Peter Möller

Zusammenfassung von Ditfurths ›Im Anfang war der Wasserstoff‹

[In eckigen Klammern und grau hinterlegt von mir eingefügte Kommentare.]

Lila hinterlegt Aussagen Ditfurths, die ich besonders interessant finde.

[Dieses Buch ist in erster Linie deshalb zu empfehlen, weil hier in einer leicht verständlichen Sprache das moderne wissenschaftliche Weltbild vermittelt wird. Dieses Buch kann auch von Menschen verstanden werden, die keine großen naturwissenschaftlichen Vorkenntnisse haben. Obwohl dieses Buch inzwischen fast 30 Jahre alt ist, vermittelt es doch gültiges Grundlagenwissen. Darüber hinaus beinhaltet dieses Buch aber auch philosophische Aussagen.]

(Seitenzahlen beziehen sich auf die Lizenzausgabe des
Deutschen Bücherbundes GmbH & Co. – AGB, N 559 94e)

Einleitung, S. 9–16

Am Anfang sagt Ditfurth, es gebe in der Natur Spuren der Wirksamkeit von Verstand, lange bevor Gehirne existierten. Es gebe Intelligenz in der Natur, ohne daß dafür ein Gehirn nötig sei, das sie beherbergt. Geist, Phantasie und Zielstrebigkeit habe es in der Natur von Anfang an gegeben. Nur deshalb konnte Leben, konnten Gehirne und letztlich das Bewußtsein entstehen. Es gebe lern-analoges oder intelligenz-analoges Verhalten (Konrad Lorenz) bei sehr einfachen Organismen. Dies widerspricht der weitverbreiteten Annahme, Leben, Gehirne und Bewußtsein seien das Produkt zufälliger Mutationen.

[Obwohl Ditfurth diese Aussage mehrfach wiederholt, ist er nach meinem Empfinden allerdings bemüht im weiteren Verlauf des Buches diese Einschätzung entscheidend zu relativieren. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß er sich zum Teil selbst widerspricht.] Ditfurth schreibt mehrfach, in dem Moment, als das Wasserstoffatom mit seinen Eigenschaften und die Naturgesetze ersteinmal mit den Urknall entstanden waren, mußte alle weitere Entwicklung bis hin zu komplexen Lebensformen sich zwangsläufig so ergeben. Nicht in der konkreten Form, in der die Bewegung von statten ging, aber in seinen allgemeinen Strukturen. Ditfurth wendet sich mit dieser Theorie gegen zwei weitverbreitete Vorstellungen: Die eine ist, daß die Entstehung des Lebens so unwahrscheinlich war, daß sie nur ein einziges mal im Kosmos stattgefunden hat. Die andere besagt, daß Leben nur durch die Wirkung metaphysischer Kräfte erklärbar ist.

Man wisse erst seit ca. 100 Jahren, daß es eine Geschichte, wie die in diesem Buch erzählte, gegeben haben muß. Daß es bei dieser Geschichte noch viele Lücken gibt, kann daher nicht verwundern.


Erster Teil – Vom Urknall bis zur Entstehung der Erde

1. Es gab einen Anfang, S. 19–51

19–21 Das Echo von der Entstehung der Welt. Die Entdeckung der kosmischen Hintergrundstrahlung. Das Weltall ist nicht unendlich in Raum und Zeit. / 21f Die Menschen früherer Zeiten gingen mit Selbstverständlichkeit davon aus, daß die Welt endlich ist in Raum und Zeit. Außerhalb dieser räumlichen und zeitlichen Endlichkeit war die Unendlichkeit Gottes oder der Götterwelten. Daß man diese Unendlichkeit nicht verstehen konnte, damit hatte man keine Probleme. / 22–23 Mit dem Aufkommen des wissenschaftlichen Denkens begann man, sich die Welt als unendlich in Raum und Zeit zu denken. Bruno und Kant hielten die Welt für unendlich groß. / 24–28 Olbers bemerkte, daß unter solchen Umständen es eigentlich Nachts nicht dunkel werden dürfte. Unendlich viele Sterne erzeugen unendliche Helligkeit. Zwar nimmt die Leuchtkraft der Sterne mit zunehmender Entfernung ab, aber die Zahl der Sterne nimmt bei zunehmender Entfernung in viel stärkerem Maße zu als ihre Leuchtkraft nachläßt. Auch Dunkelstaubwolken sind kein Gegenargument. Diese wären nach einer gewissen Zeit so sehr mit Energie aufgeladen, daß sie selbst wie Sonnen leuchten würden. Wenn der ganze Himmel immer so hell wäre, wie die Sonne, hätte sich auf der Erde nie Leben entwickeln können. (Und auch sonst nirgends im Kosmos.) Die Endlichkeit des Universums ist Voraussetzung für die Entwicklung von Leben. / 28f Die Selbstverständlichkeit, mit der die Menschen davon ausgehen, daß die Welt bis in die letzten Tiefen hinein vom Menschen verstanden werden kann, ist nur ein weiterer Ausdruck des Mittelpunktwahns. [Anthropozentrische Vermessenheit.] Das andere Lebewesen das nicht können, erscheint uns selbstverständlich. "Es steht jedenfalls fest, daß wir jeden Abend, wenn es dunkel wird, den handgreiflichen Beweis dafür miterleben, daß das Weltall nicht unendlich ist, weder im Raum noch in der Zeit" Aber wenn das Universum nicht unendlich ist, durch was wird es dann begrenzt? Und was ist hinter dieser Grenze? Darauf eine Antwort gefunden zu haben ist das Verdienst Albert Einsteins. / 30f Michelson-Experiment 1881–Lichtgeschwindigkeit und Bahngeschwindigkeit der Erde ließen sich nicht addieren. / 32 Wenn man Geschwindigkeiten beliebig addieren könnte, müßte die Möglichkeit bestehen, ohne Zeitaufwand 'momentan' das Universum zu durchqueren. [? Das wäre aber nur eine theoretische, keine praktische Möglichkeit.] / 32 Wenn es keine unendliche Geschwindigkeit gibt muß es eine oberste Grenzgeschwindigkeit geben. Diese ist die Lichtgeschwindigkeit. / 34 Die Konsequenzen aus der Nichtübertreffbarkeit der Lichtgeschwindigkeit bilden den eigentlichen Inhalt der Relativitätstheorie.– 34f Begriff der Gleichzeitigkeit sinnlos. Bei Geschwindigkeiten, die der des Lichts nahekommen, läuft die Zeit langsamer ab. / 36f Die Zeit hängt vom Raum ab und die Eigenschaften des Raums werden durch die in ihm enthaltene Materie bestimmt. Der Raum ist gekrümmt. Aber einen gekrümmten Raum kann man sich nicht vorstellen. / 36 Mathematische Formeln gleichen Raumsonden. / 38 Beobachter aus der 4. Dimension [Meine Theorie über die Möglichkeit der Existenz höherer Welten.] / 38 Das Weltall ist unbegrenzt, aber nicht unendlich. / 39 Das Universum konnte nicht stabil sein. Deshalb fügte Einstein ein 'Kosmologisches Glied' in seine Formeln ein. / 40 Entdeckung der anderen Galaxien. / 40 Entdeckung der Expansion des Weltalls. / 40 Die Rotverschiebung [Läßt sich diese nicht auch anders als mit dem Doppler-Effekt erklären? Vielleicht, daß das Licht an Kraft verliert und deshalb langwelliger wird? Fragt ganz unbefangen der physikalische Laie.] / 40 Quasare. / 41 Rückschluß auf Urknall. / 41 Einstein nahm sein 'Kosmologisches Glied' stillschweigend wieder aus seinen Formeln heraus. Die Welt war nicht nur endlich, sondern auch unbeständig. / 42 Vor ca. 13 Milliarden Jahren hat das Weltall und damit Raum, Zeit und Materie in einer gewaltigen Explosion zu existieren begonnen. / 43f Die Hintergrundstrahlung als Beweis für den Urknall–3 Grad Celvin–Isotropie. / 45f Pulsierendes Universum–Pulsationsdauer ca. 80 Mrd. Jahre. / [Daß die Welt einen Anfang und ein Ende hat ist für mich leicht zu begreifen. Aber das Sein hat nach meiner Auffassung keinen Anfang und kein Ende. Einfach deshalb, weil das Sein nicht in der Zeit ist, sondern die Zeit im Sein.] / 47 Warum es überhaupt etwas gibt, kann die Naturwissenschaft nicht erklären. Einige Naturwissenschaftler werden sagen, die Frage sei nicht beantwortbar, andere werden solche Fragen mit Spott zurückweisen oder bei solchen Fragen unwirsch. Dies hängt mit einer Berufskrankheit zusammen, an der die meisten Naturwissenschaftler unserer Generation leiden. Dies sei eine Spätfolge des jahrhundertelangen Kampfes mit Theologie und Philosophie. / 47f Bei schwierigen Fragen geben sich die Menschen schnell mit der Unerkennbarkeit oder mit metaphysischen Antworten zufrieden. Z. B. der Lebenskraft in organischen Substanzen. / 48 Völlig zu recht sei es ein Grundsatz der naturwissenschaftlichen Forschung 'so zu tun, als ob es nur objektiv Meßbares gibt, und zu versuchen, wie weit man damit kommt.' Diese Methode ist und war Voraussetzung für die gewaltigen Erfolge der Naturwissenschaft. Dabei ist aber bei vielen (nur) naturwissenschaftlich denkenden Menschen der irrige Eindruck entstanden, daß es außerhalb des objektiv Meßbaren gar nichts gäbe. [Z. B. das Bewußtsein ist objektiv nicht meßbar, aber unbezweifelbar existent.] / 49 Leben auf anderen Planeten. / 49 Die Naturwissenschaft umspannt nicht die ganze Wirklichkeit. Unser Erkenntnishorizont umfaßt nicht alles, was es gibt. Die Naturwissenschaft führt uns dies viel deutlicher vor Augen als die Religion. / "Als sich in der Explosionswolke des Big Bang in den ersten Minuten nach dem Anfang Protonen und Elektronen zu Wasserstoffatomen zusammenfügten, dem so wunderbar entwicklungsfähigen Ur-Stoff alles Kommenden, stand bereits fest, daß Beständigkeit und Dauer nicht von dieser Welt sein würden. [...] Eine Welt, die selbst endlich ist und sich ständig wandelt, kann Unendliches und Beständiges schlechthin nicht enthalten."


