Zu Beginn der Kulturentwicklung sahen die Menschen hinter jeder Naturgewalt, hinter jedem Ereignis eine planende, wollende und bewusste Kraft, so wie der Mensch eine ist. (Animismus)
Viele dieser Kräfte wurden dann zu Göttern, Halbgöttern oder anderen geistigen Wesen. Da gab es den Regengott, den Gott, der für Glück und Pech verantwortlich war, die Fruchtbarkeitsgöttin etc. Daraus entwickelten sich die Götterwelten z. B. die der Germanen, Griechen und Römer. (Polytheismus = Viele Götter.)
Bei einigen Völkern bzw. in einigen Kulturkreisen verschwanden nach und nach alle diese speziellen Götter und es blieb nur noch ein einziger Gott übrig. (Monotheismus = Ein Gott.) Beispiele: Juden, Christen und Moslems. (Sehen Sie auch Theismus.)
Diesen vielen Göttern der polytheistischen und der monotheistischen Religionen ist eines gemeinsam: Sie sind weder empirisch noch rational nachweisbar. Man kann sie nicht sehen oder hören und nicht auf ihre Existenz schließen wie z. B. auf ein Naturgesetz. [1] Die Götter wenden sich auch nicht an die Menschen, was ja das Einfachste wäre, um ihre Existenz zu beweisen. Die Menschen haben es nie mit den Göttern zu tun, sondern immer nur mit Menschen oder Menschengruppen, die behaupten im Auftrag der Götter bzw. des Gottes zu handeln. [2] Beglaubigungsschreiben legen sie allerdings keine vor, oder nur angebliche, die sie oder ihre Vorgänger selbst geschrieben haben. Deshalb gibt es viele Menschen, die bezweifeln, dass es überhaupt einen Gott gibt. (Atheismus)
Sehen Sie hierzu den I. Abschnitt meines Aufsatzes Gibt es höhere Wesen und höhere Welten? Gott
Es gibt zwei prinzipiell unterschiedliche Gottesvorstellungen: Man kann sich Gott vorstellen als eine sich wissende Person, so wie der Mensch eine ist, oder als unpersönliche geistige Kraft. (Pantheismus) [Meine Abneigung und meine Polemik richten sich gegen die Vorstellung von einem persönlichen Gott, nicht gegen die Vorstellung, die Welt könnte eventuell ein primär geistiger Tatbestand sein.]
Sehen Sie zu diesem Thema auch meine
Darstellung und Kritik der diversen Gottesbeweise.
Die christliche Religion behauptet die Allmächtigkeit, Allwissenheit und Allgüte Gottes. Wie das Böse und das Elend in die Welt kommt, ist dann kaum noch erklärbar. Der deutsche Philosoph Leibniz glaubte vor 300 Jahren dieses Problem dadurch lösen zu können, dass er einfach erklärte, diese Welt sei die beste aller möglichen. (Trotz Kriegen, Hungersnöten, Seuchen, Naturkatastrophen etc.) Leibniz zog mit dieser Behauptung schon damals den Spott auf sich, z. B. den Voltaires. Inzwischen ist in der Praxis x-fach bewiesen worden, dass die Welt besser sein kann, in dem sie Schritt für Schritt verbessert wurde, z. B. bei der Bekämpfung von Krankheiten oder der Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln. (Leider galt dies bisher immer nur für bestimmte Gruppen von Menschen zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten.)
Für das von den Menschen angerichtete Elend machen die Christen die Menschen verantwortlich, da Gott den Menschen die Freiheit gegeben habe, sich für das Gute oder das Böse zu entscheiden. Selbst wenn man dieser Argumentation folgen würde, wäre für das unabhängig vom menschlichen Handeln existierende Elend auch dann weiterhin Gott verantwortlich. Aber die Argumentation ist unschlüssig. Wenn Gott allwissend wäre, hätte er vorher gewusst, was die Menschen anrichten werden, und wenn er allmächtig wäre, hätte er friedlichere, klügere Menschen schaffen können. Und selbst wenn er früher einen Fehler gemacht hätte was schon im Widerspruch zur Behauptung der Allmächtigkeit stünde hätte Gott auch unmittelbar eingreifen können, als z. B. in Auschwitz die Juden vergast wurden. (Ich hätte als Beispiel auch andere Massenmorde anführen können.)
