des Zusammenlebens geben«, werden dann nicht die Ideen des Schönen und Guten zu naturgesetzlichen, physikalischen Ideen?

    Sowohl die  Musik Beethovens wie die Musik der Beatles können ein melodisches Erlebnis sein, aber nur die Musik Beethovens kann darüber hinaus ein intellektuelles Erlebnis sein. Ist sie von höherer Qualität, weil sie eine höhere Komplexität aufweist?

    Wenn mehrere Menschen zusammenleben, muss dies nach Regeln geschehen, sonst fällt die Gruppe auseinander. Aber auch eine Gruppe von Elementarteilchen, Atomen, Molekülen oder Zellen muss nach Regeln zusammenwirken, sonst fallen auch solche Gruppen auseinander. Über die konkreten Regeln ist damit aber noch überhaupt nichts ausgesagt.

    Höhlengleichnis: Vergleiche hinken! Besonders bei den Schlussfolgerungen, die Platon aus dem Höhlengleichnis zieht, ist dies zu beachten. Wenn wir uns nicht nur nach der Welt der Ideen sehnen, wenn wir auch ganz profanen Bedürfnissen nachgehen, wie Essen und Sex, dann deshalb, weil die materielle Welt eben nicht auf Schatten reduzierbar ist. Die Ursache-Wirkungsbehauptung, die Platon aufgestellt, kann ich als philosophischen  Hypothese akzeptieren, nicht mehr und nicht weniger.

    In dem Moment, wo die Körper Schatten werfen, sind die Schatten so wirklich wie die Körper. Es geht hier nicht darum, dass das Eine eine höhere, »wirklichere« Wirklichkeit darstellt, sondern es geht hier um einen Ursache-Wirkungszusammenhang. Der Körper ruft in Zusammenhang mit Licht einen Schatten hervor. Der Körper existiert auch unabhängig vom Schatten, aber der Schatten nicht unabhängig von Körper und Licht. Aber in dem Moment, wo der Schatten da ist, ist er genauso wirklich wie der Körper und das Licht. (Wie  weiter oben schon erwähnt, interpretieren einige Autoren Platon aber gerade so, dass meine Kritik nicht mehr nötig wäre, da die verschiedenen Ideen und die »Schatten« unterschiedliche Modalitäten der Wirklichkeit darstellen.)

    Nur das  Gute, bzw. was nach Platons Vorstellungen gut ist, hat Sein. Platon leugnet nicht, dass es auch Schlechtes gibt, bzw. was nach Platons Wertmaßstäben schlecht ist. Aber das Schlechte sei ein Nichtseiendes. Nach meinem Empfinden blanker Selbstbetrug! Zuerst wird behauptet, das Sein sei gut, das Gute sei das Oberste und Quellgrund etc., weil man anders keine Ethik glaubt begründen zu können, und anschließend wird das Schlechte zum Nichtseienden erklärt.  Hegel hat es später ähnlich gemacht, obwohl der diesen Selbstbetrug mit seiner dialektischen Sichtweise gar nicht nötig hatte. Für  Jacob Böhme muss es das Schlechte geben, da es sonst kein Gutes gebe. Böhme ist in diesem Punkt viel konsequenter dialektisch, als die beiden große idealistischen Philosophen Platon und Hegel.


    Kommentare anderer Philosophen zu Platon

     Nietzsche »... ich finde ihn so abgeirrt von allen Grundinstinkten der Hellenen, so vermoralisiert, so präexistent-christlich – er hat bereits den Begriff ›gut‹ als obersten Begriff –, dass ich von dem ganzen Phänomen Plato eher das harte Wort ›höherer Schwindel‹ oder, wenn man's lieber hört, Idealismus – als irgend ein andres gebrauchen möchte.« Aus: Götzen-Dämmerung, Was ich den Alten verdanke. 2

     Popper kritisiert Platon scharf wegen dessen Staatsauffassungen, nennt ihn aber trotzdem »den größten Philosophen aller Zeiten«.

    Sartre: »Das Beste bei Freud finden Sie schon bei Plato.«

    Whitehead: »Die sicherste allgemeine Charakterisierung der philosophischen Tradition Europas lautet, dass sie aus einer Reihe von Fußnoten zu Platon besteht.«


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    Anmerkungen

    Anm. 1: Jedenfalls für Platon. Einstein antwortete auf die Frage, ob 2 x 2 = 4 seien: »Ich bin mir nicht sicher.« Zurück zum Text

    Anm. 2: Bei Platon sind die  Ideen das Primäre, das einzig wirklich Wahre und Existierende. Unter ihnen wiederum die  Idee des Guten, von der alle anderen Ideen ihre Wirklichkeit hätten. Alles weitere existiere nur durch Teilhabe an den Ideen, durch ihre Anwesenheit. Die Idee des Guten ist also überall anwesend und da sie etwas ideelles aber nichts persönliches ist, kein Ich, ist Platons Philosophie nach meiner Auffassung glasklarer Pantheismus. Zurück zum Text

    Anm. 3: In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass ich abends beim Fernsehen zu der Auffassung gelange, wenn es im Menschen nicht etwas gebe, das ihn zu Mord und Totschlag hinzieht, dann gäbe es nicht soviel Gewalt auf der Mattscheibe. Im alten Rom sahen die Menschen zu, wie sich andere Menschen gegenseitig umbrachten oder von wilden Tieren zerfleischt wurden. Ein modernes Äquivalent dazu ist das »Celebrity Death Match« auf MTV, bei dem sich Zeichentrickfiguren mit den Gesichtszügen berühmter Personen gegenseitig zerfleischen und am Ende mindestens einer tot ist. (In anderen Zeichentrickserien stehen die Figuren ja immer wieder auf, egal, was man mit ihnen macht.) Das »Schlechte« ist ebenso ein Bestandteil des Menschen wie das »Gute«, sosehr Platon und andere Philosophen das auch leugnen mögen. (Und bei aller Problematik dieser Begriffe). Zurück zum Text

    Anm. 4: »Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.« So dichtete es Christian Morgenstern. So weit ich erinnere, habe ich diesen Spruch etwas anders formuliert vor Jahren in einer Bildergeschichte von Wilhelm Busch gelesen. Da ich die Quelle nicht nennen kann, will ich mich darauf aber nicht versteifen. Zurück zum Text

    Anm. 5: Zitat aus: Karl Vorländer, Philosophie des Altertums, Geschichte der Philosophie I, mit Quellentexten, Rowohlt 1963, S. 93. [Ich weiß nicht, ob Vorländer hier eine Zusammenfassung von Platons Aussagen über die Liebe als Methode des Erkennens im »Symposium« wiedergibt, oder ob er Originalsätze Platons ins Deutsche übersetzt.] Zurück zum Text

    Anm. 6: Igitt! Solche Formulierungen gehören nicht in einen Text mit wissenschaftlichem Anspruch. Naja, »Kot« war gerade und die anderen Wörter, die der Thesaurus anbot, passten entweder nicht, oder waren ähnlich ordinär. »Stuhl« würde sich wieder zu sehr nach einer medizinischen Abhandlung anhören. ;-) Zurück zum Text


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