Ich weiß nicht, wie es ist.
Aber ich weiß, wie es nicht ist.


Peter Möller

Gedanken zur Erkenntnistheorie

In diesem Aufsatz vertrete ich folgende Thesen: [1]

I. Keine Ignorierung und keine Verabsolutierung der Naturwissenschaft

Ich will zwei Dinge nicht: Ich will nicht, dass man die modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ignoriert und ich will nicht, dass man diese naturwissenschaftlichen Erkenntnisse oder gar populistisch verflachte »wissenschaftliche Weltbilder« zu ontologischen Wahrheiten letzter Instanz hochstilisiert.

Ich halte es nicht für richtig, wenn man sich ein altes Buch nimmt, das tausend oder zweitausend Jahre alt ist, z. B. die  Bibel oder den  Koran, und behauptet, da stände die absolute Wahrheit drin. Ich halte es auch nicht für richtig, wenn man losgelöst vom gegenwärtigen Entwicklungsstand der Naturwissenschaft, sich etwas zusammenspekuliert, das schön zu den eigenen Wünschen passt. Die Naturwissenschaft ist ein wichtiger Teil der Geistesgeschichte der Menschheit und soll nicht ignoriert werden.

Andererseits sollte man aber auch nicht glauben, mit unseren naturwissenschaftlichen Erkenntnissen hätten wir ontologische, das Sein schlechthin betreffende Wahrheiten letzter Instanz. Wir Menschen können nur innerhalb eines bestimmten quantitativen wie qualitativen Bereichs des Seins etwas erkennen. Innerhalb dieses Bereichs mögen wir auch zu richtiger Erkenntnis fähig sein, d. h. unabhängig von uns existierende objektive Tatbestände werden uns bewusstseinsmäßig gegenwärtig. Aber was wir erkennen können, sind eben immer nur Wahrheiten innerhalb dieses bestimmten Bereichs. Welche Bedeutung diesen von uns erkannten Tatbeständen im Sein schlechthin zukommen, können wir nicht wissen.

Verdeutlichen kann man dies, indem man sich die Erkenntnisfähigkeiten der verschiedenen Tiere ansieht: Die Zecke kann von ihrer Umwelt nur zwei Erscheinungen wahrnehmen: Wärme und Buttersäure. Die Zecke sitzt z. B. an einem Baum. Plötzlich nimmt sie Wärme und Buttersäure wahr. Sie lässt sich fallen, und zwar auf das Säugetier, das gerade unten vorbeimarschiert. Daher nämlich Wärme und Buttersäure. Die Zecke saugt sich voll Blut und pflanzt sich fort. Die Gattung Zecke überlebt mit diesem geringen »Wissen« seit x Millionen Jahren.

Wenn die Zecke Wärme und Buttersäure wahrnimmt, wird sie, von Ausnahmen abgesehen, nicht getäuscht. Sie nimmt richtig wahr und reagiert richtig. Sie kommt in ihrem praktischen Leben zurecht mit ihrem Wissen. Aber von dem, was um sie herum alles existiert, »weiß« sie nur verdammt wenig. [2]

Höher entwickelte Tiere wissen schon viel mehr von ihrer Umwelt. Die Säugetiere können sehen, riechen, hören. Sie können ihr Futter finden, sich fortpflanzen, ihre Jungen großziehen etc. Aber ein Tier wird nie begreifen können, was ein Buch ist. Eine ganze Seinssphäre, die wir Menschen uns geschaffen haben, die Sphäre des in Büchern und anderen Medien gespeicherten menschlichen Wissens, ist den Tieren unzugänglich. Sie haben keinen blassen Schimmer von ihrer Existenz.

Wir Menschen haben sowohl quantitativ wie qualitativ einen größeren Einblick in das Sein als die höchstentwickelten Tiere. Aber wieso gehen wir denn davon aus, dass das, was wir mit unseren Sinnesorganen und unserem Gehirn erkennen können, mit dem Sein schlechthin identisch sei? Ist es nicht möglich, ja ist es nicht geradezu wahrscheinlich, dass wir Menschen (biologisch gesehen das höchstentwickelste Tier auf diesem Planeten) auch nur einen Ausschnitt des Seins erkennen, quantitativ wie qualitativ? Innerhalb dieses Ausschnitts mögen wir, wie die Tiere in dem ihnen zugänglichen Ausschnitt, zu richtiger Erkenntnis fähig sein, aber eben nur innerhalb dieses Ausschnitts. Es kann Seinsbereiche geben, von denen wir Menschen soweit entfernt sind, wie das Tier vom Buch. Und so sehr wir uns auch anstrengen, wir können zu diesen Seinsbereichen nicht vordringen, weil wir hierzu einfach nicht ausgestattet sind.