Man kann es drehen und wenden, wie man will:
Wenn es einen allmächtigen und allwissenden Gott gäbe, würde er sich nicht nur der ständigen unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen, er wäre darüber hinaus der wissentliche, vorsätzliche Schöpfer allen Elends, einschließlich des ewigen Elends in der ewigen Verdammnis. Mit Liebe oder Güte wäre ein solches Verhalten unvereinbar. |
Es können bestimmt nicht alle Menschen komplizierte wissenschaftliche Theorien gedanklich nachvollziehen, aber die allermeisten Menschen wären dazu in der Lage zu erkennen, dass die Behauptung der Allmächtigkeit, Allwissenheit und Allgüte Gottes im Anbetracht des Zustandes und der Funktionsweise der Welt nicht schlüssig ist. [3] Gott zeige sich in seinen Werken, wird des Öfteren gesagt. Aber aus der Welt lässt sich eher ein böser Gott als ein guter Gott ableiten. ( Schopenhauer) Aber warum glauben dann soviele Menschen an einen »Lieben« Gott? Die Menschen glauben, was sie wünschen. ( Feuerbach) Und es ist erheblich angenehmer an einen »Lieben Gott« als an einen »Bösen Gott« zu glauben.
Und es kommt noch etwas zweites hinzu: Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass, wenn man erstmals die Richtigkeit der anerzogenen Glaubenssätze bezweifelt, dies mit Angstzuständen verbunden ist. Es wird einem ja schließlich nichts weniger angedroht als ewige ( ! ) Folter. [4]
Die Fortexistenz Gottes wird durch Angstzustände gesichert. |
Ein sehr mächtiges Wesen, dass mir übles androht, wenn ich es nicht anbete oder gar Witze über es mache , würde ich fürchten soweit ich an es glauben könnte , aber doch nicht achten und lieben. Ein solches Wesen würde sich durch solche Drohungen ja selbst disqualifizieren. (Wenn ich Gott wäre, wäre es mir ziemlich egal, ob Wesen, die geistig Lichtjahre unter mir stehen, mich verehren oder nicht.)
Der Begriff der Allmächtigkeit ist in sich unschlüssig, wie schon einige Mönche zur Zeit der Scholastik herausfanden. Sie fragten. »Kann Gott einen Gegenstand herstellen, den er nicht wieder zerstören kann?« Egal, ob man diese Frage mit Ja oder Nein beantwortet, die Allmächtigkeit ist dahin. Der Begriff Allmächtigkeit stellt ein Paradoxon dar.
Es gibt die Behauptung, es müsse einen Schöpfergott geben, weil sich ansonsten nicht die Existenz der Welt erklären ließe. Woher dieser Schöpfergott kommt, dass sei uns dagegen verschlossen. Das Erklärungsproblem wird so nur um eine Station verschoben.
Als Agnostiker ziehe ich in Erwägung, dass es einen Gott gibt, wenn ich auch die Existenz eines persönlichen Gottes für sehr unwahrscheinlich halte. (Da halte ich schon eher eine unpersönliche geistige Kraft für wahrscheinlich. Siehe Pantheismus und mein Essay Gibt es höhere Wesen und höhere Welten?.) Sollte ich nach meinem Sterben als geistige Person fortexistieren und im Jenseits einem göttlichen Wesen begegnen wie manche berichtet haben, die schon einmal klinisch tot waren dann würde ich mich zuersteinmal fragen, ob das, was ich gerade erlebe, nicht eventuell ein Traum ist, eine Halluzination, eventuell hervorgerufen durch körpereigene Rauschmittel. Denn im jetzigen Leben ziehe ich ja auch in Erwägung, dass die Welt um mich herum mein subjektives Produkt ist und ich nicht wissen kann, was sich hinter meiner subjektiven Welt tatsächlich verbirgt. Warum sollte ich nach meinem Sterben anders verfahren? Sollte dieses Erleben aber von einer solchen mir im Moment unvorstellbaren Art sein, dass kein Zweifel an der objektiven Existenz dieses göttlichen Wesens bliebe, dann würde ich es fragen, warum es eine Welt mit soviel Dummheit und Grausamkeit gemacht hat. Eine Welt, in der in der Regel die Verbrecher und Dummköpfe besser zurechtkommen als die klugen und sensiblen Wesen. D. h. sollte es tatsächliche einen persönlichen Gott geben, so müssten sich nicht nur die Menschen vor diesem Gott rechtfertigen. Auch dieser Gott müsste sich vor den Menschen rechtfertigen. Ansonsten wäre er nur ein hassenswerter Despot.