2. Ein Platz an der Sonne, S. 52-67

52 Entstehung der Erde und des Sonnensystems bisher nicht geklärt. / 53 Sehr wahrscheinlich gibt es weitere Planetensysteme aber bis heute kein Beweis dafür. (Diese Aussage ist möglicherweise nicht mehr aktuell.) Die Untersuchung anderer Planetensysteme war bisher nicht möglich. / 54 Grafik Sonnensystem und mögliche Alternative. / 55 Drehimpuls-Paradoxon. / 56 30 verschiedene Erklärungsversuche. / 56 Katastrophen-Theorie. / 58 Meteoriten-Hypothese–Kant–die plausibelste Theorie. / 61 Was Leben ausmacht und was die Mindestvoraussetzungen der Existenz von Leben ist–Stoffwechsel–sehr komplexe körperliche Gebilde. / 62 Erde bevorzugt–Darstellung der anderen Planeten. / 63 Abwertung von Robotern. / 66f Entwicklung der Erde. / 67 Notwendige 'Zufälle', ohne die Leben auf der Erde nicht hätte entstehen können: "Ein Sonnenabstand von 150 Millionen Kilometer. Eine Größe, welche infolge der aus ihr resultierenden Erwärmung die Entstehung eines metallischen Erdkerns ermöglichte. Ein Gehalt an radioaktiven Elementen, der zu dieser Erwärmung gerade soviel beitrug, daß die Bestandteile der Erdrinde zu einer zusammenhängenden Oberfläche verschmelzen konnten. Der andererseits aber doch so gering war, daß die hier entstehenden Verbindungen sich nicht durch zu starke Erhitzung wieder restlos in ihre Bestanteile auflösen."


3. Die Evolution der Atmosphäre, S. 68-101

68 Entstehung der Erde auf kaltem Wege. Leichte Elemente gingen verloren, soweit sie nicht chemisch an schwere Elemente gebunden waren. / 69f Glühendes Inneres bis heute. Ohne Vulkane keine Entwicklung des Lebens, keine Weltmeere. Durch diese 'Poren' hat die Erde ihre Atmosphäre und Wasser(dampf) ausgeschwitzt. / 70f Ur-Erde unbewohnbar. Unglaublich dichte Atmosphäre, hoher Wasserdampfgehalt, kein Sonnenlicht, ununterbrochene Gewitter und Wolkenbrüche. Jahrzehntausende lang. [Jahrmillionen habe ich aus anderen Quellen.] "Und doch ist eben dieser Zustand der eines Planeten, der im Begriff steht, sich mit Leben zu überziehen." (S. 71) / 71 »Glückliche Zufälle« ohne die kein Leben auf der Erde hätte entstehen können. Diese nehmen im Verlaufe der weiteren Entwicklung rapide und schwindelerregend zu. / 72f Kein Sauerstoff –Voraussetzung für Start. / 74 Abiotische Evolution. / 75 Wiederholung der Urzeugung wegen Sauerstoff heute nicht mehr möglich. / 76 Gegen Teleologie. Unaufhebare Gesetze der Logik, immer erst Ursache, dann Wirkung. Umgekehrt unmöglich. [Hier wird wieder deutlich, daß Ditfurth nicht kritisch genug ist.] / 78 UV-Strahlung am Anfang notwendig, danach schädlich. / 80ff Urey-Effekt brachte einen UV-Filter hervor, der besonders Proteine (Eiweiß) und Nukleinsäuren schützt, die beiden wichtigsten Bausteine des Lebens. / 87 Die Wissenschaft entzaubert nicht die Welt. Viele staunenswerte und bewunderrnswerte Naturphänomene hat uns erst die Wissenschaft zur Kenntnis gebracht.- 88ff Urey-Effekt und Folgen. Drei Erklärungen: 1. Zufall, 2. Gott, 3. unter anderen Umständen wäre das Leben aus anderen Baustoffen entstanden. Das Phänomen Leben hat eine solch universale Potenz, sich zu verwirklichen, daß es unter verschiedenen Bedingungen zustande kommt. Die 3. Erklärung benötigt keine übernatürliche Kraft. "Gott mogelt nicht." Was wäre das für eine Schöpfung, die für ihr Funktionieren oder ihre Entwicklung das ständige Eingreifen eines Gottes benötigte. [Das sollte er einmal den Occassionalisten erzählen.] / 94f Aufgaben der Atmosphäre. / 96f Welche Farbe hat die Mondoberfläche? [Farben sind nichts objektives. Es sei denn dialektisch betrachtet.]


Zweiter Teil–Die Entstehung des Lebens

4. Fiel das Leben vom Himmel? S. 105-115

105f Gegen Däniken. / 106 Seuchen durch außerirdische Mikroorganismen gering. Trotzdem Vorsicht angebracht. / 107f Verseuchung außerirdischer Lebensräume mit irdischen Keimen. / 109 Unsere Atmosphäre nicht keimfrei, nicht einmal in 50 km Höhe. Einige Keime können sogar im Weltall im scheintoten Zustand überleben. / 112 Unsere Erde ein Infektionsherd, der laufend 'streut'. / 113 So könnte vor ca. 3½ Milliarden Jahren die Keime irdischen Lebens von anderen Planeten gekommen sein. / 113f Wissenschaftler Arrhenius glaubte Leben kam aus dem All.–Urzeugung des Lebens muß irgendwo stattgefunden haben. 114 Alles spricht dafür, daß das Leben auf der Erde entstanden ist. / 115 Es hat ein bis zwei Milliarden Jahre gedauert, bis aus der chemischen eine organische Evolution geworden war.


