Tiere

Tiere sind als  evolutionäre Vorstufen des Menschen von philosophischem Interesse. [1]

Erkenntnistheorie: Wenn man sich die Erkenntnismöglichkeiten der verschieden hoch entwickelten Tiere ansieht, dann lassen sich daraus philosophische  Hypothesen über die Erkenntnismöglichkeiten des Menschen ableiten. Interessante Gedanken dazu gibt es u. a. von  William James und Hoimar von Ditfurth, besonders gut in seinem Buch Innenansichten eines Artgenossen, Kapitel  Die Welt ist nach oben offen. Die Tiere haben nur einen begrenzten Einblick in ihre Umwelt. Wir Menschen haben zwar einen größeren Einblick in unsere Umwelt, quantitativ und qualitativ. Aber auch unser Einblick ist begrenzt. [2] Anderswo im All oder in der Zukunft eventuell auf der Erde existierende höheren Arten könnten ebenfalls über ein quantitativ und qualitativ höheres Erkenntnisvermögen verfügen.

Verhaltensforschung: Durch Forschungen an Tieren bezüglich ihres Verhaltens lassen sich  Hypothesen ableiten, über Ursachen und Veränderungsmöglichkeiten menschlichen Verhaltens. Forscher auf diesem Gebiet haben allerdings ganz unterschiedliche Theorien entwickelt. (Lorenz, Skinner.)

Durch Beobachtung von Herdentieren, ihrem Verhalten, ihrer Rangordnung etc. lassen sich Schlüsse ziehen über die Lebens- und Verhaltensweisen unserer tierischen und steinzeitlichen Vorfahren. Viele Theorien über angebliche Naturzustände des Menschen (z. B. bei Hobbes, Locke, Rousseau, Marx und Engels) erscheinen dann nicht mehr besonders plausibel.

Gegen die Idealisierung der Tiere: »Wenn man die Kinder und die Tiere zu sehr liebt, liebt man sie gegen die Menschen.« schrieb Sartre, in Die Wörter Trotz aller sonstigen Differenzen gebe ich ihm in diesem Punkte Recht. Erwachsene Menschen können Vernunft und Kultur in einem Ausmaße haben, wie es Kinder und Tiere nicht haben können. Eine Idealisierung der Kinder und Tiere geht häufig einher mit einer Abwertung dieser Bereiche, die das menschliche Leben gegenüber anderen Lebensformen zu einer qualitativ höheren Lebensform machen. [3] Gegen eine Idealisierung der Tiere habe ich mich u. a. in meinen philolex-Beiträgen Gegen die Idealisierung der Natur und Über die negative Seite des Menschen ausgesprochen. Im Übrigen bedeutet eine solche Einstellung in keiner Weise eine Idealisierung des erwachsenen Menschen, oder dass man etwa dafür sei, Kinder und Tiere schlecht zu behandeln.

So wie ich nicht mit letzter Sicherheit wissen kann, ob mein Mitmensch Bewusstsein hat (Problem des Solipsismus), so kann ich auch nicht wissen, ob ein Tier Bewusstsein hat. (  Descartes glaubte, Tiere seien bewusstlose Maschinen.) Aber so wie ich im praktischen Leben davon ausgehe, dass mein Mitmensch wie ich ein bewusstes sich wissendes Ich ist, so gehe ich davon aus, dass Tiere Bewusstsein haben. Aber das Bewusstsein der Tiere ist dumpfer, qualitativ niedriger, als das von Menschen. (Sobald sie keine Babys mehr sind, besonders aber, wenn sie erwachsene und gebildete Menschen sind.) Die Höhe und der Umfang des Bewusstseins hat nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach etwas zu tun mit dem Entwicklungsstand des Gehirns, des Nervensystems und der Sinnesorgane. Deshalb sollte man sich bei jeder Art von Tierhaltung davor hüten, die Tiere zu »vermenscheln« und anzunehmen, sie würden ihre Lebensumstände so erleben, wie wir sie erleben würden, müssten wir unter diesen Lebensumständen existieren. [4]


Zitate zu Tieren

Darwin: »Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück.«

Epikur von Samos: »Tiere und kleine Kinder sind der Spiegel der Natur

Sigmund Freud: »Ich ziehe die Gesellschaft der Tiere der menschlichen vor. Gewiss, ein wildes Tier ist grausam. Aber die Gemeinheit ist das Vorrecht des zivilisierten Menschen.«

