Raum


Raum in der Philosophie

Raum ist ein zentraler philosophischer Begriff und von den Philosophen immer wieder neu definiert worden.

Nach  Kant ist »Raum die Form, nach der uns alle Erscheinungen der äußeren Sinne gegeben werden«, den Dingen, der Welt komme er nicht zu. [Mit dieser Aussage überschreitet Kant nach meiner Auffassung die von ihm selbst gezogene Grenze des menschlichen Wissens über die »Welt an sich«.]

Bis zur Entwicklung der  Relativitätstheorie durch Einstein galt in der Naturwissenschaft die newtonsche Physik als unumstößlich Wahrheit und damit der dreidimensionale  euklidische Raum als absolute Größe, unendlich in alle Richtungen. Für die heutige Physik ist der Raum grenzenlos aber endlich, eine dynamische Größe in einer gekrümmten vierdimensionalen Raumzeit, im Wechselspiel mit sich bewegenden Körpern und der Wirkungsweise von Kräften.


Meine Definition von Raum

Raum ist erstens Ausgedehntheit materieller Dinge und zweitens ihr Nebeneinander. Wo keine materiellen Dinge sind, ist der Raum nicht nur nicht feststellbar, er ist nicht existent, da er nur in Form der Ausgedehntheit materieller Dinge und/oder deren Nebeneinander existiert. Wie die Zeit ist er »An-sich« nichts. Und das gilt unabhängig von der Frage, ob der Raum etwas objektives ist, oder – wie Kant meint – etwas von uns in die Welt hineingetragenes. Ich schließe mich also weitgehend der Raumvorstellung Kants und der modernen Naturwissenschaft an, will aber nicht behaupten, dass meine Raumvorstellung mit der der  Relativitätstheorie deckungsgleich ist. Und diese Raumvorstellung ist für mich  Hypothese, keine absolute Wahrheit.

Als ich zum ersten Mal die  Hypothese vernahm, dass das Weltall grenzenlos aber endlich sei, habe ich mich – wie die meisten anderen Menschen auch – gefragt, was denn nun außerhalb des Weltalls ist. Meine heutige Auffassung vom Raum führt dazu, daß ich dieses Problem nicht mehr habe.

Auch den Raum kann man dialektisch betrachten: er ist identisch und gleichzeitig nicht identisch mit den in ihm befindlichen Dingen. Aber diese Aussage bezieht sich auf die Welt der Erlebnisse oder Erscheinungen. Ob sie für Sein schlechthin zutrifft, liegt außerhalb meines Erkenntnisvermögens.


Zitate zu Raum

Meister Eckhart: »Nichts hindert die Seele so sehr an der Erkenntnis Gottes als Zeit und Raum.«

Ralph Waldo Emerson: »Vor den Offenbarungen der Seele schwinden Raum und Zeit und schrumpft die Natur zu nichts zusammen.«

Wilhelm von Humboldt: »Die Zeit ist nur ein leerer Raum, dem Begebenheiten, Gedanken und Empfindungen erst Inhalt geben.« [Für ihn scheint die Zeit ein Gefäß zu sein.]

Joseph Joubert: »Die Zeit ist Bewegung im Raum.« »Der Raum ist dem Ort, was die Ewigkeit der Zeit ist« [Gefäßtheorie.]

Laotse: »Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.«

Newton: »Der absolute Raum bleibt vermöge seiner Natur und ohne Beziehung auf einen äußeren Gegenstand stets gleich und unbeweglich.«

Fernando Pessoa: »Vielleicht gelangt die künftige wissenschaftliche Forschung zu der Erkenntnis, dass alle Wirklichkeiten die Dimensionen ein und desselben Raumes sind, der daher weder materiell noch geistig ist. In der einen Dimension leben wir als Körper, in der anderen als Seele

Antoine de Saint-Exupéry: »Denn der Raum des Geistes, dort wo er seine Flügel öffnen kann, das ist die Stille.«


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