Wissen ist eine Weise des »Für-wahr-haltens«, wie »meinen« und »glauben« und steht wertmäßig über diesen beiden. Die Grenzen zwischen diesen drei Begriffen sind allerdings besonders in der Umgangssprache fließend.
Es gibt ein praktisches Wissen, das wir im Laufe unseres Lebens und unseres täglichen Lebens herausbilden und an dem ständig Zweifel zu haben im praktischen Leben unsinnig wäre bzw. zur Lebensunfähigkeit führen würde. (Z. B. dass meine Füße auf dem Boden Halt finden, dass ich essen muss, um Kraft zu haben, dass es die öffentlichen Verkehrsmittel gibt etc. Sehen Sie hierzu näheres bitte in meinen Aufsatz Wissen, Vermutungen und Praxis.)
Es gibt Wissen als Ergebnis von Wissenschaft, ein systematisch und methodisch erworbenes Wissen.
Der Begriff »Wissen« wird auch oft synonym mit Erkenntnis und Wahrheit benutzt.
Nach Platon ist Wissen (episteme) wahre, begründete Meinung (doxa). [Wobei sich »wahr« natürlich an seiner Philosophie misst.]
Aristoteles unterschied zwischen praktischem Wissen (»Wissen, dass«) und theoretischem Wissen (»Wissen, warum«).
Für viele neuzeitliche Philosophen ist Wissen Macht. Richtiges Wissen verliehe Macht über die Natur und die Menschen. Praktischer Erfolg, Fortschritt sei Kriterium für die Richtigkeit von Wissen.
Kant beschäftigte sich in der Kritik der reinen Vernunft mit den verschiedenen Weisen des »Für-wahr-haltens« (meinen, glauben, wissen.) Für ihn ist »wissen« subjektives Überzeugsein und objektive Begründbarkeit.
Nach Popper wissen wir eigentlich nur sehr wenig mit Sicherheit. Der größte Teil unseres Wissens bestehe aus Vermutungen.
Wie unsicher vieles von dem ist, was wir für sicheres Wissen halten, damit habe ich mich im 1. Teil von Meiner Philosophie näher auseinandergesetzt. Etwas kürzer in Eine kurze Zusammenfassung meiner Philosophie.
Aristoteles: »Alle Menschen streben von Natur nach Wissen.«
Francis Bacon: »Wissen ist Macht.«
Fritjof Capra: »Die Naturwissenschaftler kennen die Zweige des Baumes des Wissens, aber nicht seine Wurzeln. Mystiker kennen die Wurzeln des Baumes des Wissens, aber nicht seine Zweige. Die Naturwissenschaft ist nicht auf die Mystik angewiesen und die Mystik nicht auf die Naturwissenschaft doch die Menschheit kann auf keine der beiden verzichten.«
René Descartes: »Alles Wissen besteht in einer sicheren und klaren Erkenntnis.«
Fjodor Dostojewski: »Man kann vieles unbewusst wissen, indem man es nur fühlt, aber nicht weiß.«
Thomas Alva Edison: »Wir wissen nicht einmal ein millionstel Prozent der Dinge« [Die Richtung der Aussage finde ich schon okay. Aber: Wir wissen nicht, wieviel wir nicht wissen! Deshalb können wir keine prozentuale Angabe machen. Und es ist nicht nur so, dass wir quantitativ vieles nicht wissen, sondern dass uns wahrscheinlich qualitative Seinsbereiche verschlossen sind.]
Albert Einstein: »Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.« »Durch bloßes logisches Denken vermögen wir keinerlei Wissen über die Erfahrungswelt zu erlangen; alles Wissen über die Wirklichkeit geht von der Erfahrung aus und mündet in ihr.«
Benjamin Franklin: »Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.«
Goethe: »Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel.« »Es ist nicht genug zu wissen man muss auch anwenden.«
Theodor Gottlieb von Hippel: »Unser Wissen ist Vermutung, und unser Tun ist Streben.«
David Hilbert: »Wir müssen wissen. Wir werden wissen.«
Alexander von Humboldt: »Wissen und Erkennen sind die Freude und die Berechtigung der Menschheit.« [Ausgezeichneter Satz! Wenn er auch nur für eine Minderheit der Menschen zutrifft.] »Überall geht ein früheres Ahnen dem späteren Wissen voraus.« [Oft aber nicht immer.]
Thomas Hobbes: »Alles Wissen ist Erinnerung.« [Das engt den Begriff Wissen zu sehr ein. Wissen ist darüber hinaus mehr.]
Robert Jungk: »Es gilt nicht mehr der Satz: Denn sie wissen nicht, was sie tun. Heute muss es heißen: Sie tun nicht, was sie wissen.«
Konfuzius: »Man soll den Menschen nicht ein Wissen zumuten, für das sie nicht reif sind.«
Konrad Lorenz: »Der Irrglaube, dass nur das rational Erfassbare oder gar nur das wissenschaftlich Nachweisbare zum festen Wissensbesitz der Menschheit gehöre, wirkt sich verderblich aus. Er führt die ›wissenschaftich aufgeklärte‹ Jugend dazu, den ungeheuren Schatz von Wissen und Weisheit über Bord zu werfen, der in den Traditionen jeder alten Kultur wie in den Lehren der großen Weltreligionen enthalten ist.«
Isaac Newton: »Sein und Wissen ist ein uferloses Meer: Je weiter wir vordringen, um so unermesslicher dehnt sich aus, was noch vor uns liegt; jeder Triumph des Wissens schließt hundert Bekenntnisse des Nichtwissens in sich.«
Nietzsche: »Die gewöhnlichste Form des Wissens ist die ohne Bewusstheit. Bewusstheit ist Wissen um ein Wissen.« [Bewusstsein haben höhere Tiere und Menschen. Bewusstsein davon, dass man Bewusstsein hat, ist eine höhere Form von Bewusstsein und auch unter Menschen die Ausnahme.]
Novalis: »Auf Vergleichen, Gleichen lässt sich wohl alles Erkennen, Wissen zurückführen.« [Das ist nur ein Aspekt von Wissen. Eine andere Einengung des Begriffs als bei Hobbes.]
Alberto Moravia: »Der Kluge häuft Wissen, der Weise sortiert es.«
Karl Popper: »Unser Wissen ist ein kritisches Raten, ein Netz von Hypothesen, ein Gewebe von Vermutungen.«
Wilhelm Reich: »Liebe, Arbeit und Wissen sind die Quellen unseres Daseins. Sie sollen es auch regieren.«
Friedrich Rückert: »Das Wissen ist ein Quell, der unversieglich quillt, den nie der Durst erschöpft und der den Durst nie stillt.«
Herbert Spencer: »Wissen ist die niederste Art nicht vereinigten Wissens; Wissenschaft ist teilweise vereinigtes, Philosophie völlig vereinigtes Wissen.«
Leonardo da Vinci: »Das Wissen ist Kind der Erfahrung.« [Die Herkunft des Wissens wird hier zu stark eingeengt. Leonardo da Vinci hat viele Entdeckungen gemacht. Und das Wissen, welches dazu nötig war, hatte er auch durch Denken und Intuition.]