Angst

Wohl jeder Mensch hat schon einmal in einer konkreten Situation oder vor einer bestimmten Sache Angst gehabt. Dafür braucht sich keiner zu schämen. Angst ist nicht dumm. Im Gegenteil: Angst ist häufig Voraussetzung für Überleben, besonders war dies so bei unseren tierischen und steinzeitlichen Vorfahren. (Und heute noch z. B. im Straßenverkehr.) Wer keine Angst kennt, ist schnell wegselektiert. Die Fähigkeit Angst zu haben, hat in uns eine physiologische Grundlage.

Es gibt aber auch eine allgemeine Angst, die sich nicht aus der konkreten Lebenssituation eines Menschen erklären lässt, die keine Angst vor etwas konkretem ist. Diese Angst ist bei einigen Philosophen ein ganz zentraler Aspekt ihrer Philosophie, z. B. bei  Kierkegaard und  Heidegger. (Darüberhinaus in der gesamten Existenzphilosophie.)

Die Hirnforschung hat inzwischen herausgefunden, dass bei Menschen mit starken Angstgefühlen in ihrem Gehirn Besonderheiten gegenüber »normalen« Menschen feststellbar sind. Angst – und zwar nicht die konkrete Angst vor einer konkreten Sache, in einer bestimmten Situation etc. – sondern die allgemeine unbestimmbare Lebensangst kann naturwissenschaftlich-medizinisch abgesichert als eine von physiologischen Tatbeständen im Gehirn hervorgerufene Krankheit bezeichnet werden. Sie ist von daher auch medizinisch, medikamentös und psychiatrisch behandelbar.

Krankheit ist keine Schande. Jeder ist von Krankheit bedroht. Aber man sollte sich bemühen, gesund zu sein bzw. gesund zu werden, anstatt aus seiner Krankheit eine Philosophie zu machen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bei Menschen, die besonders abenteuerlustig sind, genetische Besonderheiten festgestellt wurden. Unser Fühlen und Verhalten ist einem viel stärkerem Maße von unserem konkreten körperlichen Zustand abhängig, als viele (Nur-)Sozialwissenschaftler und (Nur-)Philosophen wahrhaben wollen.

Damit will ich aber nicht sagen, dass wir Marionetten natürlicher und anderer Determinanten sind. Wir haben auf Grund unserer Natur eine gewisse Neigung zu bestimmten Verhaltensweisen und Gefühlen, eine gewisse Präferenz dafür. Wenn wir uns aber dieser Determinanten bewusst werden, kann unsere Vernunft Strategien entwickeln, mit denen wir uns bis zu einem bestimmte Grade auch über sie erheben können. Goethe bekämpfte seine Höhenphobie, in dem er auf hohe Türme stieg. Sehen Sie hierzu auch den philolex-Beitrag Willensfreiheit.


Zitate zu Angst

Ingmar Bergman: »Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.«

Wilhelm Busch: »Wer andern gar zu wenig traut, hat Angst an allen Ecken; wer gar zu viel auf andre baut, erwacht mit Schrecken.«

Max Frisch: »Blinder als blind ist der Ängstliche.«

Jeremias Gotthelf: »Freude und Angst sind Vergrößerungsgläser.«

[Angst kann also sowohl blind machen, wie auch die Aufmerksamkeit, das Bewusstsein für etwas, für eine Situation steigern.]

Maxim Gorki: »Angst ist für die Seele ebenso gesund wie ein Bad für den Körper.«

Erich Kästner: »Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie

Howard Phillips Lovecraft: »Das älteste und stärkste Gefühl ist Angst, die älteste und stärkste Form der Angst, ist die Angst vor dem Unbekannten.«

Bertrand Russell: »Die Religion stützt sich vor allem und hauptsächlich auf die Angst.«

George Bernard Shaw: »Alte Leute sind gefährlich; sie haben keine Angst vor der Zukunft

Voltaire: »Gott ist ein Komödiant, der vor einem Publikum spielt, das zu ängstlich zum Lachen ist.«

Oscar Wilde: »Die Wurzel des Optimismus ist Angst.«


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