Karl Marx (18181883) war Philosoph, Ökonom, Journalist und Politiker. Deutscher mit jüdischer Abstammung. Lebte seit 1849 bis zu seinem Tode in London. Von philosophischem Interesse sind besonders die Frühwerke, die Marx zum großen Teil zusammen mit Friedrich Engels in den 40er Jahren schrieb. Später überwogen ökonomische und politische Texte.
Friedrich Engels (18201895) hat eng mit Marx zusammengearbeitet, seine Auffassungen stimmen weitgehend mit denen Marxens überein. Deshalb werden beide in einem Beitrag dargestellt. Engels hat allerdings in den zwölf Jahren, die er Marx überlebte, einige Akzente anders gesetzt. (Z. B. in der Verelendungstheorie und in der Bewertung der parlamentarischen Demokratie.)
Außerordentliche geschichtliche Wirkungen: Keine andere Person des 19. Jahrhunderts hat durch seine Schriften und Theorien den Verlauf der Geschichte des 20. Jahrhunderts so sehr beeinflusst wie Marx. Daran ändert auch nichts, dass die Geschichte anders abgelaufen ist, als Marx und Engels sich das gedacht hatten, und dass der Marxismus spätestens am Ende des 20. Jahrhunderts für undogmatische Beobachter, wie z. B. Karl Popper, schon viel früher als gescheitert angesehen werden konnte.
Auch für die weitere Philosophiegeschichte hatten die Theorien von Marx und Engels eine große Bedeutung. Viele Philosophen des 20. Jahrhunderts haben in starkem oder weniger starkem Maße an den Marxismus angeknüpft. (Siehe Marxismus im 20. Jahrhundert.)
Marxens Hauptverdienst liegt in der Erkenntnis der große Bedeutung der ökonomischen Verhältnisse für den Gesellschaftsaufbau und den Verlauf der Geschichte. Ein Zurück hinter Marx ist in der Gesellschaftswissenschaft nicht möglich. Darüber hinaus hat Marx die Wissenschaft der Ökonomie bereichert und Interessantes über die Religion geschrieben.
Seine Hauptirrtümer waren besonders drei:
Der Absolutismus war der Wurm, der von Anfang an im Marxismus gesteckt hat. Marx hat zwar mal auf die Frage nach dem Motto seines Lebens geantwortet: »De omnibus dubitandum« (MEW 31/597), aber er hat sich nicht an diesen Satz gehalten. Er war ein Absolutist und Dogmatiker reinsten Wassers. Er hat sich entsprechend arrogant über Andersdenkende geäußert. Diese Arroganz kommt besonders im Briefwechsel zwischen Marx und Engels (der in Manchester lebte) zum Ausdruck.
Hegels Bedeutung für den Marxismus: Marx und Engels waren ursprünglich Junghegelianer. Am Anfang des Marxismus stand nicht eine empirische Untersuchung der Menschen und der gesellschaftlichen Zustände oder der Geschichte der Menschheit, sondern eine kritische Auseinandersetzung mit der hegelschen Philosophie! Viele Behauptungen von Marx und Engels sind überhaupt nur so erklärlich. Der Marxismus ist am besten zu verstehen als eine teilweise Übernahme, eine teilweise Umformung und eine teilweise Ablehnung hegelscher Gedanken. Und aufbauend darauf wurden dann auch zusätzlich eigene Gedanken entwickelt
Die Philosophie wird aufgehoben und dadurch verwirklicht oder umgekehrt. Marx hat bei dieser Aussage eine sehr eingeschränkte Vorstellung von Philosophie. Für ihn ist Philosophie gleich hegelsche Philosophie.
Materialismus: Alle Philosophie ließe sich in zwei Hauptgruppen einteilen: Materialismus und Idealismus. (Das sagte schon Fichte.) Die Idealisten gingen aus vom Primat der Idee (eines Gottes etc.), die Materialisten gingen aus vom Primat der Materie. Engels sah allerdings auch noch eine dritte Gruppe, die in der heutigen marxistischen Literatur meistens unterschlagen wird, nämlich die der Agnostiker, die sagten, es sei dem Menschen nicht erkennbar, ob Materie oder Geist ursprünglich seien. Engels nannte für diese Gruppe als Beispiel Hume und Kant. Die Marxisten sind Materialisten. [1] Bewusstsein sei Produkt von Materie. Menschliches Bewusstsein sei ein Produkt des materiellen Organs Gehirn. Es sei mit diesem entstanden und werde mit diesem wieder vergehen. Eine individuelle Fortexistenz nach dem Tode sei unmöglich. [Mir erscheint die materialistische Antwort auf die »Grundfrage der Philosophie« weniger plausibel als eine idealistische. Näher ausgeführt habe ich dies in meinem Aufsatz Kritik des philosophischen Materialismus.]
