»Liebe Nachwelt! Wenn Ihr nicht gerechter, friedlicher und überhaupt vernünftiger sein werdet, als wir sind, bzw. gewesen sind, so soll euch der Teufel holen.« Albert Einstein



Albert Einstein


Einstein kurz und knapp

Albert Einstein (1879–1955), deutsch-schweizerisch-amerikanischer Physiker jüdischer Abstammung. Revolutionierte mit seiner Relativitätstheorie die Grundlagen der Physik und damit das Bild, das die moderne Naturwissenschaft von der Welt, von Raum, Zeit und Materie hat. Da dies alles zentrale philosophische Begriffe sind, haben seine Theorien große Bedeutung für die Philosophie.

Einstein leitete den Abschied vom  euklidischen Universum ein. Im Sinne  Kuhns kam es zu einem Paradigmenwechsel in der Physik und in der naturwissenschaftlich orientierten Philosophie.

Mit der  Speziellen Relativitätstheorie verbunden sind Aussagen und Begriffe wie die Relativität der Bewegung, die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, die Relativität von Raum und Zeit, die Verbindung von Raum und Zeit zur vierdimensionalen Raumzeit, das Raum-Zeit-Kontinuum, Zeitdilatation, Längenkontraktion, Massezunahme bei steigender Bewegung, die Gleichwertigkeit von Masse und Energie (E = mc²).

Die  Allgemeine Relativitätstheorie ist eine aus Aussagen der Speziellen Relativitätstheorie abgeleitete Gravitationstheorie. Die Gravitation und die Planetenbahnen würden durch eine Krümmung des Raumes hervorgerufen.

Obwohl überzeugter Pazifist gab Einstein mit einem Brief an Präsident Roosevelt den Anstoß für die Entwicklung der Atombombe. Verständlicher Weise hatte er die Befürchtung, die Nazis könnten die Atombombe entwickeln. (Es lebten eine Reihe hervorragender Physiker in Nazi-Deutschland.) Am Ende des 2. Weltkrieges bemühte er sich erfolglos darum, den Einsatz der Atombomben durch Präsident Truman zu verhindern. (Der die Atombomben über den japanischen Städten Hiroschima und Nagasaki abwerfen und damit hunderttausende von Zivilisten umbringen ließ, obwohl Japan bereits die Kapitulation angeboten hatte.)


Von Newton zu Einstein

Newtons Theorie über die Bewegung der Körper, seine Beschreibung des Kosmos mit einem absoluten Raum und einer absoluten Zeit galt als eine richtige, unbezweifelbare, hinreichend begründete Theorie. Der gewaltige Aufschwung der Astronomie war Newtons Bewegungs- und Gravitationsgesetzen zu verdanken. Aus naturwissenschaftlicher Sicht war es absurd an der Richtigkeit dieser Physik zu zweifeln.

Einsteins These, zu der er durch Intuition und deduktives Denken gekommen war – nicht zuletzt allerdings auch durch Debatten, die die Physiker Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts führten –, besagte nun, dass Newtons Gravitationsgesetze nicht mehr gelten würden, wenn starke Gravitationsfelder und hohe Geschwindigkeiten eine Rolle spielten. Lichtstrahlen, so seine These, pflanzten sich in Gravitationsfeldern krummlinig fort.

Nach Einstein sind Raum und Zeit nichts absolutes, sondern dynamische Größen in einer gekrümmten vierdimensionalen Raum-Zeit, im Wechselspiel mit sich bewegenden Körpern und der Wirkungsweise von Kräften. Der Raum unserer Anschauung sei nicht der physikalische Raum. Der physikalische Raum sei nichteuklidisch, seine Geometrie sei abhängig von Massen und deren Geschwindigkeiten. Er sei unbegrenzt aber endlich, da immer in sich zurückgekrümmt. Jeder Versuch, sich einen gekrümmten Raum vorzustellen, sei aussichtslos. Er sei nur in Form naturwissenschaftlich-mathematischer Formeln darstellbar. [1]

[Der euklidische Raum unserer Anschauung ist aus der Sicht des Verstandes eine Täuschung. Aber der gekrümmte Raum unseres Verstandes kann sich aus einer noch höheren Erkenntniswarte auch wieder als Täuschung erweisen.]


Die Spezielle Relativitätstheorie

1905 stellte Einstein die Spezielle Relativitätstheorie auf. Sie sagt zweierlei aus:

  1. Relativitätsprinzip: Es gebe kein absolutes Bezugssystem. (Das galt damals als absolute Wahrheit. Der Äther des  Aristoteles.) Wenn man einen sich bewegenden Körper sehe, sei es deshalb letztlich eine Frage der Interpretation, ob sich das beobachtete Objekt oder der Beobachter bewege. Bewegung sei relativ. [Wenn man in der Bahn sitzt und sie fährt ganz langsam an, hat man beim Hinaussehen den Eindruck, der Bahnsteig bewege sich, nicht der Zug. Es ist aber für das praktische Leben zweckmäßiger, davon auszugehen, dass sich der Zug bewegt.]
  2. Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Zur Lichtgeschwindigkeit könne keine weitere Geschwindigkeit addiert werden. Wenn ein Raumschiff sich mit 75% der Lichtgeschwindigkeit bewege und in ihm sich Fahrzeuge mit 75% der Lichtgeschwindigkeit bewegten, dann hätten diese Fahrzeuge bezogen auf das Äußere des Raumschiffes nicht die 1,5fache Lichtgeschwindigkeit. Statt dessen komme es zur Längenkontraktion – der Raum verkürze sich – und zur Zeitdilatation – die Zeit werde länger, die Uhren gingen langsamer.