5. Die Bausteine des Lebens, S. 116-133

116 Warum die Materie sich zu immer höheren Formen entwickelt und dabei ihre Eigenschaften ändert, wissen wir nicht. Es ist so. / 117 Daß der Anfang möglich war, ist das Geheimnis.–"Worin aber diese Regeln selbst gründen, warum sie so und nicht anders lauten, und wie es zugeht, daß das scheinbar so einfach gebaute Wasserstoffatom die Möglichkeiten eines ganzen Universums enthalten hat, auf diese Fragen kann die Naturwissenschaft keine Antwort mehr geben. Sie kann es so wenig, wie wir die Frage beantworten können, was wir vor unserer Geburt gefühlt haben. ['Vor unserer Zeugung' wäre die bessere Formulierung. Ansonsten müßte man annehmen, daß Universum habe vor dem Urknall bereits eine Art embrionale Existenz gehabt. Dabei besteht aber das Problem, daß das Wörtchen 'vor' Zeit impliziert. Aber diese ist ja erst mit dem Urknall entstanden, ergo es kein 'vor dem Urknall' geben kann.] Denn auch die Naturwissenschaft ist erst mit diesen Regeln möglich geworden und kann daher nicht nach ihren Ursachen fragen. Hier stößt die Naturwissenschaft an einer konkret angebbaren Stelle der Welt auf das grundsätzlich Unerklärbare. Das Wasserstoffatom und die Naturgesetze sind kein Objekt möglicher Naturwissenschaft mehr. Sie sind, unvoreingenommen betrachtet, sichtbare Zeichen dafür, daß unsere Welt einen Ursprung hat, der nicht in ihr selbst liegen kann." (S. 117) Zuerst wurden in den Sonnen der ersten Generation die 92 Elemente zusammengebacken. / 118f Die ganze Entwicklung auf der Erde verlief folgerichtig, ergab sich aus den Eigenschaften des Wasserstoffs und der Naturgesetze. / 119 Die Entstehung des Lebens war nur eine folgerichtige Fortsetzung der Entwicklung von einfachen zu komplexeren Strukturen, die man ab einem bestimmten Entwicklungspunkt als 'belebt'; bezeichnet.– 120f Wie waren die Polymere entstanden? Stanley Miller Experiment: Nachahmung der Ur-Erde mit einfachen chemischen Verbindungen und 'Blitzen'. Aminosäuren entstanden. 123 Eiweiße (Proteine) sind lange Ketten von aneinander gehängten Aminosäuren.–Viele Aminosäuren möglich, aber nur 20 von biologischer Bedeutung.– 124 Unterschiede der Eigenschaften der Eiweißarten nur in der unterschiedlichen Reihenfolge der 20 Aminosäuren. / 124f Reaktionsbereitschaft von Atomen und Atom-Verbänden (Molekülen). / 126f Einige komplexere Moleküle wurden im Weltall nachgewiesen. Von dort könnten sie auf die Erde gekommen sein. Weite Entfernung der Sterne voneinander vielleicht Voraussetzung für Entstehung solcher Moleküle. / 128f Nachahmungen des Stanley Miller Experiments und Variationen, andere Ausgangsstoffe, andere Energiequellen, längere Zeiten etc. ergaben jede Menge Aminosäuren und sogar einige Polymere. / 130 Auf der Ur-Erde entstanden viele verschiedene Moleküle und dann begann die chemische Evolution. D. h. gewisse Umweltbedingungen wählten unter einem Angebot aus. / 133 Zu dem Zeitpunkt, an dem wir jetzt angekommen sind, bestand das Universum schon seit ca. 10 und die Erde seit ca. 2 Milliarden Jahren. Man braucht keinen übernatürlichen Faktor um zu verstehen, daß die Entwicklung hier nicht plötzlich haltgemacht hat.


6. Natürlich oder übernatürlich, S. 134-143

134ff Grenzziehung belebt-unbelebt schwer zu ziehen. eine Grenze, die es in der Natur in Wirklichkeit gar nicht gibt.–(Aus anderen Quellen kenne als Definition: Zellulärer Aufbau und Stoffwechsel) 134f Viren. / 136 Begriffliches Gradnetz um bei der Fülle der Erscheinungen nicht den Überblick zu verlieren. [Erinnert an Poppers Netzen, die wir auswerfen, um die Wirklichkeit damit einzufangen. Aber Popper ist Ditfurth zu relativistisch.] / 137 Kernlose algenartige Einzeller.–Übergang von abiotischen Molekülen zu diesen nicht bekannt. In solchen Wissenschaftslücken werden gerne 'Wunder' angesiedelt. / 138 Rückzugsgefechte der Theologen. / 140 Wohnungsnot Gottes.–Naturwissenschaftler machten den Fehler, aus der Erklärbarkeit der Details auf die Nicht-Existenz Gottes zu schließen. Das die Einzelheiten des Entwicklungsablaufs erklärbar sind, sagt über die Existenz eines Gottes überhaupt nichts aus. Sie beweist in dieser Hinsicht weder das Eine noch das Andere.


7. Lebende Moleküle, S. 144-152

144f Sequenzanalyse spezifischer Eiweißkörper. / 145f Mittlere Bereitschaft zur chemischen Reaktion der häufigsten Atome und Moleküle Voraussetzung für Leben. / 146f Einen Organismus, der dauerhaft genug ist um zu wachsen, Erfahrungen zu machen, sich zu vermehren, innerhalb dieses Organismus aber Reaktionen von großer Geschwindigkeit um diesen Organismus mit Energie zu versorgen. 148f Enzyme sind Eiweißkörper, die als Katalysatoren wirken. / 149 Enzymatisch katalysierte Reaktionen bilden die Grundlage unseres Stoffwechsels, die Gesamtheit jener Prozesse, auf denen Leben beruht.–Hormone = chemische Überträgerstoffe. / 150 Der zelluläre Aufbau der Lebewesen, die Spezialisierung der verschiedenen Zellen. / 151 Molekularbiologie.


8. Die erste Zelle und ihr Bauplan, S. 153-166

153f Spezifität aller Enzyme, Enzyme sind Stoffwechselschlüssel, jedes bewirkt nur einen ganz bestimmten chemischen Schritt an einem ganz bestimmten Substrat.- 155 Über die molekulare Ebene der Lebewesen: "... daß schon hier, auf dieser fundamentalen, so weit von uns entfernten Ebene vielfältige, geordnete Informationen gespeichert werden in einer Weise, bei der bestimmte Zeichen oder Reihenfolgen etwas Bestimmtes bedeuten, was nicht identisch ist mit dem zur Speicherung dienenden Zeichen selbst, ist eine ungeheuere, in ihrer Bedeutung bis heute noch kaum wirklich erfaßte Entdeckung." / 157f Im Zellkern sind wiederum Information gespeichert in Form von Zeichen und Reihenfolgen, die nicht mit dem Gespeicherten identisch sind. Unsere Sprache und Schrift sind auch nach der Art, daß Laute und Zeichen etwas speichern, was nicht mit dem zur Speicherung Verwendeten identisch ist. / 159 Worte sind Fossilien prähistorischer Begegnungen. Nukleinsäure, Desoxyribonukleinsäure (DNS) nur vier verschiedene Basen ('Buchstaben'). / 160 Mit vier Buchstaben lassen sich 64 Drei-Buchstaben-Wörter bilden. So macht es auch die Natur in Form der 'Tripletts', dabei sind bestimmte der 20 Aminosäuren doppelt und dreifach kodiert. Drei Tripletts dienen zur Interpunktion in der DNS. / 161 Chromosomenkarte der Taufliege 163 Auch die DNS verdankt ihre Existenz den Enzymen. "Dieses einzigartige »dialektische« Verhältnis zwischen Nukleinsäuren und Eiweißen, das ist, soweit unsere molekularbiologischen Einsichten schon ein Urteil erlauben, allem Anschein nach die elementare Wurzel, das unterste Fundament dessen, was wir Leben nennen." Vor ca. 3,5 oder 4 Milliarden Jahren begann mit dem Aufeinandertreffen von Nukleinsäuren und Eiweißen das, was wir biologische Evolution nennen. Nächster Schritt Isolierung des Nuklein-Eiweiß Kreislaufs von der Umgebung. / 164 Dieses wahrscheinlich über viele Schritte dann zur Zelle. Das Bessere ist der Feind des Guten. Halbdurchlässige Membran um Nuklein-Eiweiß Kreislaufs um Rohstoff und Energielieferanten aufzunehmen. / 165 Zuerst nur wäßriger Film, dann Lipide bilden die erste Membran.


9. Nachricht vom Saurier, S. 167-178

167f Die innere Atmung wird bei allen Lebewesen, vom Menschen bis zur Bäckerhefe von dem Enzym 'Cytochrom c' katalysiert. Die Sequenz der in ihm folgenden Aminosäuren ist erforscht. Je näher die Arten verwandt sind um so ähnlicher ist der Aufbau dieses Enzyms. / 170-171 Tafel 'Cytochrom c'. / 172 Da noch weitere Enzyme erforscht sind, kann man auch auf dieser molekularen Ebene (wie schon bei der DNS) einen Stammbaum des Lebens entwickeln. Alles heutige Leben stammt von einer Urzelle ab. "... ein unwiderlegbarer Beweis ... Es gibt keine andere Erklärung für diesen Befund ..." [Hier ist Ditfurth wieder nicht kritisch genug.] / 173f Veränderungen in dem Molekül 'Cytochrom c' (wie in anderen Enzymen auch) durch Mutation. Die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Mutation sagt etwas über die Zeit, die verstreichen muß, damit sie eintritt. Durch die Analyse vieler Enzyme und statistischer Berechnungen haben wir eine Uhr, um das Tempo der stammesgeschichtlichen Entwicklung zu messen. / 175 Einen gemeinsamen Ahnen haben wir: Mit dem Huhn vor 280, mit den Fischen vor 490, mit den Insekten vor 750 Mio. Jahren. / 175 Es könnten die Enzyme ausgestorbener Arten und damit auch ihr genetischer Code rekonstruiert werden. Werden wir ausgestorbene Tiere einst künstlich wieder entstehen lassen können? [Mindestens so interessant finde ich die Frage, ob wir Lebewesen entstehen lassen können, die es nie gab, die aber möglich waren. Und noch interessanter, ob wir auf diese Weise Lebewesen schöpfen können, die es noch nie gab, die weit über uns stehen, die die Natur vielleicht nie, oder erst in viel späterer Zeit hätte entstehen lassen.]