Ich glaube, dass die Antworten auf solche Fragen wie: Warum gibt es überhaupt etwas? Wie ist das Verhältnis von Bewusstsein und Materie? Gibt es eine geistige Ursache der Welt? Was ist der Sinn des Lebens? Was passiert mit unserem Bewusstsein nach unserem Tod? usw. in diesen uns nicht erreichbaren Seinsbereichen liegen, falls diese Fragen in höheren Seinsbereichen überhaupt noch einen Sinn haben.

Die Annahme, dass es uns Menschen unbekannte Seinsbereichen gibt, ist dabei nicht etwa nur eine philosophische  Hypothese. Auch die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der Gegenwart weisen auf solche Seinsbereiche hin.

Dass es quantitative Seinsbereiche gibt, die wir Menschen nicht wahrnehmen können, wird heute keiner mehr bestreiten. Wir nehmen weder die atomare und molekulare Struktur der Dinge wahr, noch die elektromagnetischen Strahlungen außerhalb des Bereichs des sichtbaren Lichts. So wie frühere Generationen nichts von Radiowellen wussten, so kann es natürlich auch sein, dass spätere Generationen von manchem wissen werden, wovon wir heute noch keine Ahnung haben.

Dass es qualitative Seinsbereiche außerhalb unseres Erkenntnisvermögens gibt, darauf weist z. B. die  Relativitätstheorie hin. Diese stellt Behauptungen auf, die dem gesunden Menschenverstand widersprechen. Wir können uns keinen gekrümmten Raum vorstellen. Auch nicht die anderen Verwicklungen, die die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit mit sich bringt. Auch die Behauptung Heisenbergs, dass es im subatomaren Bereich keine Kausalität gebe, ist nicht vorstellbar. Wir Menschen denken in Kausalitätszusammenhängen, aber das bedeutet eben nicht, dass es in dem von uns unabhängigen Sein überall Kausalität geben muss.

Mit den modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen haben wir uns an die Grenze des uns Menschen Verständlichen herangearbeitet und sie zum Teil schon überschritten. Einige Sätze der Relativitätstheorie können wir (dialektisch gesprochen) noch verstehen und doch schon nicht mehr verstehen. Und dahinter geht es weiter in qualitative Bereiche, die für uns völlig unerreichbar sind.

Wenn man einmal davon ausgeht, dass das Sein mehr ist, als wir erkennen können, dann ist der nächste Schritt zu begreifen, dass auch der Mensch (der ja ein Teil des Seins ist) mehr sein kann, als er über sich selbst weiß und über sich selbst wissen kann. Auch diese Behauptung ist nicht nur eine philosophische  Hypothese. Auch die Naturwissenschaftler werden dies nicht bestreiten.

Dass der Mensch quantitativ mehr ist, als er von sich weiß, ist klar. (Insbesondere wenn er sich nie wiegt ;-) Z. B. laufen in unserer Leber ständig komplizierteste chemische Prozesse ab, von denen wir nichts wissen.

Aber auch qualitativ ist der Mensch mehr, als er von sich weiß. Seit der Entstehung der Tiefenpsychologie wissen wir, dass der Mensch ein Unbewusstsein hat, das in beträchtlichem Maße sein Verhalten bestimmt, ohne dass sich der Mensch dessen bewusst ist.

Aber auch hier kann der Mensch über das bisher Erkannte hinaus natürlich noch viel mehr sein, als er über sich weiß und über sich wissen kann. Man kann sehr wohl die modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Funktionsweise des menschlichen Körpers, besonders des Gehirns und des Nervensystems, ernst nehmen, sie für richtige Erkenntnisse halten, ohne deshalb davon auszugehen, dass der Mensch sich in dem erschöpft, was mit naturwissenschaftlichen Methoden an ihm erkennbar ist. [3]

Beispiel Traum: Im Traum gibt es auch ein Ich. Da ist ein Ich, das erlebt, das sieht, handelt etc. Aber aus der Perspektive des Wachbewusstseins ist dieses Ich ein sehr beschränktes, quantitativ wie qualitativ. So mag hinter dem Ich des Wachbewusstseins ein noch umfassenderes Ich stehen, ein quantitativ wie qualitativ größeres Ich.

