Plotin (205270) war ein aus Ägypten stammender römischer Philosoph der Spätantike. Er war der bedeutendste Vertreter des Neuplatonismus. Er betrachtete sich als Schüler und Interpret Platons, schuf aber faktisch ein an Platon angelehntes eigenes Gedankengebäude.
Gott: Gott stehe jenseits aller Gegensätze und aller Fasslichkeit. ( Negative Theologie) Gott sei das Höchste, Vollkommenste, Übergute usw. usf. Gott ströme über in seiner Überfülle und schaffe dadurch alles andere. (Emanation)
Stufenfolge: Aus Gott als dem Ureinen sei in stufenweiser Abfolge alles hervorgegangen und in ihn kehre auch alles zurück. [! Wie im Brahmanismus.] [1]
Das Oberste: | Gott |
1. Stufe: | Göttlicher Geist Platonische Ideen |
2. Stufe: | Die Weltseele |
3. Stufe: | Die Einzelseelen |
4. Stufe: | Die Materie Die Welt des Unvollkommenen, Finsteren und Bösen |
Interessant ist der Vergleich von Plotins Stufenfolgen des Seins zu denen von Samuel Alexander und Nicolai Hartmann.]
Seele: Das Verhältnis zwischen der Weltseele und den Einzelseelen sieht Plotin wie der Brahmanismus. In jeder Einzelseele sei die ganze Weltseele gegenwärtig, jede Einzelseele trage das gesamte All in sich. Wie in den meisten indischen Philosophien sieht Plotin das Leben als Leiden. Die Existenz der Seele in der materiellen Welt gilt als schlecht und überwindungsbedürftig. Dabei ging Plotin davon aus, das die menschlichen Einzelseelen die Kraft haben, sich selbst zu erlösen. (Das sahen andere Neuplatoniker und Christen anders.) Ethik: Das höchste Ziel des Menschen und seine einzige Glückseligkeit bestehe darin, dass sich seine Seele mit dem Göttlichen, aus dem sie hervorgegangen sei, wieder vereinige. Das philosophische Denken könne hierzu nur eine Vorstufe sein. Letztlich gehe es um eine Bewusstsein und Denken überschreitende Versenkung in sich selbst, das heißt in Gott, der in uns sei. [Das geht in Richtung Augustinus mit dem Unterschied, dass der auf dem ewigen Getrenntsein von Gott und Mensch bestand. Aber die Missachtung des tatsächlichen Lebens mit allen ihren katastrophalen Folgen ist hier schon vorhanden. Nicht nur von den Stoikern haben die Christen das.] Ob Plotin ein pantheistisches Weltbild geschaffen hat, ist umstritten. Im Pantheismus ist Gott und Welt identisch. Bei Plotin geht die Welt aus Gott hervor und kehrt in ihn zurück, ist sie aber während ihrer Existenz mit Gott identisch? Siehe auch Panentheismus. [Nach dem, was ich über Plotin aus verschiedenen Quellen weiß. scheint er sowohl Pantheist wie Panentheist gewesen zu sein. Dialektisch hat er beide Auffassungen gleichermaßen für richtig gehalten.] Obwohl der Neuplatonismus das Christentum stark beeinflusst hat, waren diese beiden Richtungen, ähnlich wie Stoizismus und Christentum, verfeindet, bis zur physischen Ausrottung der Neuplatoniker durch die an die Macht gelangten Christen. Wie kann aus dem Superguten im Wege der Emanation etwas Böses hervorgehen? Diese Frage können die Neuplatoniker ebensowenig beantworten wie die Christen. Die besten Antworten, wie das »Böse« in die Welt kommt, gaben nach meinem Dafürhalten Spinoza und Jacob Böhme. Die Verachtung der materiellen Welt, die Missachtung des Leibes und der körperlichen Bedürfnisse, die soviel Elend über die Menschen gebracht hat, ist bei Plotin voll ausgebildet. Das gab es bei Platon noch nicht. Die Christen haben das von hier. Noch stärker als von den Stoikern. »Man muss sein Auge gleichsam schliessen, man muss ein anderes dafür eintauschen und eröffnen, das alle besitzen, dessen sich aber wenige bedienen.« Anmerkungen
Kritik an Plotin
Zitate von Plotin