Anthropologie ist die Wissenschaft vom Menschen, besonders aus der Sicht der Biologie, der Philosophie, der Pädagogik und der Theologie
Die Philosophische Anthropologie beschäftigt sich mit grundsätzliche Aussagen über das Wesen des Menschen und seine Stellung in der Welt.
In der philosophischen Anthropologie fließen mehrere sich mit den Menschen beschäftigende Wissenschaften zusammen: Anthropologie, Philosophie, Biologie, Psychologie, Soziologie und Ethnologie.
Jeglichem Tun und Lassen des Menschen liegt ein Bild zugrunde, das der Mensch sich von sich selbst macht, auch wenn ihm dies nicht bewusst ist. Der Anthropos schließt stets den Anthropologen ein. (Michael Landmann)
Als die Menschen dazu übergingen, Belebtes und Unbelebtes zu unterscheiden, da unterschieden sie anfänglich noch nicht zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen.
Die Bezeichnung »Mensch« benutzten die weiterentwickelten Menschen ursprünglich nur für die Angehörigen des eigenen Stammes bzw. Volkes. Nur in dieser Gruppe gab es Solidarität, Lebensrecht etc. [1]
Für die Griechen war jeder, der nicht griechisch sprach, ein »Barbar« (»bah bah« = »Unverständliches-Kauderwelsch-von-sich-Gebender«). Diese archaische Einstellung wirkt bis heute fort im Auserwähltheitsglauben einiger Völker. (Und im Nationalismus.)
Der griechische Historiker und Völkerforscher Herodot war der erste, der sich gegen diesen »Ethnozentrismus« wandte.
Platon und Aristoteles benutzten das Wort »Mensch« nicht nur ausschließlich für freie Griechen (Barbaren und Sklaven wurden nicht einbezogen), sondern auch nur für Männer. Platon sagte, Frauen seien ehemalige Männer, die auf Grund ihres widerlichen Lebenswandels dieses Mal zur Strafe als Frauen auf die Welt gekommen seien. Aristoteles meinte, den Frauen fehle zum Menschsein ein kleines bisschen. [Einige Frauen antworten darauf bissig: »Dafür müssen wir mit diesem kleinen bisschen auch nicht denken.« Freud sprach später dann vom »Penisneid«.]
Die Sophisten waren die ersten, die von der grundsätzlichen Gleichheit aller Menschen sprachen.
Die Stoiker prägten das Wort »humanitas«, von dem unser Wort »Humanität« abstammt. Sie behaupteten nicht nur, dass alle Menschen gleich seien, sondern dass auch alle Menschen die gleichen Rechte haben sollten. (Sehen Sie hierzu auch Humanismus.)
Kant unterschied »physiologische und pragmatische Anthropologie«. Die physiologische Anthropologie untersuche, »was die Natur aus dem Menschen macht.« Die pragmatische Anthropologie untersuche, »was er als freihandelndes Wesen aus sich selber macht und machen kann und soll.»
Herder sagte, der Mensch stehe in Stärke, Sicherheit der Instinkte u. ä. den Tieren nach. Ihnen gegenüber sei er ein »Mängelwesen«. Aber der Mensch sei aufgerufen, gerade wegen seiner Mängel sich selbst zu dem zu machen, was er sein soll. Dafür sei ihm Freiheit und Vernunft gegeben.
Der Mensch ist der erste Freigelassene der Natur. Herder |
Marx behauptete, dass der Mensch von Natur aus ein tätiges Wesen sei, dass gezwungen sei zu arbeiten und zwar im gesellschaftlichen Verbund mit anderen Menschen und der erst in dieser Arbeit seine Welt erzeuge und damit sich selbst produziere. (Schon Hegel sah das Wesen des Menschen in der Arbeit.) [Ich habe oft den Eindruck, dass der Mensch von Natur aus ein »träges Wesen« ist, das sich jeden Morgen auf's Neue dazu zwingen muss, ein »tätiges Wesen« zu werden. Aber vielleicht liegt das nur an meinem zu niedrigen Blutdruck ;-)]
Darwin behauptete, dass die Menschen sich aus dem Tierreich entwickelt hätten.
Freud behauptete, dass der Mensch auch von den Trieben und dem unbewussten Seelenleben her, von den Tieren abstamme.
Vertreter der Philosophische Anthropologie im 20. Jahrhundert sind u. a.:
Ludwig Feuerbach: »Theologie ist Anthropologie, das heißt in dem Gegenstande der Religion, den wir griechisch Theos, deutsch Gott nennen, spricht sich nichts andres aus als das Wesen des Menschen.«
Ernst Tugendhat: »Der Rekurs auf das Menschsein und somit auf das Anthropologische hatte [...] sowohl in der griechischen wie in der modernen Aufklärung gerade den Sinn, dass wir in der Frage, wie es gut ist zu leben, von ihren bloß traditionellen und d. h. autoritären Rechtfertigungen zurückverwiesen werden auf uns selbst und d. h. auf uns als Menschen.«
Anmerkungen
Anm. 1: Sehen Sie hierzu näheres in meinem Aufsatz Über die negative Seite des Menschen. Zurück zum Text