Dialektik: Die Dialektiker sähen die Welt als etwas ständig in Bewegung, in Entwicklung Begriffenes an. Dem gegenüber stehe die Metaphysik. Dieses Wort hat in der (sowjet)-marxistischen Literatur eine andere Bedeutung als in der nicht(sowjet)marxistischen! Metaphysiker sähen die Welt als etwas statisches an. (Metaphysiker im marxistischen Sinne gibt es wohl gar nicht mehr. Es sei denn, man würde diejenigen, die hinter der Welt unserer Erscheinungen ein statische Welt annehmen (Essenzialismus), im marxistischen Sinne Metaphysiker nennen. Dazu gehörte dann z. B. Platon).
Marx hat den Anspruch im Gegensatz zu Hegel keine idealistische, sondern eine materialistische Dialektik zu vertreten. [Ich bin der Auffassung, dass Dialektik nur auf idealistischer Grundlage möglich ist und dass »materialistische« Dialektik letztlich eine kastrierte Dialektik ist. Genaueres im philolex-Beitrag Dialektik und bei Hegels Dialektik.]
Die Marxisten sind keine Erkenntnispessimisten. Eine Erkenntnis der Wahrheit durch Wahrnehmung und Verstand sei möglich. Die Praxis sei der Maßstab, an dem die Wahrheit gemessen werde. [Dem entgegne ich:
»Historischer Materialismus« bedeutet in seinem Kern, dass man die materialistische Antwort auf die Grundfrage der Philosophie auf die Geschichte und die Gesellschaft überträgt. Auch hier seien die materiellen Lebensverhältnisse das Ausschlaggebende, nicht der geistige Lebensprozess.
Eine von Marx selbst verfasste Kurzfassung des historischen Materialismus aus dem Vorwort zur Kritik der politischen Ökonomie, 1859. (MEW 13/8f) Absätze und Überschriften sind von mir.
[Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse]
»In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen.«
[Basis und Überbau]
»Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprechen.«
[Sein und Bewusstsein]
»Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.«
[Widerspruch zwischen PK und PV als Triebkraft der Entwicklung]
»Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolutionen ein.«
[Veränderungen der Basis gehen Veränderungen des Überbaus voraus]
»Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheuere Überbau langsamer oder rascher um. [...] Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neuere höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, dass die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösungen schon vorhanden oder wenigstens im Prozess ihres Werdens begriffen sind.«
[Ökonomische Formationen]
»In großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet werden.«
[Bürgerliche Gesellschaft letztes Stadium der Vorgeschichte]
»Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab.«
[Es gibt einen ganze Menge, was man gegen eine solche Sicht der Menschen, der Gesellschaft und der Geschichte sagen könnte. Ich beschränke mich vorerst auf folgende Kritik:
Die Geschichte laufe nicht zufällig mal hier hin, mal dahin, sondern sie habe einen Sinn, nämlich die Hervorbringung einer klassenlosen kommunistischen Gesellschaft. Dieser Sinn existiere unabhängig vom Denken der Menschen, verwirkliche sich aber vermittels ihrer Handlungen, da die Menschen durch die Widersprüche des Lebens gezwungen sein würden, so zu handeln, wie es zur Erreichung des Kommunismus notwendig sei. Der Sozialismus komme deshalb genauso unabwendbar wie die nächste Mondfinsternis. [2]
Die Arbeiterklasse sei dazu bestimmt diesen Sinn der Geschichte zu verwirklichen. Die These von dieser welthistorischen Mission der Arbeiterklasse steht und fällt mit zwei Voraussetzungen:
Auf Grund dieser beiden Voraussetzungen kommen die Arbeiter irgendwann mit Zwangsläufigkeit in eine Situation, in der sie von sich sagen können und sagen werden: »Ich bin nichts und ich müsste alles sein!« (MEW 1/389) Das wird der Zeitpunkt sein, an dem die Arbeiter den Kapitalismus stürzen und den Sozialismus und in seinem Gefolge den Kommunismus errichten werden.
Diese beiden zentralen Thesen sind falsch! Und damit fällt die ganze Marxsche Theorie von der Arbeiterklasse und vom Kommunismus in sich zusammen!