Zeit: Es gebe keine absolute Weltzeit. Die Zeit hänge ab von der Geschwindigkeit des jeweiligen Körpers. (Zwillingsbeispiel: Wenn ein Astronaut mit nahezu Lichtgeschwindigkeit ins All fliege und nach einigen Tagen zurückkehre, dann sei sein Zwillingsbruder 200 Jahre alt, bzw. vor über einhundert Jahren gestorben. Mit Atomuhren, die auf millionstel Sekunden genau gehen, ist dies schon praktisch nachgewiesen, indem man sie in Düsenflugzeugen transportiert hat.) [Zeit ist nichts anderes als Veränderung. Je schneller sich ein Körper bewegt um so langsamer läuft die Veränderung ab, im Vergleich zu etwas, dass sich nicht oder wesentlich langsamer bewegt.]

1907 Erweiterung zum allgemeinen Äquivalenzprinzip von Masse und Energie: E = mc² (Energie gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit hoch zwei). Die träge Masse eines abgeschlossenen Systems sei mit ihrer Energie identisch, so dass die Masse (Materie!) als selbständige Einheit verschwinde. Hiermit wurde die auch philosophisch äußerst bedeutsame  Hypothese aufgestellt, dass Materie letztlich Bewegung sei.


Die Allgemeine Relativitätstheorie

1914–16 Allgemeine Relativitätstheorie: Äquivalenz von Trägheit und Gravitation. Diese Theorie veränderte die Anschauung über die Struktur des physikalischen Raumes. Der Physikalische Raum sei in sich gekrümmt. (Krümmung des Universums) Die von Einstein theoretisch vorausgesagte Lichtabweichung im Gravitationsfeld wurde 1920 von einer britischen Sonnenfinsternisexpedition empirisch nachgewiesen.

Gravitationstheorie: Bei Newtons ist die Gravitation eine Fernwirkungskraft, eine Änderung der Quelle würde sich instantan im gesamten Raum auswirken. Da dies nach Einstein wegen der Relativität der Gleichzeitigkeit nicht möglich ist, sah er die Gravitation durch Krümmungen der Raumzeit hervorgerufen. (Diese Gravitationstheorie ist aber bis heute umstritten. Viele Physiker bieten konkurrierende Theorien an.)

Einstein lehnte Heisenbergs Behauptung im subatomaren Bereich gebe es keinen Determinismus aus philosophisch-religiösen Gründen ab. (»Gott würfelt nicht.«) Jeglichem Chaos oder Ungewissheit liege eine Schicht von Ordnung und Gewissheit zu grunde.


Kritisches zu Einstein

Bei seiner Ablehnung der  Unschärferelation und Teilen der Quantentheorie hat Einstein sich nicht von physikalischen, sondern von weltanschaulichen Positionen leiten lassen. Einstein war bezüglich seiner ethisch-moralischen Grundsätze vorbildhaft. Die Welt sehe erheblich besser aus, wenn die große Mehrheit der Wissenschaftler und Politiker diese Grundsätze hätte. Aber bei der Aufstellung und Beurteilung naturwissenschaftlicher Theorien sollten weltanschauliche Positionen keine Rolle spielen. Siehe auch  Wertfreiheit des Begründungszusammenhangs.


Zitate Einsteins

»Autoritätsdusel ist der größte Feind der Wahrheit

»Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Wobei ich mir beim Universum nicht sicher bin.«

»Die Herrschaft der Dummen ist unüberwindlich, weil es so viele sind, und ihre Stimmen zählen genau wie unsere.«

»Der Gedanke, dass ein einem Strahl ausgesetztes Elektron aus freiem Entschluss den Augenblick und die Richtung wählt, in der es fortspringen will, ist mir unerträglich. Wenn schon, dann möchte ich lieber Schuster oder gar Angestellter einer Spielbank sein als Physiker.«

»Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z. B. der Relativitätstheorie.«

»Wenn jemand mit Freude zu einer Musik marschieren kann, dann verachte ich ihn schon. Er hat sein großes Gehirn ganz umsonst bekommen, da für ihn das Rückenmark schon reichen würde.«

»Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die  Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden. [...] Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Inkarnation des primitiven Aberglaubens. Und das jüdische Volk, zu dem ich gern gehöre und mit dessen Mentalität ich tief verwachsen bin, hat für mich doch keine andersartige Dignität als alle anderen Völker. Soweit meine Erfahrung reicht, ist es auch um nichts besser als andere menschliche Gruppierungen, wenn es auch durch Mangel an Macht gegen die schlimmsten Auswüchse gesichert ist. Sonst kann ich nichts ›Auserwähltes‹ an ihm wahrnehmen

»Der Intellekt hat ein scharfes Auge für Methoden und Werkzeuge, aber er ist blind gegen Ziele und Werte

»Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt.«

»Wenn ich mit meiner Relativitätstheorie recht behalte, werden die Deutschen sagen, ich sei Deutscher, und die Franzosen, ich sei Weltbürger. Erweist sich meine Theorie als falsch, werden die Franzosen sagen, ich sei Deutscher und die Deutschen, ich sei Jude

»Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.«

»Gegen organisierte Macht gibt es nur organisierte Macht; ich sehe kein anderes Mittel, so sehr ich es auch bedaure.«

»Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit.«

»Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die Meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.«

»Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.«

»Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.«

»Mozarts  Musik ist so rein und schön, dass ich sie als die innere Schönheit des Universums selbst ansehe.« [ Schopenhauer]

»Das tiefste und erhabenste Gefühl, dessen wir fähig sind, ist das Erlebnis des Mystischen. Aus ihm allein keimt wahre Wissenschaft. Wem dieses Gefühl fremd ist, wer sich nicht mehr wundern und in Ehrfurcht verlieren kann, der ist seelisch bereits tot

»Das Wichtige ist, dass man nicht aufhört zu fragen. Neugierde hat ihren eigenen Existenzgrund. Man kann nicht anders, als staunend über die Ewigkeit, das Leben und die wunderbare Struktur der Realität nachzudenken. [...] Verliere niemals diese heilige Neugierde.«

»Verehrte An- und Abwesende. Wenn ihr den Rundfunk höret, so denkt auch daran, wie die Menschen in den Besitz dieses wunderbaren Werkzeuges der Mitteilung gekommen sind. Der Urquell aller technischen Errungenschaften ist die göttliche Neugier und der Spieltrieb des bastelnden und grübelnden Forschers und nicht minder die konstruktive Phantasie des technischen Erfinders.«

»Die Quantenmechanik ist sehr Achtung gebietend. Aber eine innere Stimme sagt mir, dass das noch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass der Alte nicht würfelt."

»Phantasie ist wichtiger als Wissen. Denn Wissen ist begrenzt.«

»Wenn man zwei Stunden lang mit einem Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität

»Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind.«

»Wenn die Bekenner der gegenwärtigen Religionen sich ernstlich bemühen würden, im Geiste der Begründer dieser Religionen zu denken, zu urteilen und zu handeln, dann würde keine auf dem Glauben gegründete Feindschaft zwischen den Bekennern verschiedener Religionen existieren. Noch mehr, sogar die Gegensätze im Glauben würden sich als unwesentlich herausstellen.«

»Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.«

»Spinoza ist einer der tiefsten und reinsten Menschen, welche unser jüdisches Volk hervorgebracht hat.«

»ich glaube an spinozas gott der sich in der harmonie des seienden offenbart (stop) nicht an einen gott der sich mit schicksalen und handlungen der menschen abgibt.« [Telegrammtext]

»Toleranz ist das menschenfreundliche Verständnis für Eigenschaften, Auffassungen und Handlungen anderer Individuen, die der eigenen Gewohnheit, der eigenen Überzeugung und dem eigenen Geschmack fremd sind. Toleranz heißt also nicht Gleichgültigkeit gegen das Handeln und Fühlen des oder der anderen; es muss auch Verständnis und Einfühlung dabei sein.«

»Der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist für uns Wissenschaftler eine Illusion, wenn auch eine hartnäckige.«

»Der Wissenschaftler findet seine Belohnung in dem, was Poincaré die Freude am Verstehen nennt, nicht in den Anwendungsmöglichkeiten seiner Erfindung.«

»Weder geschrieben noch gesprochen scheinen Wörter und Sprache irgendeine Rolle in meinem Denkprozess zu spielen.«

»Sollen sich auch alle schämen, die gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen, und nicht mehr davon geistig erfasst haben als die Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst.«

»Das, wobei unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall


Zitate zu Einstein

Nils Bohr: »Durch Albert Einsteins Werk hat sich der Horizont der Menschheit unendlich erweitert, und gleichzeitig hat unser Bild vom Universum eine Geschlossenheit und Harmonie erreicht, von der man bisher nur träumen konnte.«

Adolf von Harnack: »Man klagt darüber, dass unsere Generation keine Philosophen habe. Mit Unrecht. Sie sitzen jetzt nur in einer anderen Fakultät. Sie heißen Max Planck und Albert Einstein.«


Anmerkungen

Anm. 1: Ob der Raum in sich zurückgekrümmt (geschlossenes Universum) oder aus sich herausgekrümmt ist (Offenes Universum) ist unter Physikern umstritten. Zurück zum Text


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