Wort


Wort

Das Wort ist das elementarste einer Sprache. Es sagt für sich allein etwas aus.

Hervorgegangen dürften die Wörter sein aus den Geräuschen oder Lauten, die die Tiere hörten oder von sich gaben. »Aua!« für Schmerz, »Hund« für ein Tier, das heulte. Affen haben unterschiedliche Laute z. B. für Luftfeind und Bodenfeind. »Hau ab!« (lauter Schrei mit entsprechendem Gesichtsausdruck) oder »Bleib hier, lause mich!« (wohliges Seufzen).

In der Philosophie ist umstritten, ob das Wort oder das, was mit ihm bezeichnet wird, das ursprüngliche ist. Viele sprachorientierte Philosophen sagen, das Wort gibt den Dingen, Erscheinungen etc. erst das Sein. (z. B.  Heidegger,  Strukturalisten.) Vielfach wird eine Art »Sprachidealismus« vertreten. (Im klassischen  Idealismus ist es Gott,  Ideen, etc. die das Ursprüngliche im Sein sind. Bei einigen Sprachphilosophen ist die Sprache das Ursprüngliche.) Andere Philosophen vertreten die Auffassung, das Wort sei nachgeordnet, vorrangig seinen die Dinge, Erscheinungen, Beziehungen etc. pp. die von den Wörtern bezeichnet werden.

Ebenso umstritten ist, ob die Wörter eine feste Bedeutung haben, oder ob sich die Bedeutung eines Wortes aus seinem praktischen Gebrauch ergibt. (U. a.  Wittgenstein) Dies möchte ich am Beispiel des Wortes Kommunismus erläutern:

Einige vertreten die Auffassung, damit etwas kommunistisch genannt werden könne, müsse es gewissen Kriterien genügen. Und wer legt die fest? Marx? Eine bzw. welche der diversen Strömungen des Marxismus, die sich untereinander nicht grün, äh ... nicht rot sind? Andere vertreten die Auffassungen, kommunistisch ist das, was als solches bezeichnet wird. Mehrheitlich wird unter Kommunismus verstanden, was unter der Herrschaft von Kommunisten praktiziert wurde. Eine Minderheit von Insidern weiß, dass ursprünglich was anderes darunter verstanden wurde. Die mehrheitliche Verwendung des Wortes ist aber nun mal eine andere.

So ist es mit vielen anderen Wörtern auch. Eine Minderheit, z. T. eine verschwindend kleine Minderheit beharrt darauf, dass ein bestimmtes Wort eine bestimmte Bedeutung hat. Die große Mehrheit der Sprechenden hält sich aber nicht dran. Für die hat das Wort die Bedeutung, die es in der Praxis eben hat.

Wörter und Worte: Das Plural von Wort ist Wörter. »Worte« bedeutet offiziell Wörter in feststehender Reihenfolge (Sprichwort), formelle Wörter (Dankesworte, Grußworte), gehobene Sprache (»mit klugen Worten«) etc. In der Praxis halten sich aber viele nicht an diese Unterscheidung. Auch und gerade im Internet. [Ich selbst habe es mir leider auch angewöhnt, oft »Worte« zu sagen oder zu schreiben, wenn es korrekt »Wörter« heißen müsste.]


Zitate zu Wort, Worte und Wörter

Gottfried Benn: »Am Anfang war das Wort und nicht das Geschwätz, und am Ende wird nicht die Propaganda sein, sondern wieder das Wort.«

Samuel Butler: »Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen.«

Thomas Carlyle: »Der Mensch kann in der Philosophie als ›verkörpertes Wort‹ definiert werden.«

Winston Churchill: »Mit bösen Worten, die man ungesagt hinunterschluckt, hat sich noch niemand den Magen verdorben.«

Dostojewskij: »Worte sind noch keine Taten.« [Dessen kann man sich gar nicht oft genug erinnern!]