Dass die Arbeiter aus sich heraus nur tradeunistisches (gewerkschaftliches) Bewusstsein entwickeln können, dass sie eine Partei brauchen, die sie schult und leitet, davon wird man bei Marx und Engels nirgends etwas finden. Das hat erst Lenin behauptet.
»Wie passen Leute wie wir ... in eine Partei? ... d. h. eine Bande von Eseln, die auf uns schwört, weil sie uns für ihresgleichen hält?« Engels brieflich an Marx [5]
Im Sozialdemokratischen Programmentwurf 1891 (Erfurter Programm) hieß es: »Immer größer wird die Zahl und das Elend der Proletarier.« Engels schieb dazu (acht Jahre nach Marxens Tod): »Dies ist nicht richtig, so absolut gesagt. Die Organisation der Arbeiter, ihr stets wachsender Widerstand wird dem Wachstum des Elends möglicherweise einen gewissen Damm entgegensetzen. Was aber sicher wächst, ist die Unsicherheit der Existenz. Das würde ich hineinschreiben.« (MEW 22/231) [Engels ist hier der sozialdemokratischen Führung der damaligen Zeit ( Bebel, Liebknecht, Kautsky und weitere) gegenüber der Realist und nicht der Ideologe. Was er aber scheinbar nicht bemerkt hat, ist, dass er eine zentrale These des Marxismus aufgab, an der das ganze System hing.] [6]
Mit der Arbeitsteilung hänge auch die Entfremdung des Menschen zusammen. Bei Marx besteht das Wesen des Menschen darin, dass er arbeitet. Und er arbeite nicht irgendetwas, sondern er produziere, was er für sein Leben benötige. Er stelle nicht einfach nur Produkte her, er produziere sein Leben. Aber im Gegensatz zu früheren Entwicklungsstufen der Menschheit stehe für den modernen Arbeiter nicht mehr der Gebrauchswert seines Produkts im Vordergrund, sondern der Tauschwert, oder anders ausgedrückt, was er dafür an Lohn bekomme. Er sei nicht Eigentümer der Produktionsmittel und er sei auch nicht Herr des Produktionsprozesses. In der arbeitsteiligen Welt sei er nur ein Rädchen im Getriebe, der »Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion«. Er müsse den Weisungen des Kapitalisten folgen. Der Arbeiter entfremde sich von seinem Wesen und in dem Maße, in dem er sich selbst fremd würde, würden ihm auch seine Mitmenschen fremd.
Die Lösung dieses Problems besteht nach Marx darin, dass die Arbeitsteilung überwunden wird. Das sollte aber nicht ein Zurück zu einfachen Lebens- und Produktionsverhältnissen mit sehr niedriger Produktivität und niedrigem Lebensstandard bedeuten. Wie oben schon bemerkt, würden die modernen Arbeiter und die Menschen der Zukunft ein universelles Arbeitsvermögen besitzen und sie würden deshalb an allen Stellen des Produktionsprozesses einsetzbar sein. Sie würden sich dann in ihrem Produkt wiedererkennen, allerdings auf einer höheren Stufe als die Menschen früherer Zeiten, da sie nun nicht einfach nur ein bestimmtes Produkt für ihr Leben produzieren, sondern die universellen Produzenten der Welt sein würden. ( Negation der Negation.)
[Meine Einstellung zum Entfremdungsproblem:
Arbeitsteilung und Privateigentum sind identisch (Deutsche Ideologie, MEW 3/21ff): Solange es Arbeitsteilung gebe, z. B. in Hand- und Kopfarbeit, solange gebe es Menschen, die über die Produktionsmittel verfügten und Leute, die subaltern Befehle ausführten. Die VEB in der ehemaligen DDR wären von Marx wohl nie als Volkseigentum angesehen worden. Da die Funktionäre über die Produktionsmittel verfügten waren sie faktisch Privateigentümer dieser Produktionsmittel. Eigentum bedeutet nämlich in seinem Kern nichts anderes als die Macht, über etwas exklusiv verfügen, bzw. bestimmen zu können. Was in Gesetz-, Grund- und anderen Büchern steht, ist dagegen irrelevant, bestenfalls sekundär. (Die Verfügungsgewalt über Eigentum ist in den fortgeschritteneren Ländern heute durch Gesetze vielfach eingeschränkt). Der Unterschied zum kapitalistischen Privateigentum lag darin, dass es an die Funktion gebunden war und nicht an eine konkrete Person. Verlor man die Funktion, verlor man auch das Eigentum. Eine unmittelbare Vererbung an die Nachkommen war nicht möglich.
