William James (18421910). Amerikanischer Philosoph und Psychologe. Der erste amerikanische Philosoph, der internationale Bedeutung erlangte. Einer der wichtigsten Vertreter des Pragmatismus. Er lehrte zu Beginn Anatomie und Psychologie und war einer der Initiatoren der Erforschung parapsychologischer Phänomene.
James verwarf den klassischen Wahrheitsbegriff der abendländischen Philosophie »adequatio intellectus et rei«. Für ihn war Wahrheit gleich Nützlichkeit. James lehnte Metaphysik ab. Ihn interessierten nicht die grundsätzlichen Dingen, Prinzipien, Kategorien, Notwendigkeiten, das Wesen der Welt usw. Ihn interessierten die letzten Dinge, Früchte, Folgen einer Anschauung. Was ist der »cash-value« einer Vorstellung? [Wenn ich an diese Philosophie glaube, um wieviel Dollar oder Euro wächst dann mein Vermögen?]
Eine Philosophie, möge sie auch noch so konsequent durchdacht und logisch sein, würde von den Menschen niemals angenommen, wenn sie ihre wichtigsten Bedürfnisse ignoriere, wenn sie sich nicht im täglichen Leben bewähre. [Es ist hier natürlich die Frage zu stellen, ob es überhaupt notwendig ist, dass die breite Masse einer bestimmten Philosophie zustimmt. Es kann ja durchaus einen Unterschied geben zwischen den Auffassungen der Menge und der Philosophie einer intellektuellen Elite.]
Die Welt sei nichts Abgeschlossenes, Vollendetes, sondern etwas dynamisches, etwas ständig Entstehendes. Auch das menschliche Denken sei ein Strom (»stream of thoughts«), ein Fließen, ein System von Verbindungen.
Die Welt sei nicht nur aus einem Prinzip erklärbar. (Monismus) Auch nicht nur aus zweien. (Dualismus) Die Wirklichkeit bestehe aus verschiedenen selbständigen Bereichen, die nicht auseinander ableitbar, nicht aufeinander reduzierbar seien. (Pluralismus) Es gebe kein Universum, sondern ein Multiversum. [Eine solche Behauptung steht im Widerspruch zu seiner Ablehnung der Metaphysik. Woher hat er dieses Wissen? Mir ist es wesentlich plausibler, dass alles im Sein aus einem Grundprinzip erklärbar ist. (Pantheismus) Letztendlich ist es aber nicht mit Sicherheit feststellbar.]
»Ich selbst lehne entschieden den Glauben ab, dass unsere menschliche Erfahrung die höchste Form der Erfahrung, die es im Weltall gibt, sein soll. Eher glaube ich, dass wir zum Ganzen der Welt in fast der selben Beziehung stehen wie unsere Lieblingshunde und -katzen zum Ganzen des menschlichen Lebens. Sie bevölkern unsere Wohnzimmer und Bibliotheken. Sie nehmen teil an Szenen, von deren Bedeutung sie keine Ahnung haben. Sie treten in bloß vorübergehende, tangentenhafte Berührung mit dem gewundenen Lauf der Geschichte [...] Ähnlich kommen wir mit dem umfassenderen Leben der Dinge nur tangential in Berührung ...« (Zitat aus Störig, S. 568.) |
[Diesen Gedanken finde ich außerordentlich interessant! Der Mensch erfasst wie die Tiere nur einen Teil des Seins, und zwar sowohl quantitativ, wie qualitativ. Sehen Sie hierzu auch meinen »Wespenvergleich« in Meine Philosophie und Ditfurth Die Welt ist nach oben offen. Dieser Gedanke von James war einer der Anstöße für die Aufstellung meiner Theorie von der Existenz bzw. der Möglichkeit »Höherer Welten«.]
»Denken ist, was viele Leute zu tun glauben, wenn sie ihre Vorurteile ordnen.«
»Den besten Gebrauch von seinem Leben macht derjenige, der es einer Sache widmet, die ihn überdauert.«
»Pessimismus führt zu Schwäche, Optimismus zu Kraft.«
»Man kann sich bei Philosophen nur auf eine Sache verlassen: sie werden immer anderen Philosophen widersprechen.«
»Eine Vorstellung ist wahr, solange es für unser Leben nützlich ist, sie zu glauben.«
»Wir müssen heute nach den Wahrheiten leben, die uns zur Verfügung stehen, dabei aber immer bereit sein, sie morgen Irrtümer zu nennen.«
»Die Erkenntnis, dass das Unterbewusstsein durch Gedanken gelenkt werden kann, ist vermutlich die größte Entdeckung aller Zeiten.«