10. Leben–Zufall oder Notwendigkeit? S. 179-185

178ff Entstehung des Lebens so unwahrscheinlich, daß sie nur einmal im Kosmos stattgefunden hat oder metaphysische Faktoren. Ditfurth lehnt beide Erklärungen ab. Auseinandersetzung mit W. H. Thorpe, Jaques Monod und Pascual Jordan, die erste Erklärung vertreten. Durch zufällige Mutation entstanden über hunderte Jahrmillionen Moleküle mit noch sehr geringen katalytischen Eigenschaften. Diese vermehrten sich. Aufbauend darauf entstanden komplexere mit stärkeren katalytischen Eigenschaften u. s. w. / 183 Ziegelstein-Beispiel. / 185 Die Wahrscheinlich jeglichen spezifischen Einzelereignisses war vor seinem Eintreten astronomisch gering. Wenn ein Dämon die Uhr zurückstellen würde, so würde die Entstehung und der Verlauf des Lebens nicht noch einmal genauso ablaufen. Aber er würde auf andere Weise ablaufen. / [Wenn es aber unendlich viele Urknälle gegeben hat und noch geben sollte, dann wäre jeder Zustand schon unendlich oft erreicht gewesen und wird noch unendlich oft erreicht werden. (Nietzsches ewige Wiederkehr.) Aber Aussagen einer solchen Dimension zu machen, ist problematisch. Ich mache allerdings selbst solche Aussagen, aber nur als Hypothesen, z. B. in meinem Aufsatz: Höhere Arten und der Rückkehrprozeß des Weltgeistes.]


Dritter Teil–Von der ersten Zelle zur Eroberung des Festlandes

11. Kleine grüne Sklaven, S. 189-201

189 Die heutige Zellen sind hochkomplexe Organismen mit Arbeitsteilung. (Farbbild S. 385) Dafür hat sie Organelle.– Der Zellkern ist in freier Analogie das Gehirn der Zelle. In ihm sind Nukleinsäuren zu Genen und diese zu Chromosomen gebündelt. / 190 Die Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen, die Ribosome sind Synthesefabriken. / 190f Die wissenschaftlichen Methoden der Erforschung der Organelle. / 192f Ribosomen können jeden beliebigen Eiweiß produzieren der 'bestellt' wird. / 193 Nocheinmal zurück zum Virus. Proteine sind 'Wörter', die mit 'Buchstaben' aus Aminosäuren geschrieben sind. Die Ribosomen sind die 'Schreibmaschinen', mit denen aus einer vorhandenen Buchstabenmenge jedes beliebige Wort geschrieben werden kann. / 195 Vielleicht verdanken wir unsere Existenz den Viren. (Näheres zu dieser These weiter unten S. 315ff.) / 195f Geißeln die Extremitäten der Zellen, darauf aber nicht reduzierbar. Flimmer-Epithel. / 196–Sehzellen weiterentwickelte Geißeln? / 196f Chloroplasten gibt es nur in Pflanzenzellen.–Photosynthese: Aus Wasser (über die Wurzeln) und Kohlendioxid (aus der Atmosphäre) und der Energie der Sonne (elektromagnetische Wellen) können die Chloroplasten komplexe organische Verbindungen herstellen.–Sonnenenergie wird dabei in chemische Bindungsenergie umgewandelt. / 197–200 Milliarden Tonnen organischer Verbindungen werden jedes Jahr produziert. Aufbauend darauf ist erst tierisches Leben möglich. / 198f Es gibt noch heute primitive Zellen, Bakterien und Blaualgen. Entwicklung von den primitiven Zellen zu den modernen. Chloroplasten waren ursprünglich eigenständige Zellen, blaugrüne Algen. Andere Zellen haben sich diese einverleibt und sie zu Organelle gemacht, zu kleinen grünen Sklaven. Mereschkowsky.


12. Kooperation auf Zellebene, S. 202-218

202 Nur in den Meeren konnten Polymere und Zellen entstehen. Ernähren konnten sie sich nur vom den organischen Stoffen, die abiotisch entstanden waren. Kaum waren sie da, begannen sie, daß Material aufzufressen aus denen sie entstanden waren. / 203f Am Anfang wahrscheinlich verschiedene Zellen, Membranen, vielleicht auch andere als DNS/Protein Kreisläufe. / 204f Porphyrin kann Sonnenlicht 'schlucken', in chemische Energie umwandeln. Porphyrinhaltige Zellen hatten Vorteile bei der nun einsetzenden Nahrungskrise. / 206 Einige Zellen begannen, die porphyrinhaltigen Zellen zu fressen. Irgendwann, vielleicht nur einmal, kam es dazu, das eine porphyrinhaltige Zelle nicht verdaut wurde. Sie wurde in den Zellkörper aufgenommen und begann dort für die Zelle Energie zu produzieren. Aus ihr entwickelten sich die Chloroplasten. Diese Zelle konnte nun anorganische Stoffe in organische umwandeln. 207 Andere Zellen ohne diese Möglichkeit, spezialisierten sich darauf, solche Lichtschlucker-Zellen zu fressen. Räuber-Zellen, die nur durch die Vernichtung anderer Zellen leben konnten, die die zum Leben notwendigen Stoffe aufgebaut hatten, sind unsere frühesten Vorfahren. [Wären wir aus Pilzen hervorgegangen, wäre es noch schlimmer. Dann wären wir keine Räuber, sondern Parasiten. Hätten dann aber wahrscheinlich auch eine parasitäre Moral. Parasitäres Verhalten wäre das edelste, was im Universum möglich ist. Leute wie Nietzsche hätten nicht die Räuber, sondern die Parasiten hochleben lassen. 'Er war der größte Parasit aller Zeiten.' 'Wo immer es etwas zu schmarotzen gab, war er zur Stelle.' usw. Aber ich gleite ins Kabarettistische ab.] / 209 Unsere Geschichte ist aber mehr als eine 'Räubergeschichte'. Ohne den Zwang zu jagen, hätten sich wahrscheinlich nicht die Nerven, die Sinnesorgane und letztlich die Gehirne entwickelt. / 209f Pantoffeltierchen Paramecium bursaria. / 211 Moderne Zellen nicht direkte Nachfahren der kernlosen Urzellen, sondern Ergebnisse von symbioseartigen Zusammenschlüssen verschiedener Zellen. / 212 Moralvorstellungen in diese Ebene hineinzutragen nicht sinnvoll. Organelle können als Sklaven oder als Schmarotzer betrachtet werden. / 214 Geißeln–Spirochaete. / 214f Mitochondrien Kraftwerke. / 215 Anaerobe Zellen bekommen ihre Energie aus 'Gärung'. / 215f Auch moderne Zellen bauen Nahrungsmittel stufenweise ab. Die ersten Stufen sind Gärung, die letzten Stufen Oxidation. / 217 Das Auftauchen der fertig ausgereiften Chloroplasten bedeutete das Ende der Ur-Atmosphäre, da bei der Spaltung von Wassermolekülen (H2O) nur der Wasserstoff gebraucht wurde, der Sauerstoff aber als Abfallprodukt in die Atmosphäre entlassen wurde. /


13. Anpassung durch Zufall? S. 219-229

219 Mit dem Auftreten des Sauerstoffs sind wahrscheinlich fast alle bis dahin entstandenen Lebensformen zu grunde gegangen. Wenige überlebten und retteten die Erfahrungen, die das Leben bis dahin gemacht hatte, in die nächste Epoche hinüber. / 220 Es entstanden Bakterien mit bisher unbekannten Enzymen, die sich vor dem Sauerstoff schützen konnten. Aber einige von ihnen begannen auch die höhere chemische Aktivität des Sauerstoffs zu nutzen. / [Die Entwicklung des Lebens und die Entwicklung der Umwelt befinden sich in einem dialektischen Verhältnis zueinander. Das Leben veränderte die Umwelt, dies machte vielen Lebensformen den Garaus, andere Lebensformen paßten sich den neuen Verhältnisse an und zogen aus den Änderungen sogar einen Nutzen. An allen großen Wendepunkten in der Entstehung höherer Lebensformen ist dies zu beobachten. Die gegenwärtige Umweltkrise könnte man so auch als eine solche produktive Krise ansehen.] / 221 Sauerstoffatmer können auch noch die Brenztraubensäure, Überbleibsel der Gärung, zerlegen und die darin befindliche Energie nutzen. / 222 Größere Zelle nahmen Sauerstoffatmende Zellen in sich auf, aus denen sich die Mitochondrien entwickelten.–Entstehung des Zellkerns bisher nicht geklärt. / 223ff Wie ist die erstaunliche Leistung der Sauerstoffverwertung entstanden? Selbst wenn sie nur ein einziges mal entstanden ist, muß das irgendeine Erklärung haben. Kann sich das alles durch Zufall entwickelt haben? Zellen können nicht lernen. Sie müssen die neue Fähigkeit von Anfang an gehabt haben. / 224 Der Zufall ist relativ bedeutungslos, wenn der Spielraum für die weitere Entwicklung beliebig groß ist.–Aber an dem Punkt, wo der Sauerstoff auftauchte, war der Spielraum nicht mehr beliebig groß. Die Entwicklung konnte nur noch in eine bestimmte Richtung gehen: Schutz und sogar Nutzung des bisher extrem giftigen Sauerstoffs. / 225 Wäre damals nicht zumindestens eine Zelle aufgetaucht, die diese Fähigkeit von Anfang an besaß, wäre die Entwicklung dort abgebrochen. [Und wir würden uns heute keine Gedanken über sie machen könne, weil es uns nicht gäbe.] Der Biologe muß hier den Zufall annehmen. / 226f Mutationen finden ständig statt. Dabei meistens Nieten, bzw. Eigenschaften entstehen, die nicht oder noch nicht gebraucht werden. Bei riesigen Zeiträumen und riesigen Mengen von Zellen kommt es vor, das eine Zelle rein zufällig die in einer bestimmten Situation notwendigen Eigenschaften hat. 'Erfindung' der Kernteilung hat eine Mrd. Jahre in Anspruch genommen. Den gleichen Zeitraum für Entwicklung der Photosynthese und der Sauerstoffatmung.–Die 'Katastrophen', die Änderungen der Lebensformen notwendig machten, liefen im Zeitlupentempo ab.