»Das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.« (MEW 3/534 6. Feuerbachthese) |
[Dass der Mensch ein Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse ist, ist ein wichtiger Aspekt des Menschen. Er ist Produkt seiner Sozialisation und seiner Lebensumstände. Aber er ist auch Natur und er ist auch Psyche. Gesellschaftliche Verhältnisse, die der menschlichen Natur widersprechen, sind nicht realisierbar, es sei denn man verändert diese Natur. Z. B. sieht Marx die gesellschaftlichen Ursachen von Religion, aber die in der Natur des Menschen und in seiner Psyche liegenden Ursachen von Religion sieht er nicht. Deshalb kann er annehmen, dass gesellschaftliche Veränderungen zum Absterben der Religion führen können. Zu Marxens Lebzeiten war allerdings auch die Psychologie, besonders die Tiefenpsychologie noch nicht besonders entwickelt bzw. noch gar nicht vorhanden. Insbesondere fehlte noch das umwälzende Werk Sigmund Freuds und die Theorien weiterer Tiefenpsychologen, wie z. B. Alfred Adler, C. G. Jung, Wilhelm Reich und Erich Fromm .]
In seiner Religionstheorie hat Marx zwar nicht alle, aber doch wichtige Aspekte der Religion und der Ursachen von Religion richtig dargestellt. Sehr gut und richtig finde ich folgende Äußerung (aus Zur Kritik der hegelschen Rechtsphilosophie Einleitung MEW 1/378):
Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks. |
[Dieses Zitat wird in der Regel verkürzt und falsch wiedergegeben. Statt »Opium des Volks« wird »Opium für das Volk« gesagt. Diese beiden Formulierungen können aber für zwei verschiedene Religionstheorien stehen. Für die französischen Materialisten (z. B. Julien Offray de Lamettrie) war Religion bewusster Priesterbetrug. Religion werde von Verbrechern ausgedacht um die Menschen zu beherrschen und zu verdummen. Der erste Schurke, der dem ersten Narren begegnete, sei der erste Priester gewesen. Das Rezept dagegen sei Aufklärung und, wenn man die Macht dazu hätte, administrative Niederhaltung der Kirchen, Religionen etc. Nach Marx ist Religion dagegen eine notwendige Erscheinung in bestimmten Entwicklungsphasen der Menschheit. Genauso zwangsläufig, wie die Massen in den Klassengesellschaften religiös seien, genauso zwangsläufig würden die Menschen im Kommunismus die Religion als eine überlebte Naivität von selbst ablegen, so wie ein normal entwickelter Erwachsener nicht mehr an die Märchen der Gebrüder Grimm glaubt. Die Versuche der regierenden »Marxisten« im 20. Jahrhundert die Religion administrativ zu beseitigen war unmarxistisch. Dieser Versuch war nur ein weiterer Aspekt der Tatsache, dass die Marxisten des 20. Jahrhunderts, im Gefolge Lenins, viel voluntaristischer waren, als es dem traditionellen Marxismus eigentlich entsprach.
Marxens Aussage trifft für die große Mehrheit der religiösen Menschen zu, aber nicht für alle. Es hat unter den religiösen Menschen auch immer Intellektuelle gegeben. Z. B. das Gottesbild Thomas von Aquins ist nicht nur ein religiöses, sondern auch ein philosophisches Gottesbild. In unserer heutigen Zeit und in den freieren Ländern gibt es unter den religiösen Menschen viele, die man mit obigen Marx-Zitat nicht mehr richtig beschreiben kann, jedenfalls nicht zur Gänze.]
[Durch die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in der früheren Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten, und noch heute in Ländern wie China, Nordkorea und Kuba, sind die Begriffe Sozialismus und Kommunismus in Misskredit geraten. Diese Verhältnisse haben aber mit dem, was Marx unter Sozialismus und Kommunismus verstand, nicht viel zu tun.
