Idealismus: Der Geist ist ursprünglich und bringt die Materie hervor.
Materialismus: Die Materie ist ursprünglich und bringt den Geist hervor.
Agnostizismus: Man weiß nicht, ob Geist oder Materie das Ursprüngliche ist.
Dualismus: Materie und Geist sind gleichermaßen ursprünglich.
Monismus: Materie und Geist sind zwei Seiten der gleichen Sache.
Wenn man sich auf das konzentriert, was man unmittelbar erlebt, dann erlebt man sich als Körper (Materie [1]) und als Bewusstsein [2], unabhängig davon, welche Wörter man dafür auch immer benutzen mag. [3] In welchem Verhältnis Bewusstsein und Materie zueinander stehen, ist eines der ältesten Fragen der Philosophie, auch bekannt als Leib-Seele-Problem oder Grundfrage der Philosophie.
Der Begriff Dualismus hat weitere Bedeutungen. Er wird für eine gewisse Spielart des Idealismus benutzt. Siehe weiter unten: Mittelwege. Er bezeichnet bestimmte religiöse Vorstellungen. Er hält im Gegensatz zum Monismus und zum Pluralismus zwei Grundprinzipien o. ä. als ursächlich oder bestimmend für die Welt.
Nach meiner Auffassung ist der Materialismus sowohl aus philosophischer wie aus naturwissenschaftlicher Sicht unhaltbar. (Naturwissenschaftlich siehe u. a. Hans-Peter Dürr.) Plausibler als ein materialistisches Weltbild ist mir, dass ein Weltbewusstsein, das zugleich ein Weltun(ter)bewusstsein, eine Weltvernunft und ein Weltwille ist, den Kern oder das Primäre des Seins ausmacht. (Der hegelsche Weltgeist und der schopenhauerische Weltwille.) Ich neige zu der Auffassung ohne ein Dogma aus ihr zu machen! , dass das Bewusstsein schon immer war. Die Dinge sind primär Bewusstsein (oder Weltun(ter)bewusstsein), bzw. Materie ist letztlich nur eine spezifische Form von Bewusstsein. Unser Gehirn produziert nicht das Bewusstsein, sondern ermöglicht es einem Subjekt, an dem unpersönlichen Bewusstsein der Dinge teilzuhaben. Unser Gehirn ermöglicht es, dass aus unpersönlichem, »ichlosem« Bewusstsein das in der Welt bereits ist ein persönliches, Selbst- oder Ichbewusstsein hervorgehen kann, das die gehirnlosen Dinge nicht haben.
Nun besteht das Problem, dass auch unser Gehirn aus Materie besteht, mithin auch unser Gehirn erst in unserem Gehirn entsteht. Unser Gehirn selbst ist eine Schöpfung des Geistes.
Näheres zu meinen Auffassungen zum Leib-Seele-Problem:
Anmerkung:
Anm. 1: Körper und Materie gleichzusetzen war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts üblich. Nachdem durch neue naturwissenschaftliche Theorien (z. B. die Relativitätstheorie) der physikalische Materiebegriff als philosophische Kategorie unbrauchbar wurde, versuchte Lenin den Materialismus dadurch zu retten, dass er Materie nicht nur als Körper verstand, sondern als Sammelbezeichnung für alles, was unabhängig vom menschlichen Bewusstsein existiert. Zurück zum Haupttext
Anm. 2: Schopenhauer sagte, wir erleben die Welt und uns unmittelbar als Vorstellung was wie ich meine mit »Bewusstsein« übersetzt werden kann und als Wille. Das ist eine andere durchaus berechtigte! Betrachtungsweise, die hier aber keine Rolle spielt. Ob Schopenhauer in der hier vorgenommenen Einteilung ein Materialist oder Idealist ist, das will ich nicht beurteilen. [Er passt wohl nicht in diese Einteilung. Es sei denn, man legt die leninsche Materiedefinition zu Grunde, was ich nicht ma(g)ch. Dann wäre der Wille Materie und Schopenhauer Materialist.] Zurück zum Haupttext
