Erscheinungen sind im weiteren Sinne alle Inhalte des Bewusstseins, im engeren Sinne die Wahrnehmungen.
In der Philosophie benutzt man für das Wort Erscheinung auch den Begriff Phänomen und die Phänomenologie ist die Lehre von den Erscheinungen.
Erscheinung wird einerseits dem Wesen, den Dingen, wie sie an sich sind, gegenübergestellt, andererseits aber auch dem bloßen Schein. Schein wird dabei verstanden als etwas, das nur subjektiv, nur in unserem Geist ist, dem nichts objektives, außerhalb unseres Geistes entspricht. Erscheinung dagegen wird als die Sichtbarwerdung, die Manifestation eines objektiv Seienden für ein bzw. mehrere Subjekte angesehen. Schein und Erscheinung sind für einige Philosophen aber auch dasselbe.
Der Vorsokratiker Parmenides sagte, die Welt der Erscheinungen sei nur Schein, unterliege dem Wandel, sei vergänglich, unwirklich. Dahinter gebe es eine wirkliche, unveränderliche Welt. Diese sei nur mit dem Verstand erkennbar. (Rationalismus)
So ähnlich sah es Platon. Er unterschied zwischen den (sinnlichen) Erscheinungen und der Welt der Ideen. Letztere sei die wahre Wirklichkeit. Erstere sei eine Welt des Scheins, der Schatten, zweitrangig, veränderlich, vergänglich, minderwertig.
Dagegen war für die meisten Sophisten nur die sinnliche, wahrgenommene Welt wirklich. Nur sie sei sicher. (Empirismus)
Auch für die englischen Empiristen (Locke, Hume Berkeley) sind die Erscheinungen das entscheidende beim Gewinnen von Erkenntnissen. Esse est percipi! So der berühmte Ausspruch Berkeleys.
Nach Kant können wir immer nur etwas über die Erscheinungen wissen, nie über die Dinge an sich. (Phänomenalismus) Erscheinungen entstünden einerseits dadurch, dass objektive Dinge unsere Sinne affizieren, andererseits durch die in unserem Verstand liegenden Kategorien.
Für Schopenhauer ist die Welt nur subjektive Erscheinung bzw. Vorstellungen. Das dahinter stehende Wesen sei der Wille
War der frühe Nietzsche noch der Meinung Schopenhauers, so lehnte der späte Nietzsche jede Annahme eines Wesens, einer Wirklichkeit hinter den Erscheinungen schroff ab . Die sinnlichen Erscheinungen, das sei die Welt. Nietzsche ist hier ein Vorläufer des Konstruktivismus. Allerdings ist auch bei ihm der Wille, hier der »Wille zur Macht«, fundamental. Dies steht im Widerspruch zu seiner Verabsolutierung der Sinnenwelt.
Für Husserl können wir von den Erscheinungen auf das Wesen der Welt schließen. Durch die Eidetische Reduktion.
Arthur Schopenhauer: »Alles Objektive ist Vorstellung, mithin Erscheinung, ja bloß Gehirnphänomen.«
Jakob Johann von Uexküll: »Alle Wirklichkeit ist subjektive Erscheinung dies muss die große grundlegende Erkenntnis auch der Biologie bilden. Ganz umsonst wird man die gesamte Welt durchstöbern nach Ursachen, die unabhängig vom Subjekt sind, immer wird man auf Gegenstände stoßen, die ihren Aufbau dem Subjekt verdanken.« ( Strukturalismus) »Das Geheimnis der Welt ist nicht hinter den Objekten, sondern hinter den Subjekten zu suchen. (Konstruktivismus)