Charles Darwin

Charles Darwin (1809–1882) war der bedeutendste englische Gelehrte des 19. Jahrhunderts. Mit seiner Evolutionstheorie hat er das Bild des Menschen von sich selbst in kaum zu überschätzender Weise verändert. In seiner Jugend widmete sich Darwin neben dem Medizin- dann Theologiestudium seinen wirklichen Interessen: der Biologie und der Geologie. Während seiner Weltreise mit der Beagle von 1831–36 konnte Darwin geologische Formationen verschiedener Kontinente sowie zahlreiche Fossilien und lebende Tiere untersuchen und fand – besonders auf den Galapagos-Inseln – viele Indizien, die ihn zur Ausarbeitung der Evolutionstheorie veranlassten.


Charles Darwin ausführlicher


Evolutionstheorie

Evolutionstheorie: Alle Lebewesen stammten von wenigen Urwesen ab. (Heute sagen wir, von einer Urzelle). Auf Grund der Veränderbarkeit der Lebewesen (Mutationen kleinerer und größerer Art), der Vererbung und der Überproduktion von Nachkommen gebe es einen ständigen »Kampf ums Dasein«, den die am besten den Umständen angepassten Lebewesen überleben würden (survival of the fitests). Diese vererbten ihre Eigenschaften auf ihre Nachkommen. Die weniger gut angepassten stürben aus. Durch diese »Auslese« entstünden im Verlaufe riesiger Zeiträume die verschiedenen Gattungen, Arten etc. Insbesondere aber entstünden auf diese Weise immer höher entwickelte Lebewesen. Der Mensch sei ein Produkt dieser natürlichen Evolution, stamme also von tierischen Vorfahren ab. [1]

Heutzutage lässt sich diese These nicht nur an der Ähnlichkeit verschiedener Arten, am Knochenbau der Säuger etc. belegen, sondern auch im biochemischen Bereich. Je weiter ein Tier oder eine Pflanze entwicklungsgeschichtlich vom Menschen entfernt ist, um so stärker variieren die Arten der Eiweißmoleküle. Auch anhand der Enzyme, u. a. des  »Cytochrom c« haben Naturwissenschaftler errechnet, wann wir mit welchen Tieren einen gemeinsamen Vorfahren haben.

Einen gemeinsamen Ahnen haben wir z. B. mit:

Wir sind sogar mit der Bäckerhefe verwandt. [Also ein bisschen mehr Respekt beim Kuchenbacken. ;-)

Sehr zu empfehlen sind in diesem Zusammenhang die Bücher von Hoimar von Ditfurth, besonders Im Anfang war der Wasserstoff.]

Der Gedanke, die Welt nicht als etwas statisches, einmal geschaffenes anzusehen, sondern als etwas dynamisches, in der Entwicklung begriffenes, lag verursacht durch wissenschaftliche und philosophische Entwicklungen im 19. Jahrhundert einfach in der Luft. Hegel, Comte und Spencer sind Beispiele hierfür. Durch die Evolutionstheorie Darwins bekam dieser Entwicklungsgedanke einen gewaltigen Anstoß.

Die Evolutionstheorie war eine der größten und folgenreichsten Entdeckungen der Naturwissenschaft des 19. Jahrhunderts. Nach der Biologie setzte sich der Evolutionsgedanke auch in der Geologie durch. Von religiöser Seite wurde die Evolutionstheorie mit dem gleichen Eifer bekämpft wie einst das »Kopernikanische Weltbild«. Religiöse Fanatiker und Sektierer haben sich bis heute nicht mit ihr abgefunden. In einigen Bundesstaaten der USA ist das Lehren der Evolutionstheorie in den Schulen noch heute verboten.

[Die klügeren und flexibleren unter den religiösen Menschen sagen, die Evolution habe wahrscheinlich im Großen und Ganzen durchaus so stattgefunden, wie Darwin und in seinem Gefolge die heutige Naturwissenschaft behauptet. Dies sei aber die konkrete Art, wie Gott das Leben erschaffen habe. Daran sieht man, dass – wenn man keinen Buchstabenglauben an die  Bibel oder andere heilige Bücher hat – Religion und moderne Wissenschaft durchaus koexistieren können. Wobei einer solchen Behauptung nicht nur religiöse Fanatiker, sondern auch  materialistische Dogmatiker auf der naturwissenschaftlichen Seite widersprechen werden.