Anm. 3: Ich kann deshalb das Leib-Seele-Problem nicht als Sprach- oder Scheinproblem ansehen, wie in der Analytischen Philosophie und im Positivismus vielfach behauptet. Zurück zum Haupttext
Anm. 4: »Der Mensch weiß von Gott in dem Sinne, dass Gott im Menschen von sich selber weiß.« (Hegel) Dafür steht z. B. die indische Brahman-Atman Lehre, Spinoza und weitere pantheistische Religionen und Philosophien. Nach dieser Auffassung ist der Mensch (und darüber hinaus die ganze Welt) einerseits Gott und andererseits eine vorübergehende Verkörperung bzw. Entwicklungsphase Gottes. In dem Maße, wie der Mensch Gott ist, war er immer und wird er immer sein. In dem Maße, wie er eine vorübergehende Verkörperung oder Entwicklungsphase Gottes ist, ist er entstanden und wird er wieder verschwinden. In diesem Sinne ist der Mensch sterblich und unsterblich zugleich. Zurück zum Haupttext
Anm. 5: Es ist denkbar, dass es im Universum (oder im Sein schlechthin) Wesen gibt, die von ihren Fähigkeiten her so weit über den Menschen stehen, soviel Macht haben, dass man sie als Götter bezeichnen könnte, die aber nur auf Basis materieller Prozesse existieren (können). Auch die Nachfahren der Menschen könnten sich einst zu solchen Wesen entwickeln. Deshalb meine hypothetische Aussage »Nicht ›Gott ist tot‹ (Nietzsche), sondern ›Gott ist noch tot‹ (ich ;-)«. Genauer beschäftigt habe ich mich damit in meinen Essays Über die Notwendigkeit der Entstehung höherer Arten und Ein Plädoyer für die Gentechnologie sowie im 17. Kapitel Meiner Lebenserinnerungen Zurück zum Haupttext
Anm. 6: Der Begriff Agnostizismus hat weitere Bedeutungen, die auf einigen Internetseiten besonders betont bzw. zu Unrecht in den Vordergrund geschoben werden. Agnostizismus kann bedeuten, dass man Gott, das höchste Seiende, nicht erkennen könne. Es dieses aber gebe. Diese Form von Agnostizismus hat eine Nähe zur Negativen Theologie. Auf einigen Internetseiten wird unter Agnostizismus fälschlicher Weise nur das verstanden. Aber auch, wenn das für die primäre Bedeutung des Begriffs Agnostizismus gehalten wird, ist dies falsch, wie jeder überprüfen kann, der in verschiedene anerkannte philosophische Lexika schaut. Agnostizismus kann des weiteren die Ablehnung von Metaphysik bedeuten, aber auch Skeptizismus schlechthin. Wie ich schon in der Anm 1 zur Einleitung zum philolex betont habe, gibt es keine einheitliche philosophische Fachsprache und im Verlaufe der Entwicklung nehmen Begriffe auch öfters eine neue Bedeutung an. Zurück zum Haupttext
Anm. 7: Eine weitere religiöse Bedeutung des Begriffs Dualismus ist, dass zwei mehr oder weniger gleichwertige Geister ein guter und ein böser , bzw. zwei geistige Prinzipien Ursache der Welt sind. Sehen Sie hierzu Zarathustrismus und Gnostizismus. Im Historisches Wörterbuch der Philosophie Band 2, S. 297299 kann man weiteres über den Begriff erfahrenen, z. B. wie Kant, Hegel, Schelling u. a. ihn benutzten. Dieses ansonsten sehr wertvolle Wörterbuch ist bei diesem Begriff allerdings äußerst unvollständig. Zurück zum Haupttext
Anm. 8: Das hinter Geist und Materie stehende Absolute kann in der konkreten Philosophie eine Ähnlichkeit mit dem Geist oder der Materie haben oder als unerkennbar gelten. Auch Idealisten und Materialisten sind Monisten, weil sie im Gegensatz zu den Dualisten nur ein Urprinzip annehmen. Aber sie sind keine neutralen Monisten. Zurück zum Haupttext