Das Wort Geschichte ist verwandt mit »Geschehnis«. Sie hat zu tun mit der Vergangenheit.
Unter Geschichte wird dreierlei verstanden:
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Diese Einteilung ist allerdings nicht unumstritten. Für einige Historiker (»Geschichtswissenschaftler«) und Philosophen besteht Geschichte nur aus den ersten beiden Punkten, für andere nur aus dem 3. Punkt. Das ist aus den weiter unten aufgeführten Zitaten zu ersehen.:
In der Regel wird unter Geschichte die Geschichte der Menschheit verstanden, bzw. bestimmter Menschengruppen, bestimmter Zeitabschnitte etc. Weltgeschichte bedeutet nicht die Geschichte der Welt, sondern die Geschichte der Menschheit. (Hier zeigt sich der unreflektierte Anthropozentrismus der Alltagssprache und des Alltagsverständnis'.)
Es gibt aber auch die Naturgeschichte, die Erdgeschichte, die Geschichte eines einzelnen Individuums, die Geschichte von Wissenschaft und Technik etc.
Die Geschichte im Sinne von Menschheitsgeschichte wird in der Regel als Geisteswissenschaft angesehen, was problematisch ist. Man könnte die Geschichte der Menschheit als einen materiellen Prozess betrachten, der mit »Geist« häufig nicht all zuviel zu tun hat. Die Geschichte der Menschheit als Naturwissenschaft anzusehen, wäre allerdings noch problematischer.
Für die Philosophie hat die Geschichte eine große Bedeutung. So weisen u. a. Konrad Lorenz und Hoimar von Ditfurth auf die Bedeutung unserer biotischen Geschichtlichkeit für unser Erkenntnisvermögen hin. Die Geschichte der Menschen spielt bei einigen Philosophen eine große, z. T. zentrale Rolle, z. B. bei Hegel und Marx, für die die Geschichte einen Sinn und ein Ziel hat. Siehe Historizismus. Der Historismus betont die geschichtliche Entstehung von allem Existierenden. In der Philosophie und den Sozialwissenschaften wird auch gefragt nach der Bedeutung der vergangenen Ereignisse für den gegenwärtigen Zustand.
In der Philosophie und den Sozialwissenschaften wird gefragt nach der Bedeutung der vergangenen Ereignisse für den gegenwärtigen Zustand. Den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft, aber auch für den gegenwärtigen Entwicklungsstand der Philosophie.
Die Geschichte der Menschheit spielt bei einigen Philosophen eine große Rolle. Die Geschichte wird zur Geschichtsphilosophie. Als deren Begründer gilt der italienische Philosoph Giambattista Vico.
Geschichtsphilosophie kann verschiedenes bedeuten:
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In der Geschichtsphilosophie geht es auch um die Frage, ob die Geschichte offen oder vorausbestimmt sei. Idealistische Philosophen betonen in der Regel die »Machbarkeit« der Geschichte. Ihr Verlauf hänge von großen Ideen und großen Persönlichkeiten ab. Die materialistischen Philosophen betonen in der Regel dagegen den gesetzmäßigen Verlauf der Geschichte, die in ihren Grundsätze nicht von Personen und Ideen abhänge.
Es gibt allerdings Ausnahmen! Hegel, einer der bedeutensten idealistischen Philosophen, behauptete den gesetzmäßigen Verlauf der Geschichte. Und Lenin, ein Anhänger des Geschichtsdeterminismus, hat kurioser Weise Geschichte gemacht. Die Sowjetunion hätte es ohne ihn wahrscheinlich nie gegeben. Die kommunistische Bewegung, die die Geschichte des 20. Jahrhunderts entscheidend mit geprägt hat (sehr negativ für viele Menschen, möchte ich gleich dazu sagen), hätte es ohne Lenin in dieser Stärke wohl nicht gegeben.
Dass die Geschichte nach vorne offen ist, diese Auffassung vertritt u. a. Popper.
