Wenn man von Dummheit spricht, meint man damit in der Regel, dass Menschen nichts oder wenig gelernt haben oder nichts oder wenig lernen können. Dies bezieht sich immer nur auf bestimmte Wissensgebiete, denn einen Menschen, der überhaupt nichts weiß, gibt es nicht. Diese Art von Dummheit kann man in den meisten Fällen den Menschen nicht zum Vorwurf machen, da sie häufig von Umständen bedingt ist, auf die sie keinen oder nur wenig Einfluss haben.
Das erstaunliche ist, dass hochintelligente und hochgebildete Menschen manchmal Auffassungen vertreten und Verhaltensweisen drauf haben, die erheblich weniger gebildete und intellektuell leistungsfähige Menschen oft als große Dummheiten erkennen können.
Es gibt eine Dummheit, die ihre Ursachen nicht in mangelnder Bildung oder mangelnden intellektuellen Fähigkeiten hat, sondern in unbewussten psychischen Erkenntnisschranken. Ohne diese Form von Dummheit wären große Teile der Geschichte der Menschheit, der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte überhaupt nicht erklärbar. |
Ein typisches Beispiel: Vor einigen Jahren sah ich eine Fernsehsendung, in der eine evangelische Theologie-Professorin und ein anthroposophischer Mathematik-Professor über das Thema »Auferstehung oder Wiedergeburt« diskutierten. Das lief darauf hinaus, dass diese beiden gebildeten und intelligenten Menschen sich gegenseitig ihren Glauben, ihre Weltanschauung vortrugen. Aber keiner zog in Erwägung, dass er/sie sich täuschen kann und möglicherweise der Andere Recht hat. Oder beide Unrecht haben. (Sehen Sie hierzu auch Dogmatismus und den 3. Teil des Aufsatzes Gedanken zur Erkenntnistheorie, Erkenntnisschranken.)
Es gibt nicht dumme und kluge Menschen. Die Menschen sind nur in unterschiedlichem Maße dumm oder klug. Und Dummheit und Klugheit können in einem Menschen dicht beieinander liegen.
Die in der folgenden Liste aufgeführten Menschen waren überdurchschnittlich gebildet und zu abstrakten Gedankengängen in der Lage, die große Teile der Bevölkerung nicht nachvollziehen können. Es waren zum Teil Genies. Aber sie haben daneben Dummheiten begangen, die durchschnittlich begabte und gebildete Menschen in der Regel nicht begehen.
Platon berichtet davon, dass Thales, der Vater der Philosophie, in überirdische Gedanken versunken, in eine Grube fiel. Eine Magd lachte ihn aus. Er wolle den Menschen das Höchste lehren und sehe nicht einmal, was vor seinen Füßen liege.
Platon selbst gab auch nicht gerade ein gutes Bild ab, als er den machtbesessenen Diktator Dionysios von seiner Staatstheorie überzeugen wollte, nach der ein Land von weisen und gemäßigten Philosophenkönigen regiert werden sollte. Der Tyrann ließ Platon auf dem Sklavenmarkt verkaufen. Beinahe wäre der Platonismus nicht entstanden, die Weltgeschichte der Philosophie eine andere gewesen.
Um die Einigung Europas zu erreichen schlug der deutsche Philosoph und Universalgelehrte Leibniz allen Ernstes vor, die Kreuzzüge wieder aufzunehmen. Nach der »Prästabilierte Harmonie« war dies aber schlimmstenfalls die zweitgrößte Dummheit des Erfinders der Differentialrechnung.
Nietzsche, der Apostel der Herrenmoral, der Rangordnung und der »Blonden Bestie« war zu schüchtern, seiner Angebeten einen Heiratsantrag zu machen. Statt dessen beauftragte er damit einen Freund, der in die gleiche Frau verliebt war. Das endete damit, dass Nietzsche aus der Not eine Tugend machte und fortan die Auffassung vertrat: »Ein verheirateter Philosoph gehört in die Komödie.«
Als die Nazis 1933 die Macht ergriffen, begrüßte der deutsche Philosoph Heidegger dies, wurde NSDAP-Mitglied und stellte sich als Universitäts-Rektor zur Verfügung. Obwohl die braunen Banden nun wirklich nichts mit Philosophie zu tun hatten, auch nicht mit der Heideggers, glaubte dieser allen Ernstes, er könne den Führer führen.
Der englische Philosoph Bertrand Russell, der mit der Principia Mathematica ein sehr schwieriges Werk über die Anfangsgründe der Mathematik schrieb (zusammen mit Whitehead), bestand darauf, auch den Nazis gegenüber am Pazifismus festzuhalten. (Erst 1940 änderte er seine Meinung.) Wären die europäischen Völker diesem Ratschlag gefolgt, würden sie heute unter der Knute der Nazis leben, falls sie nicht in einem Atomkrieg vernichtet worden wären.
Der deutsche Philosoph Adorno, Vertreter der kapitalismus- und besonders faschismuskritischen Frankfurter Schule und nach Nazikriterien Halbjude, stellte noch 1937 einen Antrag auf Mitgliedschaft in der von Goebbels beherrschten Reichsschrifttumskammer, zwei Jahre nachdem die Juden in Deutschland durch die Nürnberger Rasse-Gesetze entrechtet wurden. Und vier Jahre nach der Bücherverbrennung.
Der deutsche Kommunist Ernst Bloch, der Philosoph der Hoffnung, war vor den Nazis in die USA geflüchtet. Als in der zweiten Hälfte der 30er Jahre Stalin hunderttausende von Kommunisten umbringen ließ, darunter ca. 90% der engeren Mitarbeiter Lenins, da glaubte Bloch, dies alles sei notwendig, um sich der Feinde des Sozialismus zu entledigen. Hätte er sich zu dieser Zeit nicht in New York, sondern in Moskau aufgehalten, wäre er wegen idealistischer Abweichungen wahrscheinlich selbst Opfer geworden.
