Anarchismus

 Kurzbeschreibung des Anarchismus
 Vertreter des Anarchismus
 Meine Kritik am Anarchismus


Anarchismus

Anarchismus ist die philosophisch/politisch/soziologische Lehre bzw. Überzeugung, die besagt, dass eine ideale menschliche Gesellschaft keine Hierarchie, keine Regierung und keinen Staat haben sollte. Verbunden damit ist in der Regel die Überzeugung, dass die Menschen von Natur aus gut seien, und erst durch die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse schlecht gemacht würden. Einige Anarchisten propagieren den gewaltsame Umsturz (z. B.  Bakunin) andere lehnen Gewalt zur Herbeiführung der Anarchie ab und setzen auf Erziehung (z. B.  Godwin). Ersetzt werden solle der Staat durch grenzenlose Freiheit des Einzelnen und/oder durch freiwillige Zusammenschlüsse gleichberechtigter Menschen. Auch auf ökonomischem Gebiet wird die freiwillige Kooperation gleichberechtigter Menschen dem Kapitalismus und anderen auf Autorität und Privateigentum beruhenden Wirtschaftsordnungen vorgezogen. (Einige Anarchisten haben unbeschränktes Privateigentum gefordert z. B.  Proudhon.)

Anhänger des Anarchismus betonen häufig den Unterschied von Anarchie und Anomie. Anarchie sei Herrschaftslosigkeit, deshalb aber nicht gleich eine Gesellschaft ohne Gesetz und Ordnung.

Anarchosyndikalismus: Eine in den romanischen Ländern früher mal bestehende sozial-revolutionäre Bewegung, die die Arbeiter organisieren wollte und nur die Gewerkschaften als effektive Kampforgane betrachteten.

In Ihren langfristigen Vorstellungen über die menschliche Gesellschaft gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Anarchisten und Kommunisten. Wie allerdings herrschaftsfreie, staatenlose Verhältnisse herbeigeführt werden können, über den Weg dorthin, gibt es zwischen Anarchisten und Kommunisten starke Unterschiede, weshalb diese beiden Richtungen von ihrer Entstehung an stark verfeindet waren. Ganz grob kann man sagen, dass die Anarchisten hierarchische Organisationen und Institutionen zur Beseitigung von Hierarchien ablehnten, während die Kommunisten gerade solche für notwendig hielten.

Auch die Liberalen haben eine starke Abneigung gegen zuviel Staat. Im Gegensatz zu den Anarchisten glauben sie aber nicht, dass man irgendwann einmal ganz auf ihn verzichten könne.


Bedeutende Anarchisten

Der Engländer William Godwin (1756–1836) ist Vertreter eines gewaltfreien individualistischen Anarchismus. Er sah den Menschen als Vernunftswesen. Er wollte die offene Diskussion, in der sich die Wahrheit durchsetzen werde.

Der Franzose Pierre Joseph Proudhon (1809–1865). Eines der Hauptangriffsziele von Marx und Engels in den 40 Jahren des 19. Jahrhunderts. Seine bekannteste Aussage ist: »Eigentum ist Diebstahl.« Allerdings unterschied er verschiedene Eigentumsarten und vertrat trotz dieses Satzes das Recht auf grenzenloses Privateigentum.

Der Russe Michael Bakunin (1814–1876) war Vertreter eines gewaltbereiten, kollektivistischen Anarchismus. Nicht nur ein entschiedener Kritiker sozialer Ungleichheit, sondern auch ein entschiedener Kritiker des Marxismus. Bakunin in prophetischer Vorausschau dessen, was kommen wird 1873 über die Marxisten:


»Sie gründen eine einzige Staatsbank, konzentrierend in ihren Händen alle kommerziell-industrielle, ländliche und selbst wissenschaftliche Produktion; und teilen die Masse des Volks in zwei Armeen: industrielle und agrikole unter dem unmittelbaren Kommando von Staatsingenieuren, die einen neuen privilegierten wissenschaftlich-politischen Stand bilden.« (Zitiert an nach MEW 18/638)



Der Russe Peter Kropotkin (1842–1921), politisch an Bakunin orientiert, war naturwissenschaftlich interessiert und stellte belegt durch viele Beobachtungen die These auf, dass die erfolgreichste Strategie in der Evolution die gegenseitige Hilfe sei, nicht das Überleben des Stärksten. Damit hat er den Altruismus in der Natur aufgewiesen.


»In der Betätigung gegenseitiger Hilfe die wir bis an die ersten Anfänge der Entwicklung verfolgen können, finden wir also den positiven und unzweifelhaften Ursprung unserer Moralvorstellungen; und wir können behaupten, dass in dem ethischen Fortschritt des Menschen der gegenseitige Beistand – nicht gegenseitiger Kampf – den Hauptanteil gehabt hat. In seiner umfassenden Betätigung – auch in unserer Zeit – erblicken wir die beste Bürgschaft für eine noch stolzere Entwicklung des Menschengeschlechts.«




Meine Kritik am Anarchismus

Ein illusorisches Menschenbild. Egoismus und Eigentumsstreben liegen in unserer Natur und sind nicht aberziehbar. (Sie können allerdings von Mensch zu Mensch und von Zeit zu Zeit unterschiedlich stark in Erscheinung treten.) Der Mensch neigt dazu zum eigenen Vorteil andere zu schädigen. Ohne staatliche Gewalt hätte wir schnell die rücksichtslose Herrschaft der Stärkeren. Auch Altruismus liegt in unserer Natur, hebt aber den Egoismus nicht auf, sondern macht uns zu ambivalenten Wesen. In Großgesellschaften (und beim heutigen Stand der Verkehrs- und Kommunikationsmöglichkeiten auf dem ganzen Planeten) kommen wir ohne staatliche und überstaatliche Institutionen nicht aus.


Zur philolex-Startseite


Copyright © by Peter Möller, Berlin.