Konrad Adenauer: »Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre.«
Samuel Butler: »Der Unterschied zwischen Gott und den Historikern besteht hauptsächlich darin, dass Gott die Vergangenheit nicht mehr ändern kann.«
Houston Stewart Chamberlain: »Geschichte, im höheren Sinne des Wortes, ist einzig jene Vergangenheit, welche noch gegenwärtig im Bewusstsein des Menschen gestaltend weiterlebt.«
Wilhelm Dilthey: »Der durch die Realität des Lebens gebundene und bestimmte Mensch wird nicht nur durch die Kunst was öfter entwickelt ist , sondern auch durch das Verstehen des Geschichtlichen in Freiheit versetzt.«
Francis Fukuyama: »What we may be witnessing is not just the end of the Cold War, or the passing of a particular period of post-war history, but the end of history as such ... That is, the end point of mankind's ideological evolution and the universalization of Western liberal democracy as the final form of human government.« (Auf deutsch sinngemäß: Was wir vielleicht sehen, ist nicht nur das Ende des Kalten Krieges oder das Verschwinden einer bestimmte Periode der Nachkriegsgeschichte, sondern das Ende der Geschichte als solche. Das ist der Endpunkt der ideologischen Evolution der Menschheit, die Universalisierung der westlichen liberalen Demokratie als endgültige Form menschlicher Regierung.) [Das Gleiche hatte Hegel vom preußischen Staat gedacht. Und dann ging die Geschichte doch weiter.]
Mahatma Gandhi: »Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.«
Edward Gibbon: »Die Geschichte ist nicht viel mehr als eine Aufzählung der Verbrechen, Narrheiten und Unglücksfälle der Menschheit.«
Bernhard Grzimek: »Leider werden wirklich in der Geschichte immer diejenigen Männer als ›groß‹ gefeiert, die viele Kriege begonnen und gewonnen haben. Aus diesen Gründen habe ich mich nie für Geschichtshelden wie Napoleon, Friedrich den Großen, Alexander oder Julius Cäsar begeistern können.«
Christian Friedrich Hebbel: »Die Geschichte der Menschheit macht zuweilen den Eindruck auf mich, als ob sie der Traum eines Raubtiers wäre.«
Hegel: »Geschichte ist nur das, was in der Entwicklung des Geistes eine wesentliche Epoche ausmacht.« »Die Weltgeschichte geht von Osten nach Westen, denn Europa ist schlechthin das Ende der Weltgeschichte, Asien der Anfang.« [Der würde sich wundern!]
Johann Gottfried von Herder: »Vorübergehend ist also alles in der Geschichte, die Aufschrift ihres Tempels heißt: Nichtigkeit und Verwesung.«
James Joyce: »Die Geschichte ist ein Alptraum, aus dem ich zu erwachen versuche.«
Joachim Kaiser: »Journalisten: die Sekundenzeiger der Weltgeschichte.« (Siehe Schopenhauer.)
Norman Mailer: »Die Geschichte ist ein Drehbuch von miserabler Qualität.« »Die Konservativen sind die Pausenzeichen der Geschichte.«
Karl Marx: »Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.« [ Nein!]
Henry de Montherlant: »Die Geschichte? Das gleiche Stück mit unterschiedlichen Rollenbesetzung.«
Friedrich Nietzsche: »Geschichte handelt fast nur von [...] schlechten Menschen, die später gutgesprochen worden sind.«
George Santayana: »Wer sich der Geschichte nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.«
Schopenhauer: »Die Zeitungen sind der Sekundenzeiger der Geschichte. Derselbe aber ist meistens nicht nur von unedlerem Metalle als die beiden anderen, sondern geht auch selten richtig.«
August Strindberg: »Jeder Mensch trägt stets einen Keim in sich, der seine Originalität ausmacht, jedes Individuum hat seine Geschichte.« [Diesen Keim nennt man heute Genom.]
Heinrich von Treitschke: »Wäre die Geschichte eine exakte Wissenschaft, so müssten wir im Stande sein die Zukunft der Staaten zu enthüllen. Das können wir aber nicht, denn überall stößt die Geschichtswissenschaft auf das Rätsel der Persönlichkeit. Personen, Männer sind es, welche die Geschichte machen.«
Kurt Tucholsky: »Wer die Enge seiner Heimat ermessen will, reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte.«
Richard von Weizsäcker: »Geschichte kann Heimat sein.« »Jede Zeit nimmt erst mal ihre eigenen Herausforderungen ernst. Das soll sie ja tun. Ich finde nur, dass der Blick auf die Geschichte diesen Herausforderungen gegenüber eine wirkliche Erleichterung ist.«
Von mir selbst: »Menschen haben zwei Lieblingsbeschäftigungen: Menschen machen und Menschen tot machen. Die Details ist die Geschichte.« [Satire überspitzt!]