14. Evolution im Laboratorium, S. 230-237

230 Wäre die Mutationsrate nicht sehr gering, würde keine Art über mehrere Generation hinweg Bestand haben. Gäbe es dagegen gar keine Mutationen, wäre die Evolution unmöglich. / 230f Um Evolution experimentell zu betreiben braucht man Lebensformen, die sehr klein sind und bei der die Generationsdauer sehr kurz ist. Genau diese beiden Bedingungen erfüllen Bakterien. / 231 Züchtung Antibiotika-resistenter Bakterien im eigenen Körper, wenn man ständig Antibiotika zu sich nimmt. / 232 Bakterium findet in dem Organismus, den es infiziert eine Umwelt, an die es angepaßt ist. Antibiotika [oder auch andere Medikamente] verändert die Umwelt in einer für das Bakterium schädlichen Art.–Aber einige Bakterien passen sich der neuen Umwelt an. / 233ff 'Joshua Lederberg Versuch': Mutations-Lotterie bringt Antibiotika-resistente Bakterien hervor. (Grafik S. 234)–Es war nicht der Kontakt mit dem Penicillin, der die Resistenz auslöste. Die Eigenschaft bestand schon vorher. [Bei der Bekämpfung der Kaninchenplage in Australien ähnliche Resultate.] / 236f Die Resistenz setzt sehr komplizierte Veränderungen im Stoffwechsel und im Aufbau bzw. in den Baustoffen der Zellen voraus.


15. Verstand ohne Gehirn, S. 238-251

Unter philosophischen Gesichtspunkten das wichtigste Kapitel! / 238 Der Lederberg-Versuch zeigt, daß Anpassung an neue Umstände stattfindet, wie immer man sie auch erklären mag. [D. h., die Vorstellung, irgendwann in der Vergangenheit sei das Leben, so wie es heute ist, fix und fertig geschaffen worden und habe sich seither nicht geändert, ist unhaltbar! Unabhängig davon, ob man nun einer metaphysisch/religiösen oder naturwissenschaftlichen Erklärung mehr Plausibilität beimißt.] / 239ff Birkenspanner veränderten ihr Aussehen in wenigen Jahrzehnten und paßten sich so veränderten Umweltbedingungen an. / 242f Es gibt Verstand ohne Gehirn, vorausschauendes, phantasievolles und einfallsreiches Handeln. Wir unterliegen nur ein weiteres Mal dem antropozentrischem Mittelpunktswahn, wenn wir diese Worte nicht benutzen, nur weil wir kein Gehirn entdecken, das diese Eigenschaften beherbergt. Nocheinmal Beispiel Schmetterlingsraupe Attacus edwardsii. (Bereits auf S. 10ff behandelt.)–[Die Frage ist nur, ob Ditfurth nicht mit solchen Äußerungen den Grundfaden seines Buches relativiert oder ihm nicht geradezu widerspricht.] / 244f Wir sind nicht Zweck der bisherigen Entwicklung. Unsere Gegenwart ist nur eine Momentaufnahme der Naturgeschichte. Sie wird weiterlaufen zu einem Ziel, vom dem wir nichts wissen. / 244 Drei Wirklichkeiten. / 1. Naive, unreflektierte Erfahrung. Man selbst und die Welt ist eine Selbstverständlichkeit und die Welt ist auf uns bezogen. Die Tiere und die Kinder leben in dieser Welt. / 2. Erschließung einer objektiven Welt, von der wir uns reflektierend distanzieren können. Eine Welt in der es nicht nur Gefühle, sondern auch Wissen, Verantwortung, Vorausschau gibt. Die wir technisch manipulieren können. Zu ihr gehört auch das, was wir aus dieser Welt gemacht haben. / 3. Die Entdeckung der dritten Wirklichkeit liegt gerade mal ca. 100 Jahre zurück. Die Welt ist nicht eine Bühne, auf die wir gestellt wurden, um uns dort zu bewähren, um dort Geschichte zu machen u. ä. m. Wir sind Teil dieser Welt, unterliegen ihren Gesetzen. Wir erkennen uns als Produkte einer Naturgeschichte, die mit dem Urknall begann und mit uns nicht endet. "Wir sind, um es einmal so zu formulieren, eigentlich nur die Neandertaler von morgen." [Ich gehe weiter: Wir sind die Schimpansen von morgen und die Bakterien von übermorgen. Eine solche Behauptung läßt sich aus Ditfurths Texten ableiten.] Unsere Welt ist nicht Sinn und Zweck des Universums und der Geschichte der letzten 13 Mrd. Jahre. Wir sind dafür da, damit die Zukunft stattfinden kann. Wir entdecken die Übergangsnatur unserer Epoche und unserer eigenen Verfassung. [Nach meinem Dafürhalten sind wir Zweck und Brücke. Wenn wir uns nur als Zweck ansehen, ist der Inhumanität Tür und Tor geöffnet. Das haben leidige Erfahrungen mit politischen Bewegungen gezeigt, die sich entweder an der hegelsch-marxschen Geschichtsphilosophie oder an Nietzsches Theorie vom Übermenschen orientiert haben.] / "Es liegt in der Natur der Sache, daß wir nicht wissen können, welches Aussehen diese unsere Welt für ein Bewußtsein annehmen würde, das dem unserem so sehr überlegen wäre, wie unser Bewußtsein dem des Neandertalers. Was wir aber entdeckt haben, das ist die Tatsache, daß es diese andere, höhere Wirklichkeit in der Zukunft geben wird, weil auch unsere Bewußtseinsstufe nur einen Übergang darstellt, den die Entwicklung hinter sich lassen wird." / 246 Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß die Entwicklung nicht durch unsere Schuld in unserer Zeit abreißt. / 247f Auch unser Geist ist nicht vom Himmel gefallen. Unser Geist ist von dieser Welt und er hat sich Schritt für Schritt entwickelt. Er ist nicht an einem bestimmten Punkt der Entwicklung plötzlich, unvermittelt aufgetaucht. In den Gehirnen entsteht nicht Intelligenz, Phantasie, Gedächtnis, Psyche, [Bewußtsein entsteht auch nicht erst in unserem Gehirn würde ich noch hinzufügen.] Gehirne fassen diese bereits vorhandenen, in der Welt isoliert bestehenden Leistungen in einem Individuum zusammen, stellen sie ihm zur Verfügung. [Und entwickeln sie dort weiter.]– 249 Mutation nimmt die Phantasie vorweg, Selektion die kritische Auswahl. Bei den Menschen und einigen uns nahen Tieren lernt das Individuum, bei einfacheren Arten, Bakterien, Puppen, Schmetterlingen lernt die Art. [Auch bei den Menschen lernt zusätzlich zu den Individuen die Art. Das Wissen, das die menschliche Gattung als Ganzes hat, kann ein einzelner Mensch nicht haben.] / 250 Psychogenese: Es geht darum die Entstehung psychischer Leistungen im Rahmen der gleichen Entwicklung zu verstehen, der die übrige Natur unterliegt. / [Wie sieht es mit einer 4., 5., 6. Wirklichkeit aus? Wie mit Parallel-Wirklichkeiten? Gerade dieses Kapitel deutet darauf hin. Man kommt dazu, wenn man Ditfurth konsequent zu Ende denkt. Die philosophischen Aussagen Ditfurths in diesem Kapitel sind außerordentlich gut und normaler Weise bei naturwissenschaftlich denkenden Menschen nicht zu finden. Aber Ditfurth denkt hier nicht zu Ende. Er ist letztendlich nicht kritisch oder philosophisch genug. Aber vielleicht hebe ich bei solchen Gedanken auch nur zu sehr ab. Das ziehe ich auch in Erwägung.]