An der Menge der Zitate kluger und berühmter Leute kann man erkennen, dass Dummheit etwas nervendes und hartnäckiges ist, mit dem seit Generationen gerungen wird.
Kazimierz Bartoszewicz: »Dummheit ist ansteckend, Verstand wächst sich kaum zur Epidemie aus.«
Josh Billings: »Dummheit ist unbewusste Unwissenheit.«
Bertolt Brecht: »Unsichtbar wird die Dummheit, wenn sie genügend große Ausmaße angenommen hat.«
Luther Burbank: »Wer nicht gerne denkt, sollte wenigstens von Zeit zu Zeit seine Vorurteile neu gruppieren.«
Giacomo Casanova: »Einen Dummkopf betrügen heißt, den Verstand rächen.«
Erwin Chargaff: »Nichts ist gefährlicher als die Dummheit der Gescheiten.«
Winston Churchill: »Lache nicht über die Dummheit der anderen! Sie kann deine Chance sein.«
Cicero: »Irren ist menschlich, doch im Irrtum zu verharren ist ein Zeichen von Dummheit.«
Marie von Ebner-Eschenbach: »Alberne Leute sagen Dummheiten, gescheite Leute machen sie.«
Albert Einstein: »Nur zwei Sachen sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Wobei ich mir beim Universum nicht sicher bin.«
Euripides: »Trägst du dem Flachkopf tiefe Weisheit vor, so hält er dich für einen Sonderling und nicht für weise.«
Theodor Fontane: »Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf.«
Benjamin Franklin: »Die ganz Schlauen sehen um fünf Ecken und sind geradeaus blind.«
Johann Wolfgang von Goethe: »Das Menschenpack fürchtet sich vor nichts mehr als vor dem Verstande; vor der Dummheit sollten sie sich fürchten, wenn sie begriffen was fürchterlich ist; Aber jener ist unbequem und man muss ihn beiseite schaffen, diese ist nur verderblich, und das kann man abwarten..«
Friedrich Hebbel: »Es ist unglaublich, wieviel Geist in der Welt aufgeboten wird, um Dummheiten zu beweisen.«
Rolf Hochhuth: »Nur der Dumme lernt aus Erfahrung, der Kluge aus der Erfahrung der anderen.«
Immanuel Kant: »Der Mangel an Urteilskraft ist eigentlich das, was man Dummheit nennt, und einem solchen Gebrechen ist gar nicht abzuhelfen.«
Erich Kästner: »Die Dummheiten wechseln, die Dummheit bleibt.« »Alles, was gigantische Formen annimmt, kann imponieren auch die Dummheit.«
Andrzej Majewski: »Der Weise zweifelt, der Dumme weiß mit Sicherheit. Und darin liegt ihre Stärke.«
Michelangelo: »Wer mit Dummköpfen kämpft, kann keine großen Siege erringen.«
Johann Nepomuk Nestroy: »Die Dummheit hat sich hinter ein festes Bollwerk von Eigensinn verschanzt, pflanzt beim Angriff noch die spitzen Palisaden der Bosheit drauf und steht so unbesiegbar da.«
Russell: »Es ist ein Jammer, dass die Dummköpfe und Fanatiker immer so selbstsicher sind und die klugen Leute so voller Zweifel.«
Sartre: »Begehe keine Dummheit zweimal, die Auswahl ist doch groß genug.« »Wer die Dummköpfe gegen sich hat verdient Vertrauen.»
Friedrich Schiller: »Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.«
Arthur Schopenhauer: »Es gibt Kamele mit einem Höcker, und es gibt welche mit zwei Höckern, die größten Kamele aber haben keinen.« [Und dann gibt es die, mit den zwei Höckern vorne oben ;-) Wundert mich, dass Schopenhauer mit seinem negativen Frauenbild nicht selbst auf diesen Kalauer gekommen ist.]
Johann Gottfried Seume: »Faulheit ist Dummheit des Körpers, und Dummheit Faulheit des Geistes.«
Carmen Sylva: »Die Dummheit drängt sich vor, um gesehen zu werden; die Klugheit steht zurück, um zu sehen.«
Charles Maurice de Talleyrand: »Nur Dummköpfe und Fanatiker haben überhaupt keinen Humor.« »Treu bis in den Tod sind nur die Dummköpfe. Die Treue hat ihre Grenze im Verstand.«
Anton Tschechow: »Die Menge meint, alles zu wissen und alles zu begreifen, und je dümmer sie ist, desto weiter erscheint ihr ihr Horizont.«
Mark Twain: »Als ich 14 war, war mein Vater so dumm, dass ich ihn kaum ertragen konnte. Aber als ich 21 wurde, war ich doch erstaunt, wieviel der alte Mann in sieben Jahren dazugelernt hatte.«
Gerhard Uhlenbruck: »Die Dummen haben das Pulver nicht erfunden, aber sie schießen damit.«
Oscar Wilde: »Es gibt nur eine Sünde, und das ist die Dummheit.«
Ohne Autor
»Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.«
»Dummheit ist eine Krankheit, die nicht dem weh tut, der sie hat. Sie tut seinen Mitmenschen weh.« »Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Umgekehrt ist es schon schwieriger. Aber manchem geling's!« »Einen Gescheiten kann man überzeugen, einen Dummen muss man überreden.«
»Gegen Dummheit ist noch kein Kraut gewachsen.«
»Lieber heimlich klug als unheimlich dumm.« »Leere Dosen machen den meisten Lärm.«
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