Paul K. Feyerabend


Paul Feyerabend kurz und knapp

Paul Karl Feyerabend (1924–1994) war ein österreichischer Wissenschaftstheoretiker, der viele Jahrzehnte in den USA lehrte. Feyerabend war anfänglich ein Anhänger des Logischen Empirismus, dann des Kritischen Rationalismus, und entwickelte dann einen erkenntnistheoretischen Anarchismus oder wissenschaftstheoretischen Methoden-Pluralismus. »Anything goes!« (Alles geht!) war eines seiner Schlagworte.

Feyerabend war ein Kritiker des Rationalismus. Neben der Wissenschaft seien auch Kunst und Religion Methoden des Erkenntnisgewinns. Er wendet sich gegen Poppers Position zum  Abgrenzungsproblem (der Wissenschaft gegenüber unwissenschaftlichen Auffassungen und Vorgehensweisen) und bezeichnet diese als Präokkupation, die in den Dogmatismus führt.


Pragmatismus statt Methoden-Dogmatismus.


Sein Bekenntnis zum Relativismus in der Wissenschaft führte ihn auch zum Relativismus in anderen Bereichen, z. B. Politik und Gesellschaft.

Feyerabens Wissenschaftstheorie wird auch dadaistisch genannt, in Anlehnung an die Kunstrichtung des Dadaismus.


Kritisches zu Feyerabend

Der Methoden-Pluralismus ist insgesamt gesehen durchaus zu begrüßen. So sehr ich Popper auch schätze, er ist manchmal zu eng. (Z. B. ist die  Tiefenpsychologie für Popper keine Wissenschaft.) Feyerabend als Korrektiv ist da durchaus hin und wieder sinnvoll. Man kann aber alles ins Absurde überspitzen. Feyerabend übertreibt! Z. B. wenn er sagt, ein Regentanz sei soviel wert, wie die Wettervorhersage der Meteorologen. »Vieles geht!« aber nicht »Alles geht!« (als Wissenschaft durch). Jeder Esoteriker, jeder Scharlatan und Geschäftemacher könnte sich ansonsten schwachsinnige Geschichten zusammen fantasieren und das als Wissenschaft ausgeben. Auch Scientology-Gründer Ron Hubbard und der Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner.

Feyerabend konsequent zuende gedacht bedeutet die Negierung von jedem Höher oder Niedriger. Die Schöpfungsgeschichte der  Bibel ist soviel wert wie die  Evolutionstheorie.

Feyerabend hat es gut verstanden, sich durch besonders provokative und absurde Behauptungen bekannt und interessant zu machen. Er folgte in seinem Vorgehen seiner Auffassung, dass neue Erkenntnisse sich oft durch Propaganda, Rhetorik, Überredung etc. durchgesetzt haben und nicht (nur) wegen der besseren Argumente. Andere Kritiker des Falsifikationismus und anderer wissenschaftstheoretischer Methoden, die seriöser und ruhiger vorgingen, wurden nicht so populär, haben inhaltlich aber mehr gebracht. (Z. B. Imre Lakatos)


Zitate von Feyerabend

»Der einzige allgemeine Grundsatz, der den Fortschritt nicht behindert, lautet: Anything goes

» Fortschritt in eine Richtung kommt nicht ohne Aufhebung der Möglichkeit zum Fortschritt in andere Richtung zustande.«

»Je populärer eine Idee, desto weniger denkt man über sie nach und desto wichtiger wird es also, ihre Grenzen zu untersuchen.«

»Es ist kurzsichtig anzunehmen, dass man ›Lösungen‹ für Menschen hat, an deren Leben man nicht teilnimmt und deren Probleme man nicht kennt.«

»Gegen die Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig, wie gegen Schweinebraten. Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten.«


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