Islam

Mohammed (arab. = der Gepriesene – um 570–632), ursprünglich ein arabischer Kaufmann aus Mekka, gründete, den Islam (arab. = Ergebung – in den Willen Gottes), eine Religion, die in vielen Punkten Ähnlichkeiten zum Judentum und Christentum aufweist. Der Islam breitete sich dann sehr schnell in Nordafrika und dem Nahen Osten aus. Über viele Jahrhunderte war auch Spanien von den Moslimen beherrscht (bis 1492).

Der Koran (arab. = Lesung) ist das heilige Buch des Islam. Er besteht aus 114 Suren (Kapiteln), die prophetische und gesetzgeberische Inhalte haben. Nach Auffassung der Moslime ist der Koran die letzte und für alle Menschen verbindliche Offenbarung.

 Monotheismus: Es gebe nur einen einzigen Gott, im Islam »Allah« genannt. Die einzige Sünde, die Gott nicht vergebe, sei die Vielgötterei ( Polytheismus). Die  Dreieinigkeitslehre der Christen sei bereits eine polytheistische Verirrung.

Gott ist im Islam wie bei den Juden und Christen der allmächtige, allwissende und allgütige Schöpfer und Erhalter der Welt. Ob er wie bei den Juden und Christen ein sich wissendes Subjekt, ein sich wissendes Ich ist, kann wohl nicht sicher beurteilt werden. (Einerseits wenden sich viele Moslems gegen jede Personifizierung Gottes, andererseits werden Gott Eigenschaften zugeordnet, die normalerweise nur Personen haben – gnädig, strafend, sendet Propheten aus etc.)

Propheten: Gott habe immer wieder Propheten zu den Menschen gesandt, die im Grundsätzlichen immer das Gleiche verkündet hätten: Glaube an einen einzigen Gott, die Forderung Gottes Geboten zu gehorchen und die Warnung vor Strafe im Diesseits und im Jenseits, wenn dies nicht geschehe. Zu diesen Propheten zählen die Moslems z. B. Adam, Noah,  Abraham,  Moses und  Jesus Christus.

Absolutheitsanspruch: Der letzte Prophet sei Mohammed. Er sei das »Siegel der Propheten«. Glaubenskriege zur Bekehrung oder Vernichtung der Ungläubigen, missionarischer Eifer und Inquisition gab und gibt es bei vielen Moslems wie bei vielen Christen. Abfall vom Islam wird mit dem Tode bestraft. Dieser Grundsatz wird allerdings vielfach nicht mehr praktiziert. Im Übrigen hat es unter der Herrschaft von Moslems (genau wie unter der Herrschaft von Christen) auch Zeiten gegeben, wo es Andersgläubigen gegenüber eine große Toleranz gab. Unter den Moslems gibt es – wie unter den Anhängern anderer Religionen auch – sowohl die Toleranteren, wie die Fanatischeren.

Verhältnis zu Juden und Christen: Unter den Ungläubigen nehmen die Juden und Christen eine Sonderstellung ein, da ihre Religionen durch göttlich inspirierte Schriften begründet worden seien. Als »Schriftenbesitzer« dürfen sie unter islamischer Herrschaft nach Zahlung einer Kopfsteuer ihre Religion weiterhin ausüben, soweit Moslems dadurch nicht gestört würden. (Was z. B. Glockenläuten und Prozessionen ausschließt.) Sie müssen auch auf jegliche politische Aktivität verzichten und werden nicht ins Militär aufgenommen. (Was in einigen islamischen Ländern heutzutage nicht mehr praktiziert wird, z. B. in der Türkei nicht.) Die heiligen Schriften der Juden und Christen und deren Glaubensgrundsätze betrachten die Moslime als verfälschte Vorläufer ihrer eigenen Religion. Mohammed betrachtete sich nicht als Stifter einer neuen Religion, sondern als Wiederhersteller der Religion Abrahams, der der erste Moslem gewesen sei. Abraham habe zusammen mit seinem Sohn Ismael die Kaaba (Haus Gottes), das moslemische Heiligtum in Mekka, errichtet.

Himmel und Hölle: Der Mensch ist nach islamischem Glauben nicht von Natur aus sündig und verderbt und bedarf von daher auch keiner Erlösung. (Unterschied zum  Christentum.) Jedes Individuum sei für seine Taten voll verantwortlich (Willensfreiheit) und werde von Gott beim  jüngsten Gericht zur Rechenschaft gezogen und mit dem Himmel belohnt oder der Hölle bestraft. Da die Moslime nicht wie die Christen von den  Stoikern und deren Lustfeindlichkeit beeinflusst waren, unterscheidet sich der islamische Himmel sehr wohltuend vom christlichen Himmel, besonders für Männer. Diese werden nämlich, soweit sie sich nur an Gottes Gebote gehalten haben, später in wunderschönen Gärten, in denen Milch und Honig fließt, von schwarzhaarigen großäugigen Mädchen verwöhnt. Dafür dürfen sie allerdings keinen Wein trinken. (Milch und Honig sind auch besser für die Potenz.)