Und hinter diesem Ich könnte ein weiteres stehen usw. Wenn alle Beschränktheiten durchschritten wären, dann bliebe zum Schluss das letzte, allumfassende Ich, das aber vielleicht gar kein Ich mehr ist, sondern eine »Ichlose«, unpersönliche geistige Kraft als Kern des Seins. Und dies wäre dann Gott oder  Brahman oder das  Ureine oder die  Substanz usw. usf. Viele Wörter wurden schon dafür geprägt. (Es handelt sich hier um eine philosophische, eine pantheistische  Hypothese, nicht um eine Aussage, auf die ich einen Absolutheitsanspruch erhebe!)



II. Ausschließungsverfahren

Objektive Wahrheiten werden unmittelbar als solche erkannt. Sie sind nicht mehr das Ergebnis von Argumenten. Es sind Behauptungen, über die man nicht mehr ernsthaft diskutiert. Alles, was man mit Argumenten beweisen muss, bleibt bezweifelbar. Aber es wird kein vernünftiger Mensch auf die Idee kommen, einen Disput darüber zu führen, ob Rumpelstilzchen existiert oder nicht. In dem Moment, wo man zu beweisen sucht, dass Rumpelstilzchen nicht existiert, hat man schon verloren. (Ich halte Letztbegründung für möglich.)

Einem Menschen, der sich auf einem intellektuellen Niveau bzw. einem intellektuellen Entwicklungsstand befindet, auf dem er glauben kann, die Welt sei nur geträumt bzw. dies jedenfalls möglich sei, dem kann man nichts anderes beweisen. Jedes Argument, das man bringt, ist aus der Perspektive des anderen ja geträumt. Man kann lediglich Argumente dafür bringen, dass die Welt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geträumt ist. Beweisen kann man das nicht. (Die meisten Menschen werden die Existenz der Welt allerdings deshalb nicht bezweifeln, weil sie gar nicht erkennen, dass es hier ein Problem gibt.)

Man kann alle Behauptungen, die über das unmittelbar Erlebte hinausgehen, in zwei Gruppen einteilen: In die Gruppe der Behauptungen, die man mit Sicherheit als falsch ausschließen kann und in die Gruppe der Behauptungen, die als mögliche Wahrheiten bestehen bleiben. Innerhalb dieser Gruppe kann man die eine Erklärung für plausibler halten als die andere, aber beweisen kann man nichts.

Das intellektuelle Niveau ist nichts statisches, bzw. muss nichts statisches sein. Der Mensch kann sich durch Lernen und Denken auf immer höhere Niveaus entwickeln. Dabei ist die qualitative Weiterentwicklung wichtiger als der rein quantitative Wissenserwerb. Ersteres hat aber das zweite in beträchtlichem Maße zur Voraussetzung. (Sehen Sie hierzu das  »dialektische Gesetz des Umschlagens quantitativer in qualitative Veränderungen«.) Auf jedem Niveau wird man wieder auf's Neue Behauptungen mit Sicherheit ausschließen können, die auf dem vorherigen Niveau noch als mögliche Wahrheiten bestehen blieben. Es handelt sich hier um einen negativen Evidenzialismus. Einem Menschen, der ein bestimmtes intellektuelles Niveau nicht hat, kann man Wahrheiten, die nur auf diesem Niveau erkennbar sind, nicht vermitteln. (»Wir haben keine Worte um mit dem Affen von Weisheit zu reden. Der ist schon weise, der den Weisen versteht.« Lichtenberg)

(Ich habe dieses Ausschließungsverfahren in Anlehnung an das  Falsifikationsprinzip Poppers entwickelt. Ich gehe aber über Popper hinaus, da ich dieses Prinzip auch auf die Gebiete der Philosophie und der Religion anwende. Im Unterschied zur Wissenschaft wird hier aber nichts widerlegt. Es werden mit unmittelbarer Sicherheit Behauptungen als naiv verworfen.) [4]

Der philosophische Erkenntnisprozess ist eine Gradwanderung, bei der ständig die Gefahr des Absturzes besteht.

