Charles-Louis de Secondat Montesquieu, Baron de la Bréde (16891755) war ein französischer Schriftsteller, Philosoph, Wegbereiter der Aufklärung und Staatsrechtler.
Montesquieu wird in der Literatur und besonders im Sozialkunde-Unterricht häufig als Begründer der Theorie von der Gewaltenteilung, konkreter von der Unabhängigkeit der drei staatlichen Gewalten Legislative, Exekutive und Judikative bezeichnet. Die theoretische Konzeption der Gewaltenteilung übernahm Montesquieu allerdings von John Locke, der bereits die Trennung von Exekutive und Legislative forderte. Montesquieu forderte als dritte unabhängige Macht die Judikative.
Nicht Wille und Willkür einzelner Personen, sondern die gesellschaftlichen und staatlichen Zustände entschieden über Wohl und Wehe eines Volkes. Diese Zustände seien aber auch nicht willkürlich errichtet worden, sondern durch natürliche und geschichtliche Bedingungen hervorgebracht: Boden, Klima, Sitte, Bildung, Religion.
Nationales und internationales Recht: Montesquieu untersuchte und propagierte die Vereinbarkeit der verschiedenen nationalen Gesetze mit der Idee eines gemeinsamen, universalen Rechts.
Vorläufer der Soziologie: Die gesellschaftlichen Verhältnisse seien objektivierbare und wissenschaftlich analysierbare Tatsachen.
»In einer Despotie ist es gleich gefährlich, wenn jemand gut oder schlecht denkt; es genügt, dass er denkt, um den Führer der Regierung zu beunruhigen.«
»Die meisten Dinge, die uns Vergnügen bereiten, sind unvernünftige Ding.« [Wie Popper sagt, alles was das Leben lebenswert macht, hat etwas mit Gefühlen zu tun. Aber wie Spinoza sagte, kann die Vernunft selbst zur Leidenschaft, und damit zum Vergnügen werden.]
»Ich habe stets beobachtet, dass man, um Erfolg zu haben in der Welt, närrisch scheinen und weise sein muss.«
»Freiheit ist jenes Gut, das alle anderen erst zu geniessen erlaubt.«
»In einem Staat, das heißt in einer Gesellschaft, in der es Gesetze gibt, kann Freiheit nur darin bestehen, das tun zu können, was man wollen darf. [...] Freiheit ist das Recht, alles zu tun, was die Gesetze erlauben.«
»Unbedingter Gehorsam setzt Unwissenheit bei den Gehorchenden voraus.«
»Glücklich ist das Volk, dessen Geschichte sich langweilig liest.« [Hegel: »Die Geschichte ist nicht der Platz des Glücks. Zeiten des Glücks sind leere Blätter in ihr.«]
»Etwas ist nicht recht, weil es Gesetz ist, sondern es muss Gesetz sein, weil es recht ist.« [Naturrecht statt Rechtspositivismus.]
»Wenn es nicht notwendig ist, ein Gesetz zu machen, dann ist es notwendig, kein Gesetz zu machen.«
»Der Handel verdirbt die reinen Sitten [...] Aber er verfeinert und mildert, wie wir täglich sehen, die rohen Sitten.« [Tausch ist besser als Raub.]
»Tritt eine Idee in einen hohlen Kopf, so füllt sie ihn aus weil keine andere da ist, die ihr den Rang streitig machen könnte.«
»Republiken enden durch Luxus, Monarchien durch Armut.« [Das gilt auch für faktische Monarchien, also Diktaturen. Für Republiken gilt es bestenfalls tendentiell.]
»Eine ewige Erfahrung lehrt, dass jeder Mensch, der Macht hat, dazu getrieben wird, sie zu missbrauchen. Er geht immer weiter, bis er an Grenzen stößt.«
»Das Glück ist unsere Mutter, das Missgeschick unser Erzieher.«
»Wo es den Rednern an Tiefe fehlt, da gehen sie in die Breite.«
»Kaum ist der Geist zu seiner Reife gelangt, beginnt der Körper zu welken.« [Das sollte sich die Menschheit nicht für alle Zukunft gefallen lassen und wissenschaftlich-technischen Fortschritt auch zur Lebensverlängerung einsetzen.]
»Freiheit gibt es auch nicht, wenn die richterliche Befugnis nicht von der legislativen und von der exekutiven Befugnis geschieden wird. Die Macht über Leben und Freiheit der Bürger würde unumschränkt sein, wenn jene mit der legislativen Befugnis gekoppelt wäre; denn der Richter wäre Gesetzgeber. Der Richter hätte die Zwangsgewalt eines Unterdrückers, wenn jene mit der exekutiven Gewalt gekoppelt wäre.«
»Zwischen den Gesetzen und den Sitten besteht der Unterschied, dass die Gesetze mehr die Handlungen des Bürgers und die Sitten mehr die Handlungen des Menschen regeln. Zwischen den Sitten und Gebräuchen besteht der Unterschied, dass erstere mehr das innere Verhalten, letztere mehr das äußere betreffen.«
»Fast nie kommt der Mensch aus Vernunft zur Vernunft.« [Nach Popper liegt dem Gebrauch der Vernunft ein irrationaler Glaube an die Vernunft zu Grunde.]
»Eine Regierung braucht nur unbestimmt zu lassen, was Verrat ist, und sie wird zur Despotie.«
»Das Volk ist immer zu rasch oder zu langsam. Zuweilen wirft es mit hunderttausend Armen alles über den Haufen, und zuweilen kriecht es mit hunderttausend Beinen.« [Er ist 34 Jahre vor der Französischen Revolution gestorben! Was für eine Weitsicht.]