Der Kommunismus von Marx ist die freieste, demokratischste und sozialste Gesellschaft, die überhaupt denkbar ist. In Marxens Schriften war die Rede vom Absterben des Staates nach der Revolution, von kommunaler Selbstverwaltung, von Wählbarkeit und Absetzbarkeit aller Verwaltungspersonen und keinerlei Privilegien für sie, von allgemeiner Volksbewaffnung [7] und dezentralisierter Polizei, von der Umwandlung der Betriebe in Genossenschaften, die von den Arbeitern selbst verwaltet werden, von der Abschaffung der Lohnarbeit, der Ware und des Geldes [8] und von der Überwindung der Arbeitsteilung. Im Kommunismus würde jeder nach seinen Fähigkeiten arbeiten und jeder nach seinen Bedürfnissen von den erarbeiteten Gütern nehmen. (Ausführlicher habe ich dies beschrieben in mehreren politischen Referaten, die ich Anfang der 80er Jahre geschrieben habe.)Solche gesellschaftlichen Zustände und solch menschliches Verhalten setzt aber nicht nur Reichtum an materiellen Gütern voraus, sondern auch Menschen, die ihre Bedürfnisse im Zaum halten können. Denn diese können im Prinzip grenzenlos sein. Solche Verhältnisse setzen voraus, dass die gesamte Menschheit wie eine große Familie funktioniert, in der keiner dem anderen vorrechnet, wie viel er getan hat und wie viel er sich von dem Vorhandenen nimmt. Es setzt einen Menschen voraus, der am Wohlergehen seines Mitmenschen mindestens so stark interessiert ist, wie an seinem eigenen. Und auch am Wohlergehen der Menschen, die auf der anderen Seite des Planeten leben. Solche Menschen haben wir aber nicht. Und ohne Änderung der menschlichen Natur werden wir solche Menschen auch nie haben. Siehe Gentechnik.]
»Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.« 11. Feuerbachthese |
[Diesen Satz von Marx halte ich nach wie vor für sehr wichtig. So sehr ich auch die reine »Wahrheitssuche« schätze, die positive Veränderung der Welt hat Vorrang. Im Gegensatz zu den meisten Marxisten bin ich allerdings der Auffassung, dass der Mensch nicht nur und nicht einmal in erster Linie »das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse« ist, sondern in einem beträchtlichen Maße ein Naturwesen. Deshalb darf die Veränderung der Welt nicht vor der menschlichen Natur halt machen. Im Gegenteil: Eine langanhaltende und substantielle Verbesserung der Welt ist ohne eine Änderung der menschlichen Natur gar nicht möglich. Ich plädiere allerdings nicht für einen gentechnischen Weg zum Kommunismus. Ich denke inzwischen über die menschliche Gattung hinaus. Siehe hierzu bitte meinen Aufsatz Über die Notwendigkeit der Entstehung höherer Arten.]
Die Theorien von Marx wurden nach seinem Tod unter dem Begriff »Marxismus« zusammengefasst und unterlagen dann allerdings vielfältiger Abwandlungen. Der Marxismus zerfiel in x verschiedene Richtungen und Schulen. Am bedeutendsten in seiner praktischen Auswirkung wurde der Leninismus. Im 20. Jahrhundert wurde Marx von vielen Menschen zu einem Propheten hochstilisiert. Hunderte Millionen Menschen glaubten an die Richtigkeit seiner Theorien. [Einst gehörte ich selbst zu diesen. Ich hänge dies nicht an die große Glocke, aber im Zusammenhang mit diesem Aufsatz wäre es unehrlich, es zu verheimlichen.] In der Hochzeit wurden ein Drittel aller Länder der Welt von Marxisten regiert. Die kommunistischen »Experimente« im 20. Jahrhundert haben grob über den Daumen gepeilt weltweit 100 Millionen Menschen mit ihrem Leben bezahlt, Milliarden wurden um ihr Lebensglück gebracht, alles aus der guten Absicht heraus, das Paradies auf Erden zu errichten. (Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert! Nähere Erläuterung der behaupteten Zahlen hier.) Am Beginn des 21. Jahrhunderts ist von diesen »Experimenten« so gut wie nichts übrig geblieben.