Auf der einen Seite kann man abstürzen in den Relativismus, der nichts mehr als sicher anerkennt und damit naiv ist, denn je nach dem intellektuellen Niveau, auf dem man sich befindet, kann man eine ganze Menge von Behauptungen ausschließen. Auf der anderen Seite kann man abstürzen in den Dogmatismus, in die Verabsolutierung von Auffassungen, die man als objektive Wahrheiten ansieht, obwohl sie es nicht sind.

Man kann sich nie sicher sein, ob man nicht mit einem Teil seiner Vorstellungen zur einen oder anderen Seite abgestürzt ist. Aber trotz aller Gefahr des Absturzes, es gibt zu dieser Gradwanderung keine Alternative, es sei denn, man verzichtet darauf, Philosophie zu betreiben.

Da der Dogmatismus wesentlich verbreiteter ist als der Relativismus, rate ich dazu, es sich zehnmal zu überlegen, bevor man eine bestimmte Auffassung zu einer objektiven Wahrheit erhebt.

Dies gilt auch in den Bereichen der Ethik und der Ästhetik. In der Ethik kann man abstürzen in den Nihilismus, der keine ethischen Maßstäbe anerkennt und damit menschenverachtend ist, da das Handeln des Sadisten, der kleine Kinder totquält, auf der gleichen Stufe steht wie das Handeln des Philanthropen, der kranke Kinder selbstlos gesund pflegt. Und man kann abstürzen in einen moralischen Rigorismus, der die eigenen Moralvorstellungen zu objektiven Maßstäben hochstilisiert. In der Ästhetik kann man abstürzen in den ästhetischen Relativismus. Dann ist Beethoven genausoviel wert wie der Penner, der auf dem Kamm bläst. Und man kann abstürzen in eine kleinliche Intoleranz, indem man seinen eigenen Geschmack zu einem objektiven ästhetischen Maßstab erhebt.

Auch in Ethik und Ästhetik kann man nie sicher sein, ob man nicht mit einem Teil seiner Auffassungen zur einen oder anderen Seite abgestürzt ist. Aber auch hier gibt es keine Alternative zur Gradwanderung. [5]



»Das Wahre ist eine Fackel, aber eine ungeheuere;
deswegen suchen wir alle nur blinzend so daran
vorbeizukommen, in Furcht sogar,
uns zu verbrennen.«  Goethe


III. Erkenntnisschranken

Was man erkennen kann und was nicht, ist nicht nur eine Frage der intellektuellen Potenz, sondern auch eine Frage der Interessen. Unsere Interessen schränken unsere Erkenntnisfähigkeit ein. Wir verdrängen laufend eine ganze Reihe von Tatsachen aus unserem Bewusstsein. Und der Prozess der Verdrängung wird selbst auch verdrängt.

Wir machen uns und anderen ständig etwas vor. Würde z. B. jeder jedem ständig die Wahrheit sagen – bzw. was er dafür hält –, gäbe es Mord und Totschlag, Verbindungen würden zerbrechen usw. Verdrängung von Wahrheiten ist häufig Voraussetzung von Glück. Viel zu oft wollen wir belogen sein.

Ich versuche bei mir keine Verdrängungen zuzulassen. (Wobei mir klar ist, dass es Verdrängungen im  freudschen Sinne gibt, an denen ich nichts ändern kann.) Erkenntnis ist mir wichtiger als Glück. (Um Missverständnissen vorzubeugen: Das bedeutet nicht, dass ich für unmenschliche wissenschaftliche Experimente wäre. Dieses »lieber wissen, was los ist, als dumm glücklich sein« beziehe ich ausschließlich auf meine Person. Das soll jeder Mensch nur für sich entscheiden, niemals für andere.)

Die Verdrängung von Wahrheiten führt unter anderem dazu, dass wir an anderen kritisieren, was wir selbst nicht anders machen, bzw. nicht anders machen würden, wenn wir uns in der Situation des anderen befänden. Spätestens hier müssen Verdrängungen überwunden werden.

Auf ökonomisch bedingte Erkenntnisschranken weisen besonders die Marxisten hin. Der Mensch ist aber nicht nur ökonomisch interessiert. Der Mensch kann sich auch in eine bestimmte Weltanschauung (z. B. in den Marxismus) verlieben und will sich diese dann nicht mehr kaputt machen lassen. Was der Weltanschauung widerspricht wird verdrängt oder uminterpretiert. Nur so ist es erklärlich, dass es philosophisch und naturwissenschaftlich hochgebildete Katholiken gibt, die trotzdem Katholiken bleiben.

