Englische Philosophie


Englische Philosophie

Im Mittelalter und der beginnenden Neuzeit spielten Nationen und Völker noch bei weitem nicht die Rolle, die sie später leider mal haben sollten. Damals gab es das christliche Abendland, die allgemeine Wissenschaftssprache war Latein. Von nationalen Philosophien zu sprechen, ist deshalb problematisch. Trotzdem kann man sagen, dass schon zu dieser frühen Zeit die Engländer (im weitesten Sinne) mehr das empirische, wissenschaftliche betonten und die Deutschen (auch im weitesten Sinne) mehr das Metaphysische. Diese unterschiedlichen Grundströmungen haben fast bis in die Gegenwart hinein Bedeutung. Sie sind vielleicht sogar in einem starken Maße mit Ursache für die unterschiedlichen nationalen Schicksale.

Während in England der Empirismus dominierte, so dominierte auf dem europäischem Kontinent schon seit dem Mittelalter der Rationalismus, u. a. in Deutschland und Frankreich. Die Folgen dieser unterschiedlichen Traditionen zeigen sich bis in die jüngste Vergangenheit in den in der angelsächsischen Welt und in Kontinentaleuropa vorherrschenden philosophischen Strömungen.

Schottische und Irische Philosophen werden in der Literatur in der Regel zur Englischen Philosophie bzw. ihren Strömungen gerechnet. Das liegt an der engen Verbundenheit dieser beiden Völker mit England, bzw. an der Dominanz, die die Engländer jahrhundertelang über die Schotten und Iren ausübten.


Bedeutende englische Philosophen

Zu Beginn der Scholastik und in der Zeit des Universalienstreits spielten Engländer im weitesten Sinne eine Rolle. U. a. Johannes Scotus Eriugena (ca. 810–877) und Anselm von Canterbury (1033–1109),

Robert Grosseteste (ca. 1168–1253) war ein englischer Theologe und Scholastiker. Er war ein früher Vorläufer der modernen Naturwissenschaften und Lehrer englischer Franziskaner, u. a. von  Roger Bacon. Er war ein Kritiker von Vetternwirtschaft und Korruption im Klerus.

Bedeutende Vertreter der Spätscholastik waren die Franziskaner Roger Bacon (etwa 1214–1292), Duns Scotus (ca. 1270–1308) und William von Occam (ca. 1285–1349).

Ein Staatsdenker, Ethiker und früher utopischer Sozialist war Thomas Morus (1478–1535).

Das bisherige ist nach meiner Einschätzung Teil der mittelalterlichen europäischen Philosophie.

Eine Zwischenposition nimmt Thomas Hobbes (1588–1679) ein. Der von ihm vertretenen Staatsabsolutismus prägte nicht die weitere englische Geschichte. In der Entwicklung der Staatsphilosophie spielt er eine wichtige Rolle.

Meines Erachtens nach beginnt mit Francis Bacon (1561–1626) die eigentliche englische Philosophie. Bei ihm ist alles – zumindest keimhaft – vorhanden, was die englische Philosophie in den nächsten Jahrhunderten prägen sollte. Bacon war ein Wegbereiter der modernen Erkenntniskritik und der modernen Naturwissenschaft.

Der bedeutendste englischer Dichter ist William Shakespeare (1564–1616), der einen großen Einfluss auf die Weltliteratur und die deutsche Romantik hatte. Seine Bedeutung im englischen Sprachraum übertrifft die von Goethe und Schiller zusammen im deutschen Sprachraum. In seinen vielen Theaterstücken befinden sich viele philosophische Aussagen. Seit Jahrhunderten behaupten viele Fachleute, die Person William Shakespeare hätte diese Dramen gar nicht schreiben können, da ihm die Ausbildung und das »insider-Wissen« dafür gefehlt hätten. Er sei nur Strohmann für  Francis Bacon gewesen. Eventuell ist also »William Shakespeare« ein Pseudonym oder Künstlername von Francis Bacon, was an der Bedeutung der Texte nichts ändert.

Die bedeutenden Naturwissenschaftler, der Ire Robert Boyle (ca. 1626–1692) und Isaac Newton (1643–1727) begründeten die mechanische. Naturauffassung, die für das philosophische Weltbild von großer Bedeutung war. (Bis zur Entstehung der  Relativitätstheorie.)

John Locke (1632–1704) gilt als Begründer des Liberalismus und der Theorie der Gewaltenteilung und ist damit der theoretische Begründer des liberalen englischen Systems, das inzwischen seit einigen Jahrhunderten existiert. Er ist auch als Wegbereiter der Erkenntniskritik von Bedeutung. Locke gilt auch als einer der Begründer des Deismus.

Der Ire George Berkeley (1685–1753) war ein bedeutender Erkenntnistheoretiker und gilt vielen als Wegbereiter wenn nicht gar als Begründer des  Subjektiven Idealismus.

Der Schotte David Hume (1711–1776) wird als Vollender der englischen Erkenntniskritik angesehen. Er hat im englischen Sprachraum die Bedeutung, die Kant im deutschen Sprachraum hat.

Besondere Bedeutung auf dem Gebiet der Moralphilosophie haben Anthony Ashley Cooper (1671–1713), Francis Hutcheson (1694–1747) und der Nationalökonom Adam Smith (1723–1790). Zu erwähnen sind auch noch: Joseph Butler (1692–1752), Richard Cumberland (1631–1718), Samuel Clark (1675–1729) und William Hyde Wollaston (1766–1828).

Im 18. Jahrhundert begründeten David Hartley (1705 –1757) und Joseph Priestley (1733–1804) die  Assoziationspsychologie.

Im 18. Jahrhundert begründete Thomas Reid (1710–1796) die »Common Sense-Philosophy«, die später im englischen Sprachraum mal sehr einflussreich werden sollte. Seine Philosophie unterschied sich allerdings in einigen Punkten von der modernen Analytische Philosophie, z. B. in der Gottesfrage.

Jeremy Bentham (1748–1832) begründete den  Utilitarismus, den John Stuart Mill (1806–1873) dann verfeinerte.

Der bedeutendste englische Naturforscher des 19. Jahrhunderts, Charles Darwin (1809–1882), begründete die Evolutionstheorie, die gewaltige philosophische Konsequenzen hat. Z. B. was die Stellung des Menschen in der Welt anbetrifft. (Abstammung aus dem Tierreich.) Sehr bedeutsam ist auch die aus der Evolutionstheorie hervorgegangene Evolutionären Erkenntnistheorie .

Der bedeutendste englische Philosophie des 19. Jahrhunderts war Herbert Spencer (1820–1903) ein Positivist und humaner Sozialdarwinist. (Im Unterschied zu dem inhumanen Sozialdarwinisten Nietzsche.)

Bedeutende englische Vertreter der Analytische Philosophie waren Bertrand Russell (1872–1970), der bedeutendste englische Philosoph des 20. Jahrhunderts, George Edward Moore (1873–1958), der Begründer des  Neurealismus, Alfred Jules Ayer (1910-1989), Gilbert Ryle (1900–1976), John Langshaw Austin (1911–1960), Peter Frederick Strawson (1919–2006) und John Wisdom.

Im 20. Jahrhundert betrieben Alfred North Whitehead (1861–1947) und der Australier englisch-jüdisch Abstammung Samuel Alexander (1859 - 1938) eine »Neue Metaphysik«

Österreichisch-jüdischer Abstammung aber auch stark in England wirkend waren Karl Popper und Ludwig Wittgenstein.


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