Religion und Staat: Die erste islamische Gemeinde unter Leitung Mohammeds war Glaubensgemeinschaft und Staat in einem. Eine Trennung zwischen Politik und Religion, zwischen Weltlichem und Geistlichem gab es im ursprünglichen Islam nicht, was für die weitere Entwicklung eine große Bedeutung hatte. (Im christlichen Europa war die erste Gewaltenteilung in der Geschichte die zwischen Kaiser und Papst. Eine solche hat es im Islam nicht gegeben. Die Trennung von geistlicher und weltlicher Macht ist in vielen islamischen Ländern eines der Hauptprobleme.)

Ethik: Die Gesamtheit der von Gott gewollten Verhaltensweisen gehe aus dem Koran und der Prophetentradition (Hadith) hervor. Niedergeschrieben seien sie im islamischen Recht (Scharia = Weg zur Tränke).

Fünf Pfeiler (arkan) des (religiösen) islamischen Verhaltens:

  1. Aussprechen des Glaubensbekenntnisses
    (Schahada – Es gibt nur einen Gott und Mohammed ist sein Prophet.)
  2. 5 Ritualgebete pro Tag (Salat)
  3. Pflichtalmosen (Zakat)
  4. Fasten im Monat Ramadan (Saum)
  5. Wallfahrt nach Mekka (Hadjdj)

Die Religionsausübung ist im Islam mehr eine öffentliche als eine individuellen innerliche. Die Gemeinschaft der Gläubigen spielt im Islam eine große Rolle.

Sunniten und Schiiten: Die Spaltung in Sunniten und Schiiten war verursacht durch einen Nachfolgestreit zwischen Ali, einem Vetter und Schwiegersohn Mohammeds und dem späteren Omaijadenkalifen Moawija. In diesem Zusammenhang kam es auch noch zu weiteren Abspaltungen und Sektenbildungen. Gegenwärtig sind ca. 85% der Moslime Sunniten und ca. 15% Schiiten. Es bekennen sich ca. 1,6 Milliarden Menschen zum Islam (Zahlen aus dem Jahr 2015). Sunniten und Schiiten bestehen auch wiedrum aus diversen Untergruppen. (In meiner Heimatstadt Berlin scheint in fast jeder Mosche ein bisschen anders gepredigt zu werden.)


Islamische Theologie und Philosophie

Wie in der christlichen Welt so entstand auch in der islamischen Welt eine Theologie (Kalam) und eine eng an die Religion angelehnte Philosophie (Falsafah), in die schon frühzeitig  griechische Auffassungen eindrangen. Über arabische Gelehrte wurde ein Großteil der antiken Philosophie den Christen des Mittelalters überhaupt erst bekannt. Dies gilt insbesondere für die allermeisten Schriften des Aristoteles.

(Folgende Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)

Um 700 herum kam es zur Diskussion über Willensfreiheit und Prädestination.

Um 800 bildete sich eine rationalistische Theologenschule, die Mutalisiten (auch Mutaziliten, Mu´tazila) die die spekulative Methode der  griechischen Philosophie in die islamische Theologie einführten. Sie vertraten die menschliche Willensfreiheit und die Lehre von der Erschaffenheit des Korans.

Als Gegenströmung entstand eine traditionalistische Richtung, die Aschariten, die sich eng an den Brauch des Propheten (Sunna = Herkommen, Brauch, Sitte) anlehnte. Damit entstand der sunnitische Islam. Der Theologe Al Aschari und seine Schüler vertraten die These von der Unerschaffenheit des Korans und der Prädestination. Menschliche Willensfreiheit würde der Allmächtigkeit Gottes widersprechen. Die ascharitische Theologie ist bis heute die sunnitische Theologie schlechthin. Die schiitische (schia = Partei, die Partei Alis) Theologie unterscheidet sich von dieser im Wesentlichen nur im Staatsrecht.

[Genau wie bei den  Christen. (Siehe z. B.  Augustinus und  Calvin.) Auf der einen Seite betonen sie die Verantwortung des einzelnen Individuums für seine Taten, auf der anderen Seite behaupten sie, sein späteres Schicksal (Himmel oder Hölle) sei von vornherein bereits festgelegt.]

Geheimbund der Lauteren Brüder: Im 10. Jahrhundert trat eine von der islamischen Geistlichkeit hart bekämpfte Sekte hervor, die ca. 50 Abhandlungen über Religion, Philosophie und Naturwissenschaft veröffentlichten. In diesen Schriften waren islamische und  hellenistische Gedanken vereint.

Mystik: Als Gegengewicht zum institutionalisierten Islam entstand eine islamische Mystik (Suffismus), die ihren ersten Höhepunkt im 9. und 10. Jahrhundert hatte und in der später bei Denkern wie Ibn Al-Arabi neuplatonisch-pantheistisches Gedankengut zum tragen kam. Sie organisierte sich seit den 12. Jahrhundert in Derwischorden, die die islamische Volksfrömmigkeit stark mitgeprägt haben.

Zur islamisch/arabischen Philosophie siehe Avicenna und Averoes.


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