Eine christliche Tugend besteht darin, Gott zu loben und zu preisen. Als Agnostiker ziehe ich in Erwägung, dass es einen Gott gibt. Sollte es so sein, gibt es aber einige vernünftige Gründe dafür, ihn nicht zu loben.
1. Wie weiter oben schon näher ausgeführt, kann man sich nicht sicher sein, ob es Gott überhaupt gibt und wenn, wie er beschaffen ist und was für ein Verhalten er von den Menschen erwartet. Erschwerend kommt hinzu, dass es Hunderte verschiedener religiöser Gruppen gibt, die einem zum Teil völlig verschiedenes darüber erzählen. Ein Wesen, das seine Existenz und Beschaffenheit so im Unklaren lässt, sollte man nicht loben.
2. Es gab und gibt milliardenfaches Leid und Elend. Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis, Seuchen, Hungersnöte, Kriege, Massenmorde etc. Und auch bei den Menschen, die von solchen großen Katastrophen nicht betroffen sind, gibt es viel Unglück z. B. bedingt durch Krankheit oder Einsamkeit. Die Schöpfung einer solchen Welt verdient kein Lob. (Sechs! Setzen ;-) Schon gar nicht, sollte der Schöpfer allmächtig und allwissend sein. Dann hätte er wirklich eine bessere Welt machen können.
3. Sollte es einen Gott geben, der diese Welt geschaffen hat, dann wäre es ein sehr mächtiges, in seiner geistigen Kraft, in seiner Schöpfungspotenz so weit über den Menschen stehendes Wesen, dass wir im Vergleich zu ihm wie Insekten oder Bakterien wären. Ein solcher Gott würde auf unser Lob wahrscheinlich gar kein Wert legen. Ob Wesen, die geistig Lichtjahre unter ihm stehen, ihn und seine Schöpfung schätzen, wäre ihm wahrscheinlich egal. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte um mich herum eine große Schar geistiger Zwerge, die mich ununterbrochen anhimmeln, mich ständig loben und preisen, mir erzählen was für ein toller Typ ich sei, ohne jemals zu widersprechen, jemals eine kritische Bemerkung zu machen, dann würde mir das ziemlich auf den Geist gehen.
4. Sollte es aber einen Gott geben, der darauf Wert legt, ständig gelobt und gepriesen zu werden, dann wären dies ein weiterer Grund ihn nicht zu loben. Was wäre das für ein eitler Fatzke? Ein so mächtiges Wesen, dass nichts besseres zu tun hätte, als sich eine Welt und Lebewesen zu schaffen, nur damit er etwas hat, das ihm ständig zujubelt?
5. Sollte es einen Gott geben, der von mir erwartet, dass ich ihn lobe und preise und mir anderenfalls ewige Folter in der Hölle androht, dann wäre dies ein weiterer Grund ihn nicht zu loben. Das wäre ja gar kein »Lieber« Gott. Das wäre ja ein Despot, das wäre ein Teufel. Ein Lob, welches nur ausgesprochen wird, um Folter zu vermeiden, wäre gar kein ehrliches Lob.
6. Sollte jemand aus Hoffnung auf eine spätere ewige Glückseligkeit im Himmel Gott loben, dann wäre auch dies kein ehrliches Lob, sondern ein berechnendes. Wenn die Verehrungs- und Anbetungswürdigkeit Gottes davon abhänge, dass er dem individuellen Menschen Unsterblichkeit und ewige Glückseligkeit verschaffen könne, dann sei die Wurzel der Religion der Egoismus, meinte Feuerbach.