16. Der Sprung zum Mehrzeller, S. 252-271

252f Ein früher tödliches Gift ist für uns, die wir Produkte der Anpassung an die neue Situation sind, zum Inbegriff des 'Lebensatmens' geworden. [Etwas ähnliches passiert in Zukunft vielleicht mit dem Plutonium. Uns folgende nicht-biologische Lebensformen werden es vielleicht als Energiequelle nutzen.] / 253 Breit streuendes Zufallsangebot, aus denen die jeweilige Umwelt das Zweckmäßigste auswählt.–Kein vernünftiger Zweifel mehr möglich an Mechanismus Mutation–Selektion. [Aber warum eine bestimmte Mutation stattfindet, ob Zufall oder unbewußte Phantasie, Einfallsreichtum, darüber scheint Ditfurth sich selbst nicht im Klaren zu sein.] / 254f Vor ca. 1 Mrd. war die moderne Zelle voll entwickelt. Nach ca. 4 Mrd. Jahren Erdgeschichte hatte das Leben auf diesem Planeten endgültig Fuß gefaßt. Der Kernteilungsmechanismus sorgte für beständige Arten, gleichzeitig aber durch seine nicht absolute Fehlerlosigkeit für die Entstehung neuer Arten. / 256 Sauerstoff auch Schutzschild gegen UV-Strahlen. Aber Leben weitere 500 Mio. Jahre nur im Meer. An dieser Stelle war eine konsolidierte Situation entstanden. Warum aber blieb es nicht bei dieser Situation? Warum entwickelten sich nun Mehrzeller? Auch in früheren Phasen der Entwicklung gab es Punkte, an denen es zur Entwicklung komplexerer Formen kam, ohne daß das Warum geklärt ist. / 256f Warum in den Sonnen der ersten Generation die schwereren Elemente zusammengebacken wurden, dafür haben wir keine Erklärung. [Diese Behauptung Ditfurths verwundert mich nun aber arg. So weit mein Wissen als physikalischer Laie geht, mußten sich unter den Druck- und Temperaturbedingungen und bei den herrschenden Naturgesetzen in dem Inneren der Sterne diese schwereren Elemente zwangsläufig bilden.] / "Warum das Wasserstoffatom diese besonderen Eigenschaften hat, wie es entstanden ist und wie es in unsere Welt kam, das sind Fragen, auf die es wissenschaftlich ebensowenig mehr eine Antwort gibt wie auf die Frage nach der Herkunft der Zeit oder den Ursachen der Naturgesetze. Hier stoßen wir, man kann es nicht oft genug wiederholen, an einen ganz konkreten Punkt auf die unleugbare Tatsache, daß unsere Welt, daß der Bereich, in dem wir erleben und wissenschaftlich fragen können, nicht alles umfaßt, was es gibt. [...] Was Philosophie oder Metaphysik lediglich fordern oder voraussetzen konnten, darauf stößt uns die moderne naturwissenschaftliche Grundlagenforschung mit der Nasenspitze." / [Den letzten Satz des Zitats kann ich nur in seinem 2. Teil unterstützen. Auch die Philosophie kann Gründe genug dafür anführen, daß die von uns erfahrene Wirklichkeit nicht alles ist, was existiert. Auch hier zeigt sich wieder, daß Ditfurth zuwenig Philosoph ist. Das ändert aber nichts daran–und auch das kann man nicht oft genug betonen–daß Ditfurths Gedanken von großem philosophischen Interesse und Nutzen sind.] / 257 Nach der Entstehung der schwereren Elemente ist das nächste nicht zu erklärende, warum aus diesen dann die große Vielfalt der Moleküle entstand. [Auch hier scheint Ditfurth sich selbst zu widersprechen. Zumindestens hat er hier mißverständlich formuliert. Am Ende dieses Kapitels wiederholt er nämlich zum x-ten mal die Zwangsläufigkeit dieser Entwicklung.] / 258 Jedenfalls kam es als nächstes zu einem symbiotischen Zusammenschluß von Urzellen.–Auf der höheren Stufe wird mit den neuen Möglichkeiten das fortgesetzt, was auf der vorherigen Stufe erfolgreich war. / 559 Entstehung der Mehrzeller wahrscheinlich kein Zusammenschluß von bereits existierenden Zellen, sondern nach Teilung einer Zelle blieben die neuen Zellen zusammen. / 259f Noch heute existieren primitive Formen von Mehrzellern, bei denen nach Trennung noch jede Zelle für sich fortexistieren und wiederum zum einfachen Mehrzeller werden kann. / 260f Pandorina und Eudorina Übergangsfeld Einzeller zum Mehrzeller. Augenflecken. / 261f Volvox echter Mehrzeller. Feine Verbindungen durch alle Zellen. / 262 Nicht mehr alle Zellen können sich teilen, nur noch relativ wenige am hinteren Ende. [Zu so früher Zeit wurde also schon festgelegt, wo sich einmal unser Geschlecht befinden würde.] / 262 Nicht fortpflanzungsfähige Zellen wurden Körperzellen. Damit zum erstenmal Sterblichkeit. Vorher gab es nur Unfalltod. Volvox liefert die erste Leiche. [Vorher gab es doch bestimmt auch schon durch Unfall entstandene Leichen.] / Unsterblich nur noch die Keimzellen. [Nach der Erfindung der Zweigeschlechtlichkeit] aber auch nur noch die Keimzellen, die die Möglichkeit bekommen, sich mit einer Keimzelle des anderen Geschlechts zu verbinden. [Und das sind –jedenfalls bei den Spermen–astronomisch wenige gemessen an der verfügbaren Menge.] / 263 Unser Körper Verpackung für die eigentliche Nutzlast, den vermehrungsfähigen Keimzellen?–Der Erfolg unseres Körpers in der Welt als Meßlatte für die Güte seiner DNS?–Die Vorteile der Mehrzelligkeit waren nur um den Preis der Sterblichkeit zu haben. / 264 Die Großen sind relativ sicher davor, von den Kleinen gefressen zu werden. [Aber wirklich nur relativ. Die Bakterien fressen uns, die Insekten fressen uns, die Würmer fressen uns, die Pilze schmarotzen an uns. Und wir fressen Tiere, die größer sind als wir.]–Die bedeutsamste und folgenreichste Möglichkeit, die die Mehrzelligkeit mit sich bringt, ist die Arbeitsteilung zwischen den Zellen.–Wie aus einer Eizelle soviel verschiedenartige Zellen entstehen können, ist bis heute wissenschaftlich nicht geklärt. In jeder Zelle Bauplan des ganzen Körpers. / 265ff Wichtig nicht nur Bauplan, sondern auch zeitlicher Verlauf der einzelnen Bauschritte. Es werden immer nur einzelne Teile des Bauplans gelesen und ausgeführt, die beim jeweiligen Entwicklungsstand sinnvoll sind. / 268f Augenflecken und Augen. / 269 Steigerung der Geschwindigkeit in der Evolution. Im Stadium der Einzelligkeit alle wesentlichen Entscheidungen schon gefallen. Im Stadium der Mehrzelligkeit werden die neuen Möglichkeiten genutzt, um zu perfektionieren, was vorher schon da war. [In naher Zukunft wird die Evolution in einem Maße beschleunigt werden, die alles bisherige in den Schatten stellen wird. Und selbst diese Formulierung ist noch eine Untertreibung gemessen an der bisherigen Geschwindigkeit.] / 269f Reizleitungen. Später Nervenzellen. Noch später Informations- und Befehlszentrum Gehirn. -


17 Der Auszug aus dem Wasser., S. 272-279

272 Keine Vorteile vom Meer an das trockne Land zu wechseln. Es wurde diverse biologische Zusatzeinrichtungen notwendig. / 273 Zum ersten mal mußte man sein Körpergewicht tragen. Wasser als Lieferant für Nahrung und Entfernung von Schlacke nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung. Als wir den Ozean verließen, mußten wir uns ein Stück Ozean mitnehmen und mit diesem dann sparsam umgehen. Gefahr der Austrocknung. Zum ersten mal gab es soetwas wie 'Durst'. [Und erst 500 Mio. Jahre danach wurde das Bier erfunden.] Temperaturschwankungen. / 274 Die Eroberung des Landes wäre einem Beobachter so sinnlos erschienen, wie manchen heute die Besiedelung fremder Planeten. / 275f Ontogenese verkürzte Phylogenese. / 276f Der Frosch wiederholt das Verlassen des Meeres in seinem Leben. / 277 Entstehung der Haut. / 278 Endprodukt des Eiweißabbaus Ammoniak. Weiterverarbeitung bei Landbewohnern zum Harnstoff um möglichst viel Flüssigkeit zu sparen. / 278 Aufbau und Aufgabe der Niere.


