Notwendigkeit


Notwendigkeit

Notwendigkeit bedeutet, dass etwas das war, ist oder sein wird, überhaupt nicht anders sein kann, als es war, ist oder sein wird.

Logische Notwendigkeit bedeutet, dass eine Aussage logisch notwendig ist, keine andere Aussage möglich ist. Siehe als Beispiel den Syllogismus im  Aristoteles-Artikel. Nach der 1. und 2. Prämisse ist die Konklusion logisch zwingend, also notwendig.

Weitverbreitet in der Philosophie ist die Vorstellung, dass dem Sein drei Modalitäten zukommen: Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit. Ob es eine tatsächliche, objektive Möglichkeit gibt, ist aber umstritten.

Es gibt Philosophen, die behaupten, das alles, was war, ist und sein wird, überhaupt nicht anders sein kann, als es war, ist oder sein wird. Möglichkeit, Zufall, Willensfreiheit u. ä. gebe es als absolute Entitäten gar nicht. Nur aus subjektiver Perspektive gebe es solche Dinge, da der Mensch nicht in der Lage sei, alle im Sein vorhandenen Kausalketten zu überblicken und in die Zukunft weiterzudenken und somit die Notwendigkeiten überall zu erkennen. Zu diesen Philosophen gehören u. a. Spinoza, Schopenhauer und Nietzsche.

Es gab aber auch immer Philosophen, die nicht von der durchgängigen Determinination aller Ereignisse und damit der Notwendigkeit aller Zustände ausgingen. Diese können sich seit ca. 100 Jahren auch auf die Quantenmechanik berufen, da es nach ihr im subatomaren Bereich echte Zufälle gibt. Zu den Bestreitern der durchgängigen Notwendigkeit gehören u. a. Popper, Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker.

Im dialektischen Denken bei Hegel und den Marxisten gibt es das Gegensatzpaar Notwendigkeit und Zufall. Ob etwas notwendig oder zufällig sei, sei immer eine Frage des Bezugsrahmens. Freiheit sei Einsicht in die Notwendigkeit.


Meine Auffassungen zu Notwendigkeit

Nach meiner Überzeugung ist eine deterministische Weltsicht das Ergebnis eines unkritischen Schließens vom Denken auf das Sein. Ein Vorgehen, das ich in Übereinstimmung mit Hume und Kant für unzulässig halte. Wir denken so, dass jede Wirkung eine Ursache hat, die wiederum Wirkung einer anderen Ursache ist etc. pp. Aber das wir so denken, bedeutet nicht unbedingt, dass das von uns Menschen unabhängig existierende Sein, auch so funktioniert, wie wir denken.

So wie es Menschen gibt, die alles für notwendig halten, so gibt es auch solche, die aus einer Kritik am Rationalismus zu dem Ergebnis kommen, dass es nur Wirklichkeit oder Tatsächlichkeit gibt, aber keine absolute Notwendigkeit.

Da Hegel und Marx letztendlich Deterministen waren, wurde bei ihnen die Notwendigkeit faktisch verabsolutiert. Ich habe für das dialektische Denken durchaus eine gewisse Sympathie. Wenn es aber verabsolutiert wird, wenn man glaubt, mit diesem Denken das Sein und seine Funktionsweisen mit Sicherheit richtig erfassen zu können, dann überschreitet man nach meiner Auffassung eine Grenze, hinter der wir kein sicheres Wissen mehr haben können. Ich halte echten Zufall und Willensfreiheit für möglich.


Zitate zu Notwendigkeit

Ludwig Börne: »Wo wir unfähig sind, die Gesetze der Notwendigkeit zu erkennen, da glauben wir frei zu sein.«

Einstein: »An Freiheit des Menschen im philosophischen Sinne glaube ich keineswegs. Jeder handelt nicht nur unter äußerem Zwang sondern auch gemäß innerer Notwendigkeit.«

Marie von Ebner-Eschenbach: »Der Zufall ist die in Schleier gehüllte Notwendigkeit.«

Euripides: »Nichts ist schrecklich, was notwendig ist.«

Goethe: »Unser Leben ist, wie das Ganze, in dem wir enthalten sind, auf eine unbegreifliche Weise aus Freiheit und Notwendigkeit zusammengesetzt.« »Die große Notwendigkeit erhebt, die kleine erniedrigt den Menschen

Hegel: »Die Philosophie ist objektive Wissenschaft der Wahrheit, Wissenschaft ihrer Notwendigkeit, begreifendes Erkennen – kein Meinen und kein Ausspinnen von Meinungen

Luc de Vauvenargues: »Notwendigkeit nimmt uns die Qual der Wahl ab.«

Nietzsche: »Wir klagen die Natur nicht als  unmoralisch an, wenn sie uns ein Donnerwetter schickt und uns nass macht: warum nennen wir den schädigenden Menschen unmoralisch? Weil wir hier einen willkürlich waltenden, freien Willen, dort Notwendigkeit annehmen. Aber diese Unterscheidung ist ein Irrtum.« [Für mich ist es ein Unterschied, ob ein Tiefdruck- und ein Hochdruckgebiet auf einander stoßen, oder ob sich ein Mensch dazu entschließt. etwas bestimmtes zu tun. Z. B. einen Menschen umzubringen. Oder  Millionen von Menschen.]

Kodo Sawaki: »Stumm zu akzeptieren was notwendig ist, bedeutet Satori. Großes Satori heißt, die Notwendigkeit als Notwendigkeit klar zu erkennen. Denn Notwendigkeit ist in den Kosmos eingebunden.«

Schelling: »Der ganze Zauber, der das Problem vom Ursprung organisierter Körper umgibt, rührt daher, dass in diesen Dingen Notwendigkeit und Zufälligkeit innigst vereinigt sind.«

Schopenhauer: »Auch das Zufälligste ist nur ein auf entfernterem Wege herangekommenes Notwendiges.«

Spinoza: »Alle Dinge geschehen aus Notwendigkeit. Es gibt in der Natur kein Gutes und kein Schlechtes.«

Leo N. Tolstoi: »Aber was immer wir auch tun mögen, wir können uns weder eine Vorstellung von vollständiger Freiheit noch von vollständiger Notwendigkeit machen.«

Oscar Wilde: »Man umgebe mich mit Luxus. Auf alles Notwendige kann ich verzichten.«

Siehe auch Zitate zum Zufall.


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