Nihilismus (von nihil) ist in der Philosophie ein vieldeutiger Begriff, der aber immer etwas mit Verneinung zu tun hat. Nihilismus kann bedeuten:
Ein früher Nihilist, ohne das es dieses Wort schon gab, war der antike griechische Sophist Gorgias.
Jacobi nutzte den Begriff Nihilismus zur Bezeichnung der Philosophie Kants und Fichtes, da bei ihnen der Gegenstand der Erfahrung, die objektive Welt, ein Nichts sei, die erst vom Ich konstituiert werde.
Bei Baader ist Nihilismus die Verneinung Gottes und seiner Offenbarung.
Bei den russischen Schriftstellern Turgenjew und Dostojewsky ist Nihilismus die Verneinung jeglicher Sinngebung. Der Nihilist beuge sich keiner Autorität. Wenn Gott nicht existiere, sei alles erlaubt.
Seine große Bedeutung in der philosophischen Debatte bekam der Begriff Nihilismus aber besonders durch Nietzsche. Für ihn ist der Nihilismus der Grundzug unserer bzw. seiner Epoche. Ein unaufhaltsamer geschichtlicher Vorgang gegen die platonischen und christlichen Traditionen, gegen die Sklavenmoral der Schwachen und der Schlechtweggekommenen, die sich am Leben rächen wollten. Der schwache Nihilismus sei das Erleiden des allgemeinen Sinnverfalls, der Entwertung aller Werte. »Nichts ist wahr, alles ist erlaubt.« Der starken Nihilismus sei dagegen eine neue Wertsetzung. Aus dem Spätwerk Nietzsches ist erkennbar, dass diese Werte faschistisch sein sollten.
Für Heidegger ist die abendländische Metaphysik in ihrem Wesen Nihilismus, wegen ihrer »Seinsvergessenheit«.
Für Sartre ist Nihilismus das »Nichten des Seins« durch den Menschen, der als das »Für-sich-sein« über die absolute Freiheit verfüge.
Popper führte gegen den Nihilismus ins Feld, dass man seinem Leben einen Sinn geben könne und es somit nicht mehr gänzlich sinnlos sei.
Im I. Teil Meiner Philosophie beschreibe ich, wie ich in eine nihilistische Position hingeraten bin. Das führt dazu, dass manche meiner Leser mich für einen Nihilisten halten. Im II. Teil Meiner Philosophie, besonders im 9. Kapitel Gedanken zur Überwindung des Nihilismus, habe ich ein Weg aufgezeigt, aus dem Nihilismus herauszukommen. Als Ergänzung dazu hier noch ein paar Klarstellungen und Ergänzungen.
Nihilismus nenne ich die Relativität aller ethischen Werte. (Ethischer Relativismus)
.Die Verneinung objektiver ethischer Werte oder Ideale muss nicht zwangsläufig zum Nihilismus führen. Ethik kann auch subjektiv begründet werden. ( Subjektivistische Ethik)
Als ich begann, selbst zu philosophieren, nicht einfach nur die Gedanken Anderer passiv zu übernehmen, da war mein ursprüngliches Ziel, jeglichen Dogmatismus zu überwinden und etwas zu finden, das jenseits aller besonderen philosophischen, religiösen, wissenschaftlichen etc. Überzeugungen unbezweifelbar wahr ist. Im Verlaufe dieses Prozesses bin ich ohne es gewollt zu haben auch zum ethischen Relativismus bzw. Nihilismus gekommen. Aber das hat mich nie froh gemacht. Ich habe den Nihilismus gefühlsmäßig nie akzeptiert und ich habe ihn nie praktiziert.
Praktizierten Nihilismus hat es in der Weltgeschichte leider sehr häufig gegeben. Eins der jüngsten und schlimmsten Beispiele dafür ist Assad und seine Clique in Syrien. Dass diese Menschen an irgendwelche politische oder religiöse Ziele glauben, bezweifle ich. Denen geht es nur um Macht und Luxus.
Ich bin kein Nihilist! Weder praktisch noch theoretisch. Ich bin Gefühlsethiker. Ich bin im Verlaufe meines Philosophierens durch eine nihilistische Position hindurchgegangen allerdings nur theoretisch, nie praktisch aber ich bin dort nicht stehen geblieben. Die von mir praktizierte Methode der Überwindung des Nihilismus die ich auch anderen empfehle ist aber keine unbezweifelbare, ich habe mich frei für sie entschieden. Da ich mich auch anders hätte entscheiden können, könnte man es so auslegen, dass ich in letzter Instanz eben doch theoretischer Nihilist sei.
Ich bin in letzter Instanz ein extrem skeptischer Mensch und kann deshalb nicht ausschließen, dass die materielle Welt plötzlich wie eine Seifenblase zerplatzt. Wenn man sich aber einmal auf die Welt einlässt und das mache ich praktisch wie theoretisch ab der »vorletzten Instanz« , dann ist das moderne naturwissenschaftliche Weltbild einer ihrer wichtigen Bestandteile. (Näher ausgeführt habe ich das zu Beginn des philolex-Beitrags Naturwissenschaft). Und danach sind wir Menschen 1. als Gruppenwesen (oder soziale Wesen) Menschen geworden und 2. als produzierende Wesen Menschen geworden. Auch deshalb halte ich es für eine vertretbare Hypothese, dass Liebe, Geselligkeit und Produktivität die primären Bedürfnisse sind. Und da nach meiner Überzeugung der Sinn des Lebens in der Befriedigung von Bedürfnissen besteht, leite ich aus den Primären Bedürfnissen meine Ethik ab.
Aber die Dominanz der Primären Bedürfnisse schließt Konkurrenz nicht aus. Sie bedeutet nicht, dass man sich den Interesse anderer unterwirft. Sie schließt auch nicht aus, dass man sich gelegentlich auch gegen andere durchsetzen muss und dabei Mittel anwendet, die nicht im Sinne der Primären Bedürfnissen sind. »Frieden um jeden Preis« bedeutet häufig das Aufgeben der Primären Bedürfnisse und des Humanismus.
Nihilismus ist letztlich eine Frage der Mentalität, nicht eine Frage des richtigen oder falschen Erkennen. Genauso ist es mit Pessimismus.
Iwan S. Turgenjew: »Ein Nihilist ist ein Mensch, der sich vor keiner Autorität beugt, keinen Grundsatz anerkennt, und sollte derselbe auch noch so verbreitet sein.«
Ludwig Marcuse: »Die Vorstellung, dass der Nihilist passiv sein muss oder destruktiv, weil er nicht weiß: wohin, kennt nicht den Ursprung des Handelns.«
Nietzsche: »Dass es keine Wahrheit gibt; dass es keine absolute Beschaffenheit der Dinge, kein ›Ding an sich‹ gibt dies ist selbst ein Nihilism, und zwar der extremste.« »Was bedeutet Nihilism? Dass die obersten Werte sich entwerten.« »Denken wir den Gedanken in seiner furchtbarsten Form: das Dasein, so wie es ist, ohne Sinn und Ziel, aber unvermeidlich wiederkehrend, ohne ein Finale ins Nichts: ›die ewige Wiederkehr‹. Das ist die extremste Form des Nihilismus: das Nichts (das ›Sinnlose‹) ewig!«