Für mich ist nicht die Frage ob, sondern warum die Evolution stattgefunden hat, ungeklärt. Ich neige einer pantheistischen Erklärung zu, ohne etwas zu dogmatisieren. Näher ausgeführt habe ich dies u. a. in meinem Aufsatz Kritik des philosophischen Materialismus.]

Von philosophischen Interesse ist auch die aus der Evolutionstheorie hervorgegangene Evolutionäre Erkenntnistheorie.


Darwin und der Atheismus

»Selbst in meinem stärksten Schwanken war ich nie ein Atheist in dem Sinne, dass ich die Existenz Gottes geleugnet hätte. Ich denke, dass im Allgemeinen (und mehr und mehr, desto älter ich werde), aber nicht immer, dass ein Agnostiker die treffendste Beschreibung für meine Geistesverfassung wäre.«

»Ich fühlte zutiefst, dass das Ganze zu geheimnisvoll für den menschlichen Verstand ist. Genausogut könnte ein Hund über den Verstand Newtons spekulieren ... « So sieht es auch  William James.

In einem Brief von 1870 an seinen Freund, den Biologen Joseph D. Hooker, den er in Entstehung der Arten öfters erwähnt, schrieb Darwin: »Ich kann das Universum nicht als Resultat blinden Zufalls ansehen. Gleichwohl kann ich im Detail keine Evidenz von einem wohltuenden Plan (design) sehen, oder überhaupt einen Plan von irgendeiner Art.« Und in einem anderen Brief an den Naturwissenschaftler Asa Gray in Harvard schrieb Darwin: »Ich neige dazu, alles so zu betrachten, als folge es den Gesetzen des Schöpfungsplans, während die Details dem überlassen bleiben, was wir Zufall nennen.«


Kritisches zu Darwin

Es scheint in der Evolution nicht nur allmähliche Übergänge gegeben zu haben, sondern auch Sprünge. Ansonsten ließe es sich nicht erklären, warum sehr viele Übergangswesen, die es geben müsste, unter den Fossilien nicht auffindbar sind.

Auch die Lebensumstände der Lebewesen scheinen eine Wirkung auf die Gestaltung ihres Nachwuchses zu haben. Die  Epigenetik könnte einigen Lehrsätzen von Darwins »Konkurrenten« Lamarck zu spätem Ruhm verhelfen.


Kritisches zu Darwinisten

Einige Vulgär- und Sozialdarwinisten – nicht Darwin selbst! – stellen sich Evolution oft so vor, dass Stärkere am laufenden Band Schwächere vernichten. So ist es in der Regel aber gar nicht. Der evolutive Vorteil, den einige Gattungen anderen Gattungen gegenüber oder einige Lebewesen anderen Lebewesen gegenüber haben, drückt sich in der Regel in der größeren Zahl der Nachkommen aus.

Es gibt z. B. keine Indizien dafür, dass der Homo Sapiens den Neandertaler ausgerottet hätte. Diese beiden Gattungen haben über Jahrtausende hinweg nebeneinander gelebt, zum Teil sogar gemeinsame Nachkommen gehabt. (Im Erbgut der Weißen und Gelben, nicht aber der Schwarzen, ist inzwischen Neandertaler-Erbgut nachgewiesen.) Der Homo Sapiens hatte einige Eigenschaften, die ihn erfolgreicher machten. Er hatte mehr Nachfahren und die zunehmend kleinere Zahl der Neandertaler wurde in unwirtlichere Gegenden abgedrängt, was dann wohl letztlich ihr Aussterben bewirkte.

Ausgerottet haben die Menschen die Mammuts. Aber das war nicht die Ausrottung Schwächerer durch Stärkere. Die Menschen früherer Zeit waren einfach zu dumm um zu begreifen, dass sie nicht mehr Mammuts aufessen dürfen, als neu geboren werden. Heute haben wir zumindest ein Problembewusstsein. Wir bemühen uns zumindest darum, mit den Heringen und den Thunfischen nicht das gleiche zu machen, wie unseren Ahnen einst mit dem Mammuts.


Literatur:


Anmerkungen

Anm. 1: Die Evolution und auch die Evolution immer höherer Arten muss mit dem Menschen nicht ihr Ende finden. Es gibt keinen Grund den Menschen als »Krone der Evolution« anzusehen. Sehen Sie hierzu auch meine Aufsatzsammlung Über die Notwendigkeit der Entstehung höherer Arten. – Zurück zum Text


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