Der Mensch sieht primär das Unrecht, das ihm bzw. seiner Gruppe angetan wird. Eigene Verbrechen bzw. Verbrechen von Gruppenangehörigen werden verdrängt. [6]

Der Mensch ist den interessensbedingten Erkenntnisschranken aber nicht hoffnungslos ausgeliefert. Wenn er weiß, dass es solche gibt, kann er sich darum bemühen, die eigenen interessensbedingten Erkenntnisschranken zu erkennen und zu überwinden. Eine Methode besteht darin, das Erkennen zu seinem höchsten Interesse zu machen, dass wir mit  Spinoza die Vernunft zur höchsten Leidenschaft erheben.


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Anmerkungen

Anm. 1: In diesem Aufsatz gebe ich meine Erkenntnistheorie wieder. Wer eine umfassendere Darstellung der Erkenntnistheorie wünscht, dem empfehle ich das 4. Kapitel meiner Einführung in die Philosophie. – Zurück zum Haupttext

Anm. 2: Zur Zecke und ihre sehr beschränkte Wirklichkeit siehe auch Hoimar von Ditfurth: Der Geist fiel nicht vom Himmel, dtv 1980, S. 174f. Ditfurth sieht neben der Wahrnehmung von Buttersäure und Wärme noch einen diffusen »Lichtsinn« (damit die Zecke überhaupt ersteinmal auf den Baum oder den Busch krabbelt) und eine »Tastwahrnehmung«. Zurück zum Haupttext

Anm. 3: In der Theorie der Begrenzung des menschlichen Erkenntnisvermögens und des Vergleichs mit den Tieren bin ich beeinflusst von William James und Hoimar von Ditfurth. – Zurück zum Haupttext

Anm. 4: Natürlich ist jede Ausschließungsbehauptung im Umkehrschluss eine »So-ist-es-Behauptung«. Das führt u. a. zur Anerkennung der großen kulturellen Leistungen als von mir unabhängige Tatsachen, wie ich in  Meiner Philosophie ausgeführt habe. – Das gleiche Problem besteht bei Popper, dass nämlich jede Falsifikation im Umkehrschluss eine Verifikation ist, bzw. die Falsifikation verifiziert werden muss. Es geht hier in erster Linie wohl um den Weg, wie man zu einer Erkenntnis gelangt. Der Weg über die Falsifikation bzw. Ausschließungsbehauptung schützt vor Dogmatismus, die Methode der Verifikation fördert den Dogmatismus. Außerdem ist eine auf dem Wege der Ausschließungsbehauptung erlangte »So-ist-es-Behauptung« meistens eine sehr offene, verschiedene Möglichkeiten beinhaltende Behauptung. Das ist bei der Verifikationsmethode weniger der Fall. Zurück zum Haupttext

Anm. 5: Hier möchte ich anmerken, dass ich auch in der Frage des Geschmacks, also der Ästhetik, kein Relativist bin. Genauso wie man auf einem bestimmten intellektuellen Niveau allzu naiven Behauptungen ausschließen kann, so kann man auf einem bestimmten ästhetischen Niveau eine Rangordnung der künstlerischen Leistungen aufstellen, die überindividuelle Geltung hat. Es besteht für mich doch überhaupt kein Zweifel, dass Beethoven ein höheres ästhetisches Niveau bedeutet als eine Punk-Band. Aber genausowenig wie man einem Menschen auf niedrigem intellektuellen Niveau beweisen kann, dass der Teufel nicht existiert, sowenig kann man einem Menschen auf niedrigem ästhetischen Niveau beweisen, dass eine Skulptur von Schadow, z. B. das Doppelstandbild von Luise und Friederike, ein höheres ästhetisches Niveau darstellt als ein pin-up-girl. Zurück zum Haupttext

Anm. 6: Es gibt Ausnahmen. Große Teile der politischen Klasse und der Intellektuellen in Deutschland machen es bei der Beurteilung des 2. Weltkrieges und der mit ihm verbundenen Verbrechen genau entgegengesetzt. (Sehen Sie hierzu bitte auch mein Essay Gegen selektive Geschichts- und Gegenwartswahrnehmung.) – Zurück zum Haupttext


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