Weitere philolex-Beiträge zum Marxismus sind u. a.:
Hans Albert: »Auch für mich ist Karl Marx einer der bedeutendsten deutschen Soziologen und Ökonomen. Wir haben ihm Einsichten zu verdanken, und er hat sich in manchen Punkten geirrt. Und seine Irrtümer haben teilweise Wirkungen gehabt, die er sicher nicht gewünscht hätte. Vor allem die Idee, dass man durch die Beseitigung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, des Marktes und des Geldes eine freie Gesellschaft erreichen kann, war ein schwerwiegender Irrtum, der katastrophale Wirkungen hatte. Die Dogmatisierung des Marxismus ist aber vor allem Lenin zu verdanken. Man kann sich übrigens leicht vorstellen, dass ein Mann wie Marx in der Sowjetunion liquidiert worden wäre.« Zitat aus Aufklärung und Kritik 2/2002
Michael Bakunin: »Marx ist seiner Herkunft nach Jude. Man kann sagen, dass er alle Vorzüge und alle Nachteile dieser begabten Rasse in sich vereint. Empfindlich und nervös bis zur Feigheit, wie einige behaupten, ist er außerordentlich ehrgeizig und eitel, streitsüchtig, unduldsam und absolut, wie Jehova, der Herrgott seiner Vorväter, und wie dieser rachsüchtig bis zum Wahnsinn. Es gibt keine Lüge, keine Verleumdung, die auszudenken und zu verbreiten er nicht fähig wäre, gegen den, der das Unglück hatte, seiner Eifersucht zu wecken, oder ganz gleich, seinen Hass.«
Willy Brandt: »Die Analysen des großen Denkers waren vielfach richtig. Teile seines Instrumentariums und seiner Methode sind auf faszinierende Weise modern geblieben. Seine Antworten erwiesen sich vielfach als falsch, seine Hoffnungen als trügerisch.«
Wilhelm Liebknecht: »Wenn du Lust hast, Jemanden vor den Kopf zu stoßen, suche dir für den Zeitvertreib nicht gerade Deine Freunde aus.«
Rosa Luxemburg: »Marxismus ist eine revolutionäre Weltanschauung, die stets nach neuen Erkenntnissen ringen muss, die nichts so verabscheut wie das Erstarren in einmal gültigen Formen, die am besten im geistigen Waffengeklirr der Selbstkritik und im geschichtlichen Blitz und Donner ihre lebendige Kraft bewahrt.« [Diejenigen, die den Marxismus so gesehen haben, haben ihn an einen bestimmten persönlichen Entwicklungspunkt aufgegeben.]
Carl Schurz: »Was Marx sagte, war in der Tat gehaltreich, logisch und klar. Aber niemals habe ich einen Menschen gesehen von so verletzender, unerträglicher Arroganz des Auftretens. Keiner Meinung, die von der seinigen wesentlich abwich, gewährte er die Ehre einer einigermaßen respektvollen Erwägung. Jeden, der ihm widersprach, behandelte er mit kaum verhüllter Verachtung. Jedes ihm missliebige Argument beantwortete er entweder mit beißendem Spott über die bemitleidenswerte Unwissenheit, oder mit ehrenrühriger Verdächtigung der Motive dessen, der es vorgebracht.«
Max Weber (über das Kommunistische Manifest): »Dieses Dokument ist in seiner Art, sosehr wir es in entscheidenden Thesen ablehnen (wenigstens tue ich das) eine wissenschaftliche Leistung ersten Ranges. Das lässt sich nicht leugnen, das darf auch nicht geleugnet werden, weil es einem niemand glaubt und weil es mit gutem Gewissen nicht geleugnet werden kann.«
In der Schule drüben Heinz Erhardt |
Anmerkungen
Anm. 1: Mir hat ein Leser geschrieben, Marx sei letztendlich gar kein Materialist gewesen. Marx betone Feuerbach gegenüber, dass Sinnlichkeit bereits Produkt von menschlicher Tätigkeit sei. Der Mensch verhalte sich nicht nur rezeptiv zur Welt. Wirklichkeit sei ein geschichtliches Produkt gemeinsamer menschlicher Tätigkeit. Die menschliche Betrachtungsweise der Welt sei nicht voraussetzungslos. Die Voraussetzungen seien die Verhältnisse, in denen die Menschen leben. Das Bild, das die Menschen von der Welt haben, sei also ihr Produkt. Es sei von menschlichen Setzungen abhängig. Das ist durchaus richtig. Aber Marx hat ja nicht etwa behauptet, die Welt erschöpfe sich in dem Bild, das die Menschen haben. Dann wäre er allerdings kein Materialist mehr, sondern ein »(inter)subjektiver Idealist«. Marx wird mit dieser Auffassung nicht zum Idealisten, aber er grenzt sich damit vom »Naturwissenschaftlichen Materialismus« ab, den die Marxisten als »Vulgärmaterialismus« bezeichnen. Bei Lenin gibt es ein ähnliches oder noch weitergehendes Problem mit dem Materialismus. Zurück zum Text
Anm. 2: Es gibt eine entsprechende Äußerung Engels in einem Brief. (In einem der blauen Bände 2739.) Genaue Quelle ist mir im Moment nicht gegenwärtig. Zurück zum Text
Anm. 3: In der Deutschen Ideologie (MEW 3/9ff) schreiben Marx und Engels: »Die Aneignung einer Totalität von Produktionsinstrumenten ist schon deshalb die Entwicklung einer Totalität von Fähigkeiten in den Individuen selbst. [...] Nur die von aller Selbstbetätigung vollständig ausgeschlossenen Proletarier der Gegenwart sind imstande, ihre vollständige nicht mehr bornierte Selbstbetätigung, die in der Aneignung einer Totalität von Produktivkräften und der damit gesetzten Entwicklung einer Totalität von Fähigkeiten besteht, durchzusetzen.« (MEW 3/68)
Im Kapital schreibt Marx: »Sie macht es zu einer Frage von Leben und Tod, die Ungeheuerlichkeit einer elenden, für das wechselnde Exploitationsbedürfnis des Kapitals in Reserve gehaltene, disponiblen Arbeiterbevölkerung zu ersetzen durch die absolute Disponibilität des Menschen für wechselnde Arbeitserfordernisse; das Teilindividuum, den bloßen Träger einer gesellschaftlichen Detailfunktion, durch das total entwickelte Individuum, für welches verschiedene gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Betätigungsweisen sind.« (Das Kapital Band 1, 13. Kapitel, Maschinerie und große Industrie, 4. Abschnitt, Die Produktion des relativen Mehrwerts, MEGA II/6, S. 466, Z. 1927.)