Vierter Teil: Die Erfindung der Warmblütigkeit und die Entstehung von Bewußtsein

18. Die stille Nacht der Dinosaurier, S. 283-297

284 Lunge umgebaute Schwimmblasen. Rückgebildete Organe können im weiteren Verlauf der Evolution nicht von neuen entstehen. / 285 Temperaturschwankungen. Nachts Kältestarre und Bewußtlosigkeit. / 285f Tiere nahmen die Temperatur ihrer Umgebung an. Nicht kaltblütig, sondern wechselwarm (poikilotherm). / 286 300 Mio. Jahre nächtliche Bewußtlosigkeit. Daß wir Abends müde werden, eine Erinnerung unserer Gene an diese Zeit? Schlaf biologisch unnötig. Meeresbewohner brauchen keinen. [Die Müdigkeit nach dem Orgasmus, die Franzosen sagen sogar 'petit mort' (kleiner Tod) Erinnerung unserer Gene an eine Zeit als unsere Vorfahren nach dem Begattungsakt starben, da sie ihren Zweck–Erhaltung der Art–erfüllt hatten?] / 287 Am Ende dieser Periode entwickelten sich Lebewesen mit einer neuen revolutionären Eigenschaft. Auf grund irgendeines Fehlers verbrannten sie mehr Nahrungsstoffe, als sie für ihre Aktivitäten benötigten. Die überschüssige Energie heizte ihre Körper auf. Auch hier wieder Beweis für willkürliche ungerichtete Mutation, die plötzlich einen Sinn bekommt. [Wenn man irgendeine sinnvolle, geplante Mutation annehmen will, dann stellt sich die Frage, warum es über 300 Mio. Jahre nicht dazu gekommen ist, bzw. warum es sich nicht schon früher durchgesetzt hat.] / 288 Wer hat noch nicht daran gedacht, wie es sein würde, wenn um ihn herum alles Leben erstarren würde und nur noch er selbst könnte aktiv sein. In Mythen und Märchen trifft man auf solche Phantasien. Erinnerungen unserer Gene an eine Situation, als für unsere frühen Vorfahren, mausgroße Nager, diese Situation Wirklichkeit wurde? [Und da waren die Großen plötzlich nicht mehr davor geschützt, von den Kleinen gefressen zu werden.] Aussterben der Saurier auch hier eine Ursache? [Dann hätte die Entstehung der Warmblüter und das Aussterben der Saurier schnell aufeinander folgen müssen. Scheinbar haben aber beide Arten über zig Mio. Jahre nebeneinander existiert.] / 289 Von gleichbleibender Temperatur (homoiotherm) bezeichnet den Zustand besser als warmblütig. Das Leben beginnt sich von seiner Umwelt zu distanzieren, nicht mehr alle Umweltfaktoren passiv hinzunehmen. / 289f Gesamte Geschichte vom Wasserstoffatom bis heute 'Tendenz zum Zusammenschluß'. / 290 Des weiteren eine Tendenz zur Verselbständigung, zur Abgrenzung, zur Distanzierung von der Umwelt. [Es gibt ein dialektisches Verhältnis von Zusammenschluß und Abgrenzung, das sich auf immer höheren Niveaus erneuert, diese höheren Niveaus überhaupt erst hervorbringt.] Nur relativ geschlossene Systeme sind lebensfähig. Halbdurchlässige Membran. / 291 Auszug aus dem Wasser Ausdruck der Tendenz zur Abgrenzung. Paradiesische Zustände sind Erinnerungen an einen primitiven Zustand, in dem man sich noch nicht selbst tragen mußte, in dem man sein Schicksal noch nicht selbst in die Hand nehmen mußte. / 292 Warmblütigkeit ein weiterer Ausdruck der Tendenz zur Verselbständigung. Voraussetzung für die Fähigkeit zur Abstraktion, der stärksten Form der Distanzierung von der Umwelt. / 293 Regelzentrum, das die Einhaltung einer konstanten Temperatur auf zehntel Grade genau überwacht, befindet sich im ältesten Teil unseres Gehirns. / 293ff Geschichte des 'dritten Auges', der Zirbeldrüse ist ein konkretes Beispiel für die Tendenz der Abschließung von seiner Umwelt. / 296 Grafik menschliches Gehirn mit Zirbeldrüse. [Wo nach der Auffassung Descartes die Verbindung von Körper und Geist stattfindet.] / 297 Öffnung zwischen den Schädelnähten des Säuglings Erinnerung unserer Gene an Zeiten, wo unsere Zirbeldrüse noch ein Lichtempfänger war?


19. Programme aus der Steinzeit, S. 298-307

298 Verschiedene Schichten des Gehirns reagieren unterschiedlich empfindlich auf Narkosegas. Zuerst schwindet das Bewußtsein, Großhirnrinde betäubt. / 299 Dann übernimmt die nächst höhere Hirnschicht das Regiment, der obere Abschnitt des Hirnstammes. Der Betäubte fängt an, um sich zu schlagen und zu treten und vielleicht laut zu schreien. Archaisches Programm zur Selbstverteidigung wird (bewußtlos, unwillkürlich) abgespult. Als nächster Schritt wird auch der obere Hirnstamm betäubt. Der Patient beruhigt sich. Der unterste Teil des Hirnstammes arbeitet aber auch jetzt noch. In ihm wird Kreislauf, Atmung, Temperatur und weitere lebenswichtige Funktionen geregelt. / 300 Die verschiedenen Schichten des Gehirns im Laufe der Zeit nacheinander entstanden. Ein Indiz dafür wie sich das Lebewesen schrittweise von seiner Umwelt distanziert hat, im größere Teil selbst reguliert hat. Unterster Teil: Regulation des Wasserhaushalts, 300f Temperaturregulation, 301 Zirbeldrüse.–Darüber oberer Teil des Hirnstammes, große Stammganglien, Thalamus, hunderte Millionen von Nervenzellen, hier Funktionen des Reagieren.–Diese Hirnteile wie Computer, in denen Erfahrungen unzähliger Generationen gespeichert sind und uns instinktives Verhalten ermöglichen. 302f Erich von Holsts Hühnerversuche: Haarfeine Drähte in diese Hirnregion. Stromsignale lösten instinktives Verhalten aus.–Kein Gehirn hat die Chance festzustellen, ob die Signale, die es erreichen, aus einer natürlichen oder einer anderen Quelle stammen. [Lem/Korkoran] / 303 Was wir Wirklichkeit nennen, existiert in unserem Gehirn als hochkomplexes Muster elektrischer Impulse. / 303f Instinktarmut des Menschen Voraussetzung dafür, daß er intelligent werden konnte. / 304ff Auch wir haben noch Instinkte, sie steuern unser Verhalten nach wie vor, aber wir können uns ihrer bewußt werden und bewußt ihnen entgegen handeln. Diese Instinkt-Programme stammen aus anderen Entwicklungsphasen mit anderen Erfordernissen. Diese Programme sind veraltet, sie sind den heutigen Erfordernissen nicht mehr angemessen. [Sie werden sogar zu einer tödlichen Bedrohung für die Gattung. Aber daß wir diese Programme bewußt und gezielt ändern dürfen, sobald der wissenschaftlich-technische Entwicklungsstand uns dies möglich macht, darauf scheint Ditfurth nicht gekommen zu sein.]– 306 Die Großhirnrinde erschließt uns Möglichkeiten, die es vorher auf der Erde noch nicht gab. Aber auch sie beruhen auf Fähigkeiten, die sehr alt sind, isoliert bereits vorhanden waren, und erst in unserem Hirn zusammengefaßt werden.


