George Edward Moore

George Edward Moore (1873–1958), englischer Philosoph, Professor in Cambridge, gilt als einer der Begründer der Analytischen Philosophie, der Common Sense Philosophy und der Ordinary Language Philosophy. Vertreter des (Naiven)  Realismus und des Empirismus. Er gilt als einer der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Diese Aussage bezieht sich aber besonders auf die englischsprachigen Länder.

Moore wendete sich sowohl gegen den  Idealismus, wie gegen den Skeptizismus. Er hielt es für eine ungeheuerliche Zumutung sich vorzustellen, die Welt sei eine Schöpfung des Geistes. Er stellte eine »Liste der Trivialitäten« zusammen, in denen er aufschrieb, was der »Gesunde Menschenverstand« (Common Sense) nach seiner Überzeugung mit unmittelbarer Sicherheit wisse: Z. B. dass ich einen Körper habe, dass dieser zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit geboren wurde, dass es das Bücherbord neben mir gebe, andere Menschen, meine Träume, Bestrebungen, Gefühle etc. (Meine Kritik dazu  weiter unten.)

Das hätten auch alle bisherigen Philosophen so gesehen, aber darüber hinaus hätten sie Positionen vertreten, die mit dieser unmittelbaren Gewissheit nicht vereinbar seien. Die materielle Welt, Raum und Zeit, das eigene Ich als Ergebnisse von Verstandestätigkeit anzusehen, erschien ihm als absurd, sei bedingt durch die Ungenauigkeiten der von uns verwendeten Sprache. Diese philosophischen Probleme seien letztlich Sprachprobleme.

Da zu der Zeit, als Moore diese Auffassungen propagierte, in der Philosophie  idealistische und  agnostizistische Auffassungen dominierte, gilt Moore vielen Betrachtern als Begründer des  Neurealismus. (Zusammen mit  Russell, der sich im weiteren Verlauf seiner Entwicklung aber im Gegensatz zu Moore wieder vom Realismus entfernte.)

Moore lehnte philosophische Systeme ab, da diese der Wahrheit nicht gerecht würden und forderte stattdessen die Untersuchung von Einzelproblemen.

Der Begriff »gut« sei nicht definierbar, er sei nicht auf andere Begriffe zurückführbar. Dies zu versuchen nannte Moore einen »Naturalistischen Fehlschluss«. Der  »Ethische Naturalismus« geht davon aus, dass der Begriff »gut« aus in der Natur Vorhandenem ableitbar sei. Moore vertritt dagegen eine »Nicht-Naturalistische Ethik«, einen »Ethischen Intuitionismus«. Wir wüssten unmittelbar, was gut sei.

Moore beschäftigte sich besonders mit der Analyse der Alltagssprache (Ordinary Language), in der er die Ursache vieler Irrtümer sah.


Meine Kritik an Moore

Alles in Moores »Liste der Trivialitäten« aufgezählte existiert unbezweifelbar. Aber warum? Was für eine Art von Existenz hat das Aufgezählte? Was existiert von all den mich in meinem Zimmer umgebenden materiellen Dingen, nachdem ich das Zimmer verlassen habe, bzw. was für eine Art von Existenz haben diese Dinge dann noch? Was ist die Welt unabhängig von wahrnehmenden, fühlenden, denkenden Menschen? Das sind keine Scheinfragen. Nicht nur die Philosophie, die Naturwissenschaft stößt uns auf solche Fragen. Sie mögen letztendlich nicht beantwortbar sein. Und wenn Positivismus so verstanden wird, dass man sein praktisches Leben nicht von Spekulationen abhängig macht, dann kann ich das akzeptieren. Aber wenn man solche Fragen für unsinnig erklärt und faktisch zum »Naiven Realisten« wird, und das scheint Moore ja zu sein, dann kann ich das überhaupt nicht mehr billigen. Der »Naiven Realismus« ist philosophisch und  naturwissenschaftlich unhaltbar! [1]

Es gab eine Zeit, da haben »Gesunder Menschenverstand« und naturwissenschaftliches Forschen noch miteinander harmoniert. Spätestens seit der  Relativitätstheorie und der  Quantenmechanik ist das aber vorbei. Was hat die unmittelbare Gewissheit des gesunden Menschenverstandes noch mit dem gekrümmten Raum und der Relativität der Zeit zu tun?

Nach Moore wüssten wir unmittelbar, was gut sei. Die Menschen haben aber ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, was gut sei. Es passt zu seinem Naiven Realismus, dass für ihn auch »gut und böse« eindeutig erkennbar ist, dass es für ihn objektive Werte gibt, die wir unmittelbar erkennen könnten. Wie bei der materiellen Welt so fehlte ihm auch hier die Sensibilität für der Problematik der Ethik.

Literatur:

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Anmerkungen

Anm. 1: Näher ausgeführt habe ich dies u. a. in der  Anmerkung 14 Meiner Philosophie. Zurück zum Text


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