Faschismus / Nationalsozialismus

Eine Steigerung des Konservatismus bei der positiven Bewertung von Staat, Herrschaft, Rangordnung etc. ist der Faschismus, in Deutschland der Nationalsozialismus. Zusätzlich zu den konservativen Werten treten hier auf (von Land zu Land verschieden stark ausgeprägt):

  • Nationalismus.
  • Rassismus.
  • Sozialdarwinismus.
  • Dogmatismus.
  • Absoluter Machtanspruch.
  • Totalitarismus.
  • Gesteigerte Bereitschaft zu physischer Gewalt und Terror, sowohl gegen innere Feinde wie gegen fremde Völker und Staaten.
  • Gewisse sozialrevolutionäre Gedanken, Vorstellung der Volksgemeinschaft.
  • Damit verbunden die Mobilisierung größerer Teile der Bevölkerung.
  • Aber ebenso klar das Führerprinzip, hierarchischer Aufbau, unbedingter Gehorsam.
  • Selbstdefinition als »Anti-Gesinnung«. (Anti-demokratisch, anti-parlamentarisch, anti-liberal, anti-humanistisch u. ä. m.)

Faschistische Bewegungen gab es überall in Europa und Amerika, zum Teil auch in Asien. An die Macht kamen diese Bewegungen in Italien, Deutschland, Spanien und einigen südamerikanischen Staaten. Ob die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Japan zu dieser Zeit faschistisch waren, ist umstritten.

Die faschistische Bewegung und Ideologie unterschied sich in einigen Details von Land zu Land.

Faschistische Diktatur war in der Regel totalitär, was Diktaturen nicht unbedingt sind. Ein politischer und/oder militärischer Diktator muss nicht notwendiger Weise auch auf wirtschaftlichem oder religiösem Gebiet herrschen. Eine totalitäre Diktatur versucht alle Lebensbereiche der Gesellschaft und des Individuums zu bestimmen.

Kommunismus und Faschismus haben viele Gemeinsamkeiten, die oft unter dem Begriff »Totalitarismus« zusammengefasst werden. Beide Ideologien bzw. Systeme hatten ihre Wirkungszeit im 20. Jahrhundert und haben heute keine praktische Bedeutung mehr. (Daran ändert auch nichts, dass es einige bedauerliche Restbestände gibt.)

Teil der faschistischen Gesinnung war vielfach die Vorstellung, das eigene Volk, die eigene Nation sei anderen Völkern gegenüber unberechtigter Weise benachteiligt und müsse für seinen Platz an der Sonne kämpfen. Die Eroberung von Kolonien, von »Lebensraum«, von Einflusssphären spielte eine große Rolle.

Teil der faschistischen Gesinnung war auch eine gewisse Volkstümelei, das Aufgreifen des »gesunden Volksempfindens« (allerdings nur dort, wo es ahumane Züge hatte.) Das Volk als Ganzes wurde als »Volksgemeinschaft« angesehen, in der es allerdings eine klare hierarchische Ordnung gab, und in der der einzelne Mensch und bestimmte Menschengruppe ihren festen Platz hatten.

Faschismus ist nicht darauf reduzierbar bestimmte konservative Werte zu steigern. Im Gegensatz zum Konservatismus treten hier auch sozialrevolutionäre Gedanken auf und eine starke Bereitschaft zum Bruch mit den traditionellen Weltanschauungen, z. B. dem Christentum. Die konservativen Eliten hatten meistens eine starke Abneigung gegen den »faschistischen Pöbel«, was viele Konservative allerdings nicht davon abhielt, mit fliegenden Fahnen zu den Faschisten überzulaufen, als die einmal an der Macht waren.

Aufbauen konnten die Faschisten auf inhumane Sozialutopien, wie sie u. a. Nietzsche und Spengler vertreten haben, was nicht bedeutet, dass die faschistische Ideologie in allen Punkten mit diesen Konzepten übereinstimmte. Spengler hat sich von Hitler eindeutig distanziert, Nietzsche lebte zu der Zeit nicht mehr.

Der  Antisemitismus, ein besonders starkes Kennzeichen des deutschen Faschismus, der zum Massenmord an den Juden führte, war kein genereller Bestandteil der faschistischen Ideologie. Er trat vorwiegend in den Ländern auf, wo die Juden einen großen Teil der Bevölkerung, der Stadtbevölkerung und/oder der wirtschaftlichen, intellektuellen und künstlerischen Eliten ausmachten. Außer in Deutschland war das so in Polen und in den USA, wo die Faschisten aber nicht an die Macht kamen. Keine Antisemiten waren die Faschisten in Italien und Spanien.


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