Hierauf weist auch André Gorz in seinem Buch Abschied vom Proletariat hin. Zurück zum Text
Anm. 4: In Die heilige Familie schreiben Marx und Engels: »Wenn die sozialistischen Schriftsteller dem Proletariat diese weltgeschichtliche Rolle zuschreiben, so geschieht dies keineswegs [...] weil sie die Proletarier für Götter halten. Vielmehr umgekehrt. Weil die Abstraktion von aller Menschlichkeit, selbst von dem Schein der Menschlichkeit, im ausgebildeten Proletariat praktisch vollendet ist, weil in den Lebensbedingungen des Proletariats alle Lebensbedingungen der heutigen Gesellschaft in ihrer unmenschlichsten Spitze zusammengefasst sind, weil der Mensch in ihnen sich selbst verloren, aber zugleich nicht nur das theoretische Bewusstsein dieses Verlustes gewonnen hat, sondern auch unmittelbar, durch die nicht mehr abzuweisende, nicht mehr zu beschönigende, absolut gebieterische Not den praktischen Ausdruck der Notwendigkeit zur Empörung gegen diese Unmenschlichkeit gezwungen ist, darum kann und muss das Proletariat sich selbst befreien. [...] Es handelt sich nicht darum, was dieser oder jener Proletarier oder selbst das ganze Proletariat als Ziel sich einstweilen vorstellt. Es handelt sich darum, was es ist und was es diesem Sein gemäß geschichtlich zu tun gezwungen sein wird. Sein Ziel und seine geschichtliche Aktion ist in seiner eigenen Lebenssituation wie in der ganzen Organisation der heutigen bürgerlichen Gesellschaft sinnfällig, unwiderruflich vorgezeichnet.« (MEW 2/38)
Ähnliches steht auch in Zur Kritik der hegelschen Rechtsphilosophie Einleitung (MEW 1/390)
Im Manifest der kommunistischen Partei schreiben Marx und Engels: »Alle bisherige Gesellschaft beruhte, wie wir gesehen haben, auf dem Gegensatz unterdrückender und unterdrückter Klassen. Um aber eine Klasse unterdrücken zu können, müssen ihr Bedingungen gesichert sein, innerhalb derer sie wenigstens ihre knechtische Existenz fristen kann. Der Leibeigene hat sich zum Mitglied der Kommune in der Leibeigenschaft herangearbeitet, wie der Kleinbürger zum Bourgeois unter dem Joch des feudalistischen Absolutismus. Der moderne Arbeiter dagegen, statt sich mit dem Fortschritt der Industrie zu heben, sinkt immer tiefer unter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herab. Der Arbeiter wird zum Pauper und der Pauperismus entwickelt sich noch rascher als Bevölkerung und Reichtum. Es tritt hiermit offen hervor, dass die Bourgeoisie unfähig ist, noch länger die herrschende Klasse der Gesellschaft zu bleiben und die Lebensbedingungen ihrer Klasse der Gesellschaft als regelndes Gesetz aufzuzwingen. Sie ist unfähig zu herrschen, weil sie unfähig ist, ihrem Sklaven die Existenz selbst innerhalb seiner Sklaverei zu sichern, weil sie gezwungen ist, ihn in eine Lage hinabsinken zu lassen, wo sie ihn ernähren muss, statt von ihm ernährt zu werden.« (MEW 4/473) Zurück zum Text