20. Älter als alle Gehirne, S. 308-322

308f Ungar-Versuch mit Mäusen. / 309 Hyden-Versuch mit Ratten. / 309f McConnel-Versuch mit Plattwürmern. 310 RNS, der Stoff aus denen unsere Erinnerungen sind, aus toten Mäusehirnen gewonnen und anderen Mäusen eingespritzt. Auf diese Weise Erlerntes übertragen. 311 An Ratten wiederholt. Erinnerungen können chemisch von einem Individuum auf ein anderes übertragen werden. / 312 Skotophobin Eiweißkörper. Wenn wir etwas erleben, wahrnehmen, einen Gedanken fassen, bildet sich ein Eiweißkörper, der ihn speichert? Künstlich erstellte Eiweißkörper riefen bestimmte Erinnerungen hervor, die das Individuum nie hatte. / 313 Molekularbiologische Gedächtnisforschung.–Als vor ca. 1 Mrd. die Natur die ersten primitiven Gehirne erfand, bediente sie sich eines Verfahrens, das es bereits seit 2 Mrd. Jahren gab. Art-Gedächtnis und Individual-Gedächtnis beruhen auf den gleichen molekularen Mechanismen. / 314 Das Gehirn konnte sich bereits existierende Bauteile einverleiben wie die Zelle die Organelle. Wie in der Evolution immer wieder zu beobachten, bilden kleinere Bauteile das Mosaik der nächst höheren Stufe. Bei anderen psychischen Leistungen läßt sich das aber noch nicht so schlüssig belegen. / 315f Austausch von Erfahrungen. Norman G. Anderson 1970 These von der 'viralen Transduktion'. Viren überführen Teile der DNS einer Zelle zu einer anderen Zelle. Der Esparanto-Charakter der Arbeitsweise aller Zellen macht es möglich. / 316f Der Zufallscharakter der Mutationen stellte sich plötzlich in einer anderen Sicht dar. / 317 "Wenn wir an die Viren denken, so sollten wir daher nicht einseitig nur die nächste Grippewelle im Auge haben oder andere lästige Folgen eines Virusinfektes. Wir sollten dagegen abwägen, daß die winzigen Gebilde bei ihrem langen Marsch quer durch alle Arten und Gattungen seit Jahrmilliarden mit der Unermüdlichkeit dörflicher Klatschbasen (und mit gleichen Wirksamkeit) dafür sorgen, daß keine genetische Neuigkeit geheim und irgendeinem vorenthalten bleibt, der womöglich etwas mit ihr anfangen könnte. Es sieht sie aus, als ob es uns heute, 5 Milliarden Jahre nach der Entstehung der Erde, noch gar nicht geben könnte, wenn die Viren diesen »genetischen Erfahrungsaustausch« nicht während dieser ganzen Zeit in Gang gehalten hätten." / 317f Phantasie nicht auf die psychische Sphäre beschränkt. / 318f Auch von der Abstraktion lassen sich phylogenetische Vorstufen finden. / 321 "Ganz ohne jeden Zweifel ist »Bewußtsein« etwas vollkommen Neues." Es ist aber wie 'Wasser' das Resultat der Kombination von altem. [Mit der Absolutheit mit der diese Behauptung vorgetragen wird, kann ich nicht übereinstimmen. Es ist mir plausible, daß auch hier etwas zusammengefaßt und einem Individuum zur Verfügung gestellt wird, das es bereits vorher gab. Die Dinge sind bereits Bewußtsein, aber noch kein Selbstbewußtsein. Was wir von der Welt und von den Dingen wissen, sind immer nur die Bilder, die wir uns von ihnen machen. Aber wozu brauchen wir noch etwas, das diesen Bildern zugrunde liegt? Wir suchen nach dem Grund, warum wir uns ein Bild machen. Aber vielleicht erschöpft sich ja immer oder häufig ein Ding in dem Bild, das wir uns von ihm machen. Der Grund, daß wir uns ein Bild machen, besser der Grund, warum wir eine bestimmte Wahrnehmung haben, muß kein materieller Grund sein. Das Objektive erschöpft sich in dem, was wir noch nicht erkannt haben. Seit Hume brauchen wir keine Substanz mehr hinter den Eigenschaften. Kant ist in diesem Punkt schon ein Rückfall hinter Hume. Daß wir hinter unseren Bildern etwas davon unabhängiges, objektives annehmen, ist selbst schon wieder ein Bild, eine Konstruktion. Nicht nur unsere Wahrnehmungen sind nur Bilder, sondern auch unsere Erklärungen sind Bilder. Auch die Nervenimpulsmuster in unserer Großhirnrinde sind Bilder, nicht die von uns unabhängig existierende Wirklichkeit. Das ist Popper. Aber soweit wäre Ditfurth wohl nicht mitgegangen.] / 321 Sprache hat Vorgänger in den Genen.


Fünfter Teil: Die Geschichte der Zukunft

21. Auf dem Weg zum galaktischen Bewußtsein, S. 325-343

325 Die Gegenwart ist im Rahmen der hier erzählten Geschichte ein durch den Zufall unserer augenblicklichen Existenz willkürlich herausgegriffener Moment. Unsere Zeit ist allerdings eine besondere Epoche, weil nach 13 Mrd. Jahren der Bewußtlosigkeit erst seit einigen tausend Jahren selbständige Subjekte objektiv wahrnehmen. Wir sind die erste Generation, die dieser Geschichte ansichtig wurden. / 326 Würden wir die Geschichte hier abbrechen, dann würden wir dem alten Irrtum unterliegen, die jetzige Situation sei Sinn und Zweck der bisherigen Geschichte. Kurzfristige Prognosen unmöglich. Langfristige möglich. Wir wissen nicht, ob die Menschheit noch lange genug existieren wird, um an der Zukunft in astronomischen Maßstäben teilzunehmen.– 327 Nächster Schritt in astronomischen Maßstäben Übergang von der planetaren zur interplanetaren und langfristiger zur galaktischen Kultur. Die Tendenzen Zusammenschluß und Abgrenzung werden weiter wirksam sein. / 327f Raumfahrt letztlich auch Ausdruck der Abgrenzung, der Distanzierung von der Umwelt. / 329ff Raumfahrt kann aber nur in die Sackgasse führen. Wegen der unüberwindbaren Weiten des Alls. / 330ff Insekten als Beispiel für Sackgassen der Evolution, die trotz allem sehr erfolgreich, langlebig, artenreich sind. / 333 Seit ca. 100 Mio. Jahre keine Weiterentwicklung bei Insekten. / 334 Spiralnebel Andromedar 150.000 Lichtjahre Durchmesser.–Selbst mit Lichtgeschwindigkeit für Menschen nicht durchquerbar. / 335 Selbst hypothetische 'Überlichtgeschwindigkeit' löst das Problem nicht wegen der großen Zahl der Sterne, Galaxien. [Ditfurth geht vom heutigen Menschen und seiner Lebensdauer aus. Damit demonstriert er aber ein weiteres Mal, daß er sich selbst nicht konsequent zu Ende denkt.] / 336 Wir stecken in einer 'kosmischen Quarantäne'. / 337 50er und 60er Jahre wurde man oft ausgelacht, wenn man annahm, daß anderswo im All ebenfalls Leben, Intelligenz, Bewußtsein existiert. Das hat sich geändert auch durch die Raumfahrt. / 337ff In diesem Buch wurde nachgewiesen, daß die Entwicklung vom Urknall zum Leben zwangsläufig ohne übernatürliche Eingriffe abgelaufen ist. Anderswo im Universum, wo die Umstände es zuließen, ist das Gleiche abgelaufen. Aber eben anders. Es wimmelt da draußen von Leben, Bewußtsein und Geist. Alleine in unserer Milchstraße wahrscheinlich über 100.000 belebte Planeten.–Und es gibt noch weitere einige hundert Mrd. Milchstraßen. / 340 Riesige Weiten zwischen den Planeten vielleicht gute Sache, da auch andere Lebewesen wie wir Menschen nicht friedlich. / 340 Kontaktaufnahme über Funkweg. / 342 Vorstellungen darüber, wie Nachrichten aussehen könnten an Wesen, bei denen wir logisches Denken voraussetzen können. (Grafik 341 metallene Schriftplatte, die mit Pioneer X unser Sonnensystem verlassen hat.) / 343 Suche nach Funksignalen außerirdischer Intelligenzen. Irgendwann werden wir ein solches Signal auffangen und dann wird eine neue Entwicklung beginnen. / "Von da ab aber wird die Menschheit in einen Prozeß einbezogen sein, in dessen Verlauf sich immer zahlreichere planetarische Einzelkulturen durch wechselseitigen Nachrichtenaustausch zu immer größeren Verbänden zusammenschließen. Bis endlich, in einer Zukunft, von der wir noch durch Jahrmillionen getrennt sind, alle Kulturen der ganzen Milchstraße durch Funksignale wie durch Nervenimpulse zu einem einzigen, gewaltigen galaktischen Überorganismus verbunden sein werden, der über ein Bewußtsein verfügt, dessen Inhalt der Wahrheit näher kommen wird als alles, was es bis dahin im Universum gab." [Toller Schluß! Hätte ich vielleicht auch so geschrieben. Die Ähnlichkeiten zu meinem 'Rückkehrprozeß des Weltgeistes' sind ja auch nicht zu übersehen. Aber man kann manches gegen eine solche Sicht einwenden: Wenn 100.000 belebte Planeten unterste Schätzung, dann muß aller Wahrscheinlichkeit nach, anderswo das Leben und auch das intelligente Leben hunderte Millionen Jahre vor uns entstanden sein. Deren Signale müßte hier sein. Falls nicht sie selbst hier sein müßten. Dieses Kapitel zeigt am Deutlichsten, daß Ditfurth seine interessanten Gedanken nicht konsequent zu Ende führt. Die uns folgenden höheren Arten bzw. anderswo im All bereits existierende höhere Arten werden über Möglichkeiten verfügen, die für uns unausdenkbar sind. Sie werden sich in Seinssphären befinden, die für uns unerreichbar sind. Für Ditfurth sind unsere heutigen Kenntnisse nicht wie für Popper ein Netzwerk von Hypothesen, sondern unbezweifelbares Wissen, welches Bestandteil dessen sein wird, was die höheren Arten besitzen werden. Dies aber sehr fraglich.]


345ff Anmerkungen und Ergänzungen


362ff Bildteil


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