Sigmund Freud: »Derjenige, der zum erstenmal an Stelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation.« »Worte und Zauber waren ursprünglich ein und dasselbe. Auch heute besitzt das Wort eine starke magische Kraft.«

Ernst von Feuchtersleben: »Je tiefer man in ein lebendig Ganzes, sei es nun Mensch, Kunstwerk oder Buch, einzugehen das Glück hat, desto tiefer fühlt man die Unzulänglichkeit des Redens. Die Worte geben nicht den Sinn, sie umgeben ihn nur.«

Johann Wolfgang von Goethe: »Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.« »Der Worte sind genug gewechselt, // Lasst mich auch endlich Taten sehn!«

Heidegger: »Das Wort verschafft dem Ding erst das Sein.«

Horaz: »Einmal entsandt, fliegt das Wort unwiderruflich dahin.«

Jean Paul: »Feststehende philosophische Worte sind gefährlich – man bringt sein ganzes Anschauungssystem darunter – und dann versteht man fremde Worte nicht, die man sonst verstände.«

Johannes (der Evangelist): »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott.« [Johannes war der erste »Sprachidealist«.]

Rudyard Kipling: »Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt.«

Konfuzius: »Wer Geist hat, hat sicher auch das rechte Wort, aber wer Wörter hat, hat darum noch nicht notwendig Geist.« »Wer die Macht der Wörter nicht kennt, kann auch die Menschen nicht kennen.«

Stanislaw Jerzy Lec: »Am Anfang war das Wort – am Ende die Phrase.«

John Locke: »Wir würden viel weniger Streit in der Welt haben, nähme man die Worte für das, was sie sind – lediglich die Zeichen unserer Ideen und nicht die Dinge selbst.«

Franz Müntefering: »Aphorismen und Gedichte lese ich lieber als Romane, weil es um die Kunst der Verdichtung geht, den lakonischen Umgang mit Worten.«

Friedrich Nietzsche: »Jedes Wort ist ein Vorurteil.« »Als ob nicht alle Worte Taschen wären, in welche bald dies, bald jenes, bald mehreres auf einmal gesteckt worden ist!«

Blaise Pascal: »Freundliche Worte kosten nichts, aber bringen viel ein.«

Ludwig Reiners: »Unter den Gelehrten sind die Fremdwörter eine Art wissenschaftlicher Freimaurerhändedruck, an dem sich die Eingeweihten erkennen.«

Philipp Otto Runge: »Das Wort ist nur der Körper von unseren inneren Empfindungen

Sartre: »Worte sind geladene Pistolen.«

Friedrich von Schiller: »Mich hält kein Band, mich fesselt keine Schranke, // frei schwing ich mich durch alle Räume fort. // Mein unermesslich Reich ist der Gedanke, // und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort.«

Schopenhauer: »Man brauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.«

Shakespeare: »Worte, Worte, nichts als Worte.«

Sophokles: »Das harte Wort schmerzt immer, sei's auch ganz gerecht.«

Carmen Sylva: »Das Wort behält seine Macht nach Tausenden von Jahren. Von großen Völkern bleibt nichts übrig als ihr Wort, wenn sogar ihre Steine zertrümmert sind. Das Wort überdauert alles, wie ein ewig grünender Baum.« [Aber das Wort muss natürlich noch verstanden werden. Beim Lesen von Texten, die über 100 Jahre alt sind, muss ich ein Wort des Öfteren im Lexikon nachschlagen. Beim Lesen sehr alter Texte, zum Beispiel des Alten Testaments in Aramäisch oder Hebräisch weiß heute kein Mensch mehr, was bestimmte Wörter mal bedeutet haben.]

Mark Twain: »Große Macht übt das richtige Wort aus. Immer, wenn wir auf eines dieser eindringlichen, treffenden Worte stoßen, ist die Wirkung physisch und geistig – und blitzartig spontan.« »Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und dem Glühwürmchen.«

Otto Weiss: »Worte können ihren Sinn sehr ändern – durch das Übelwollen derer, die sie anhören!.«

Peter Weiss: »So kommt der Schreibende auf einem Umweg über den Zerfall und die Machtlosigkeit zum Schreiben, und jedes Wort, mit dem er eine Wahrheit gewinnt, ist aus Zweifeln und Widersprüchen hervorgegangen.«


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