Der Gnostizismus

Der Gnostisismus war eine in den frühen christlichen Jahrhunderten verbreitete und von der Kirche hart bekämpfte philosophisch-religiöse Lehre und Bewegung, der zufolge die Welt unter Mitwirkung eines vom höchsten Gott verschiedenen bösen Geistes (Äon oder Demiurg) geschaffen wurde. Es handelte sich um eine  religiös-dualistische Welterklärung wie der Zarathustrismus.

Im Gnostizismus wurden christliche Glaubenssätze mit Glaubenssätzen altorientalischer, persischer, syrischer und jüdischer Religionen vermischt. Außerdem mit den Auffassungen antiker  idealistischer Philosophien wie dem  Pythagoreismus und dem Platonismus. Je nach dem Schwerpunkt unterscheidet man judaisierende, paganisierende und christianisierende Gnosis.

Allen Richtungen sind drei Grundzüge eigen:

1. Theodizee: Die Herkunft des Bösen in der Welt ist für alle die Religionen und Philosophien ein Problem, die von einer Ursache der Welt ausgehen, die mit dem Guten oder der Liebe gleichgesetzt wird, also auch für das Christentum. Die Gnostiker versuchten dieses Problem dadurch zu lösen, das sie Gott als Schöpfer von Gott dem Erlöser unterschieden. Damit gab es aber zwei Götter. Der allgütige Erlöser und der diesem untergeordnete Schöpfer.

2. Gnostizismus als Erkenntnis: Dass der Mensch ein sündiges Wesen sei, erscheint nicht mehr als menschliche Schuld. Die menschliche Seele sei lediglich der Kampfplatz, auf dem sich der ewige Kampf zwischen dem guten und dem bösem Prinzip abspielt. Es komme nicht so sehr darauf an, dass der Mensch durch die Wiedergeburt in Christo ein besserer Mensch werde, sondern das er den weltumspannenden Kampf des Guten mit dem Bösen in sich schaue und erkenne. Diese Erkenntnis tritt mehr und mehr an die Stelle des Glaubens und gibt dieser Richtung auch ihren Namen.

3. Gnostizismus als Mystik: Die Gotteserkenntnis sei letztlich eine Sinne und Verstand überschreitende rauschhafte, ekstatische Vereinigung mit dem Göttlichen, die Rückkehr alles Seienden in den göttlichen Urgrund. (Hier ist also wieder die dem Juden- und Christentum widersprechende pantheistische, indische oder platonische Gottesvorstellung.)


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