Gandhi: »Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandeln.«

Maxim Gorki: »Nach manchen Gesprächen mit Menschen hat man den Wunsch, einen Hund zu streicheln, einem Affen zuzulächeln und vor einem Elefanten den Hut zu ziehen.«

Bernhard Grzimek: »Die Kenntnis der Tiere ist eine Voraussetzung für die Selbsterkenntnis des Menschen.«

Herder: »Der Menschen ältere Brüder sind die Tiere. Ehe jene da waren, waren diese. Jede Geschichte der Menschheit also, die ihn außer diesem Verhältnis betrachtet, muss mangelhaft und einseitig werden.«

Erich Kästner: »Die ersten Menschen waren nicht die letzten Affen.«

Lichtenberg: »Der Mensch kommt unter allen Tieren in der Welt dem Affen am nächsten.« »Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel herausgucken.«

Konrad Lorenz: »Ich habe, glaube ich, die Zwischenstufe zwischen Tier und Homo sapiens gefunden. Wir sind es.«

Christian Morgenstern: »Wenn der moderne Mensch die Tiere, deren er sich als Nahrung bedient, selbst töten müsste, würde die Anzahl der Pflanzenesser ins Ungemessene steigen.« »Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt.«

Schopenhauer: »Mensch: im Grunde ein wildes Tier. Wir kennen es bloß im Zustand der Bändigung und Zähmung.«

Mark Twain: »Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf weitere Experimente verzichtet.« [Wo Gott (bzw. die Natur) aufgehört hat, müssen wir weitermachen!]


Sprichwort: »Je mehr ein Affe steigt, je mehr Hintern er zeigt.«


Von mir selbst: »Ich habe auch mal unter Schuppen gelitten. Aber dann habe ich mir ein Aquarium angeschafft.« »Katzen sind ruhig, friedlich und sauber. Hunde sind laut, aggressiv und dreckig.« »Es gibt Hundehalter, die haben soviel Scheiße im Kopf, das es sie nicht stört, wenn außerhalb ihres Kopfes auch überall Scheiße ist.«


Witz: »Wer mit den Vögeln aufsteht, fleißig ist wie eine Biene, Kräfte hat wie ein Stier, rackert wie ein Pferd und abends müde ist wie ein Hund, der sollte schleunigst zum Tierarzt gehen: Möglicher Weise ist er ein Kamel!«


Zur philolex-Startseite


Anmerkungen

Anm. 1: Ich dachte zuerst daran zu schreiben: »Tiere sind nicht nur von kulinarischem, sondern auch von philosophischem Interesse.« Aber dann würde ich ins kabarettistische abweichen. Und es gibt auch manchen Vegetarier unter meinen Lesern. Zurück zum Haupttext

Anm. 2: Näher auseinandergesetzt habe ich mich mit diesem Thema u. a. in meinem Aufsatz zur  ErkenntnistheorieZurück zum Haupttext

Anm. 3: Siehe auch meine (etwas sarkastische) Anmerkung zu den  Walen. – Zurück zum Haupttext

Anm. 4: In diesem Zusammenhang ein paar Anmerkungen zur industriellen Fleischproduktion: Auch Tiere erleben Schmerzen. Deshalb muss man gegen Tierquälerei vorgehen. Aber die Massentierhaltung grundsätzlich abzulehnen, beruht meistens auf einer »Vermenschelung« der Tiere. Die Kritiker der Massentierhaltung gehen immer mit den Augen, genauer noch mit den Gehirnen der Menschen durch die Mastanlagen. Noch genauer: Mit den Sinnesorganen und Gehirnen erwachsener Intelektueller, die mit ihrem intelektuellen und ästhetischen Niveau schon über dem Durchschnitt der Menschen stehen. Sie berücksichtigen nicht, dass Tiere eine ganz andere Art oder Höhe des Bewusstseins haben. Außerdem: Ohne Massenproduktion kein Massenwohlstand. Wenn die Fleischproduktion nicht industrialisiert wäre, dann würden nur die reicheren Bevölkerungsteile regelmäßig Fleisch essen. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie. In meiner Kindheit in den 50er und 60er Jahren gab es nur Sonntags Fleisch. Schinken gab es nur an Weihnachten und Ostern. Heute kaufe ich soetwas beinahe täglich. Die Industrielle Fleischproduktion generell zu verteufeln ist faktisch asozial und passt in die neoliberale Zeitströmung. Der angenommenen Besserstellung der Tiere soll ein weiteres Stück sozialer Gerechtigkeit geopfert werden. Zurück zum Haupttext


Zur philolex-Startseite


Copyright © by Peter Möller, Berlin.