Anm. 5: »Wie passen Leute wie wir, die offizielle Stellungen fliehen wie die Pest, in eine Partei? Was soll uns, die wir auf Popularität spucken, die wir an uns selbst irre werden wenn wir populär zu werden anfangen, eine ›Partei‹, d. h eine Bande von Eseln, die auf uns schwört, weil sie uns für ihresgleichen hält?« Engels brieflich an Marx am 13. Februar 1851. MEGA III/4, S. 42. Der nächste Absatz beginnt: »Eine Revolution ist ein Naturereignis ...« Naturereignisse müssen nicht von einer Partei herbeigeführt werden. Siehe auch Anm. 2. Gefunden hatte ich dieses Zitat ursprünglich bei Wolfgang Leonhard, Sowjetideologie heute 2, S. 35. Dort findet man auch noch eine Menge weiterer Äußerungen von Marx und Engels, aus denen hervorgeht, dass die mit Lenins Parteitheorie wohl kaum übereingestimmt hätten. Zurück zum Text
Popper stellte schon in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts fest, dass die meisten Zukunftsvoraussagen Marxens inzwischen falsifiziert wurden, die Marxisten dies aber nicht zur Kenntnis nehmen. Beispiele:
Viele Marxisten, die ich in früheren Zeiten meines Lebens kennengelernt habe, hatten vom Marxismus nur ein sehr oberflächliches Wissen, meistens aus kleinen Bildungsheftchen, in denen der »Marxismus« häppchenweise verabreicht wurde, immer begleitet von Ausführungen, wie die gebrachten Zitate Marxens, Engels und Lenins zu verstehen seien. Viele der falschen Voraussagen Marxens wurden gar nicht erwähnt, so dass man sie gar nicht kannte. (Viele Menschen können aus Zeitgründen Berufstätigkeit, Familie die Originaltexte nicht lesen. Schon gar nicht in umfassendem Maße.) Oder die falschen Voraussagen und die Wirklichkeit wurden so interpretiert, dass sie doch übereinstimmten.
Höffe schreibt, Marx selbst hätte den Gedanken der absoluten Verelendung bereits aufgegeben. (Höffe 2, 238) Dies ist mir nicht bekannt. Höffe nennt auch keine Quelle. Ich habe vor Jahren mal den gesamten Briefwechsel zwischen Marx und Engels gelesen. Sie sahen, dass sich in England innerhalb der Arbeiterklasse eine Schicht bildete, der es gemessen an den damaligen Umständen relativ gut ging. Aber es war soweit ich mich erinnere immer die Rede davon, dass nach der nächsten Krise davon nichts übrig geblieben sein wird. Eine ähnliche Beobachtung machte Lenin zu Beginn des 20. Jahrhunderts in ganz Europa und er sprach in diesem Zusammenhang von der »Arbeiteraristokratie«. Aber auch Lenin hat meines Wissens immer an der Verelendungstheorie festgehalten. Da ich nicht alle Schriften von Marx von Anfang bis Ende gelesen habe, will ich mich auf meine Darstellung nicht versteifen. Sollte Höffe recht haben, würde dies bedeuten, dass Marx selbst den Zwang zur Revolution nicht mehr gesehen hat. Zurück zum Text
Anm. 7: Wenn es heutzutage irgendwo auf der Welt so etwas wie eine »Allgemeine Volksbewaffnung« gibt, dann in den USA. Mit häufig katastrophalen Folgen. Zurück zum Text
Anm. 8: Man könnte etwas sarkastisch sagen, die Abschaffung der Ware haben die Kommunisten, dort wo sie regierten, vielfach geschafft. Man wollte einkaufen, häufig gab es aber keine Ware. ;-) Es geht bei dieser Aussage aber um etwas anderes. In der marxistischen Ökonomie haben »Lohnarbeit«, »Ware« und »Geld« eine bestimmte Bedeutung: Die Grundlage von Kapitalismus ist Eigentum und Tausch. Lohnarbeit = ein Arbeiter verkauft sein einziges Eigentum, seine Arbeitskraft an einen Besitzer von Produktionsmitteln. Ware = ein für den Markt produziertes Gut mit dem Doppelcharakter Gebrauchswert und Tauschwert. Geld = allgemeine Ware, mit der der Wert aller anderen Waren bezeichnet wird und die Tausch erleichtert oder überhaupt erst möglich macht. Zurück zum Text