Peter Altenberg: »Gott denkt in den Genies, träumt in den Dichtern und schläft in den übrigen Menschen.«
Thomas von Aquin: »Gott hat weder Anfang noch Ende, er besitzt sein ganzes Sein auf einmal worin der Begriff der Ewigkeit beruht.«
Michail Bakunin: »Wenn Gott existiert, ist der Mensch ein Sklave; der Mensch kann und soll aber frei sein: folglich existiert Gott nicht.«
Wolfgang Borchert: »Oh, wir haben dich gesucht, Gott, in jeder Ruine, in jedem Granattrichter, in jeder Nacht. Wir haben dich gerufen. Gott! Wir haben nach dir gebrüllt, geweint, geflucht! Wo warst du da, lieber Gott?«
Richard Dawkins: »Entscheidend ist nicht, ob Gottes Existenz widerlegbar ist (das ist sie nicht), sondern ob sie wahrscheinlich ist.«
Charles Baudelaire: »Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, nicht selbst zu existieren braucht.«
Karl Heinz Deschner: »Ein Gott, der die Hölle gemacht, verdient als einziger darin zu braten.«
Meister Eckhart: »Der höchste Engel und die Seele und die Mücke haben ein gleiches Bild in Gott.«
Arthur Stanley Eddington: »Die moderne Physik führt uns notwendig zu Gott hin, nicht von ihm fort. Keiner der Erfinder des Atheismus war Naturwissenschaftler. Alle waren sie sehr mittelmäßige Philosophen.«
Albert Einstein: »Gott würfelt nicht.« »Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden.«
Heinz Erhardt: »Aus Nichts hat Gott die Welt gemacht, so steht es im Brevier. Doch manchmal hab ich den Verdacht, er macht sich nichts aus ihr.«
Ludwig Feuerbach: »Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel steht, sondern der Mensch schuf, wie ich im ›Wesen des Christentums‹ zeigte, Gott nach seinem Bilde.«
Galileo Galilei: »Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.«
Gandhi: »Gott ist die Summe alles Lebenden. Wenn wir auch nicht Gott sind, so sind wir doch Teil Gottes, so wie selbst der kleinste Wassertropfen Teil des Ozeans ist.«
Kant: »Denn wenn Gott zum Menschen wirklich spräche, so kann dieser doch niemals wissen, dass es Gott sei, der zu ihm spricht.« »Der Beweisgrund von dem Dasein Gottes, den wir geben, ist lediglich darauf erbauet, weil etwas möglich ist.«
Karl Kraus: »Ein Blitzableiter auf einem Kirchturm ist das denkbar stärkste Misstrauensvotum gegen den lieben Gott.«
Lichtenberg: »Ich dank' es dem lieben Gott tausendmal, dass er mich zum Atheisten hat werden lassen.«
Ludwig Marcuse: »Furcht schuf Götter. Das hätte gut gehen können, dann aber schufen Götter Furcht, deshalb erst wurden sie Feinde menschlichen Glücks.«
Johann Nepomuk Nestroy : »Und weil er uns sonst niederhaut, // Drum preisen wir ihn alle laut.« [Ob er damit Gott meinte, oder die Despoten seiner Zeit, weiß ich nicht. Passt aber auf die Gottesvorstellung der beiden »großen« Religionen Christentum und Islam.]
Nietzsche: »Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet.« »Wie? ist der Mensch nur ein Fehlgriff Gottes? Oder Gott nur ein Fehlgriff des Menschen?«
Max Planck: »Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller seiner Überlegungen.«
Bertrand Russell: »Ich glaube übrigens, dass das gesamte Universum mitsamt allen unseren Erinnerungen, Theorien und Religionen vor 20 Minuten vom Gott Quitzlipochtli erschaffen wurde. Wer kann mir das Gegenteil beweisen?«
Arthur Schopenhauer: »In meinem 17ten Jahre, ohne alle gelehrte Schulbildung, wurde ich vom Jammer des Lebens so ergriffen wie Buddha in seiner Jugend, als er Krankheit, Alter, Schmerz und Tod erblickte. Die Wahrheit, welche laut und deutlich aus der Welt sprach, überwand bald auch die mir eingeprägten jüdischen Dogmen, und mein Resultat war, dass diese Welt kein Werk eines allgütigen Wesens sein könnte, wohl aber das eines Teufels, der Geschöpfe ins Dasein gerufen, um am Anblick ihrer Qual sich zu weiden; darauf deuteten die Data, und der Glaube, dass es so sei, gewann die Oberhand.«
George Bernard Shaw: »Die Behauptung, dass ein Gläubiger glücklicher sei als ein Ungläubiger, ist genauso unrichtig, wie dass ein Betrunkener glücklicher sei als ein Nüchterner.«
Stendhal: »Die einzige Entschuldigung für Gott ist, dass es ihn nicht gibt.«
Rabindranath Tagore : »Gott wohnt in jeden Menschen und wenn wir ihn finden wollen, dann können wir ihn nur in den Tiefen unseres Herzens begegnen, dort ist er zu Hause. Das ist der einzige Ort, an dem Gott wohnt.«
Voltaire: »Gott ist ein Komödiant, der vor einem Publikum spielt, das zu ängstlich zum Lachen ist.«
Von mir selbst:
Die Worte »Gott« und »Gut« sind verwandt!
Käme das Wort »Gott« von »Böse«, dann hieße »Gott« »Boss«.
Da lacht sogar unser Chef.