Karl Jaspers

Karl Jaspers (1883–1969) war ein viel gelesener und viel diskutierter deutscher Philosoph. Er war von Jugend an schwer krank (Lungen), was ihn an einem normalen Leben hinderte. Neben Heidegger war er der bedeutendste Vertreter der deutschen Existenzphilosophie. Als solcher vertrat er die Auffassung, dass der Mensch, die menschliche Existenz das zentrale Thema der Philosophie sei.

Mindestens so wichtig war, dass Jaspers vor seiner Hinwendung zur Philosophie ursprünglich Psychiater war, sich mit  Psychopathologie beschäftigt hat und vom therapeutischen Wert (seiner) Philosophie überzeugt war.

Jaspers philosophische Ausgangspunkte waren Kierkegaard, Nietzsche und die Lebensphilosophie.

Wissenschaft sei nicht der Ursprung von Wahrheit.

Philosophie sei keine Wissenschaft, sondern Existenzerhellung.

Ganz zentral bei Jaspers ist das Scheitern. Dieses ist bei ihm die  Grenzsituation, die zur Existenzerhellung führt.

Jaspers versuchte eine Verbindung von Philosophie und Religion herzustellen.


Kritik an Jaspers

Der Artikel über Jaspers war jahrelang »under construction«. Das lag daran, dass ich gegen Leute wie Jaspers und seine philosophischen Positionen eine solche Aversion habe, dass mir die Beschäftigung mit ihm nicht nur keinen Spaß macht, sondern es mich schlich ankotzt! Deshalb dachte auch daran, Jaspers Namen einfach aus dem Personenverzeichnis zu entfernen.

Einstein nannte Jaspers Philosophie »das Gefasel eines Trunkenen«. Der evangelische Theologe Karl Barth sprach vom »Jasperletheater« und nannte Jaspers einen »Verführer der Jugend«. (Laut  »Hintertreppe«.)

Welche Philosophie ein Mensch hat, hat zumindest zum Teil auch etwas mit seiner Lebenssituation zu tun. Jaspers war ein körperlich kranker Mensch. Und wenn Gesundheit ein ganz natürliches Ziel jedes Menschen ist, dann ist Jaspers in dieser Frage gescheitert.

Jaspers litt unter Einsamkeit, unter Kontaktschwäche. Er war also auch psychisch nicht gesund. Und wenn Kommunikation, intakte zwischenmenschliche Beziehungen ein natürliches Bedürfnis ist, dann ist Jaspers auch hier gescheitert. Ich mache ihm dies nicht zum Vorwurf! Nicht das dies falsch verstanden wird. Ich stelle einfach nur Tatsachen fest. Die große Rolle, die Jaspers dem Scheitern für die Existenzerhellung zuschreibt, mag also daran liegen, dass er sein eigenes Schicksal verabsolutiert hat.

Jaspers war ursprünglich Psychiater und hat sich mit verschiedenen Formen und Arten von Geisteskrankheiten beschäftigt. Wenn man von dort zur Philosophie kommt und selbst auch psychisch nicht ganz in Ordnung ist, dann besteht die große Gefahr eine kranke Philosophie zu entwickeln. Das schließt nicht aus, dass auch eine ganze Menge interessanten Gedanken entstehen. Aber die Philosophie als Ganzes, ihre Grundausrichtung, ihre Grundaussagen sind krank. Das war schon bei Kierkegaard so, an dem sich Jaspers vielfach orientiert.

Das Philosophie einen therapeutischen Wert haben kann, will ich nicht in Abrede stellen. Ich wehre mich aber dagegen, in der Philosophie nur oder primär eine Therapie für gemütskranke Menschen zu sehen. Es gibt wichtige Bereiche der Philosophie, wie z. B. die Erkenntnistheorie, die mit Therapie überhaupt nicht zu tun hat.

Dass Grenzsituationen einen Menschen aus einem unreflektierten Dahinleben herausreißen können, das ist wohl richtig. Viele philosophische Menschen bedürfen solcher Situationen aber nicht, da sie nur durch die Kraft ihrer Gedanken dem unreflektierten Dahinleben entkommen sind.

Was im Angesicht des Todes oder anderer Grenzsituationen hinfällig werde, sei faktisch nichts wert? Vielleicht ist es gerade umgekehrt. Vielleicht hat gerade das einen Wert, was man bei klarem Kopf, wenn einem nicht Probleme die Luft abschnüren, erdenkt etc.

Jaspers und der Neukantianer Rickert lehrten gleichzeitig in Heidelberg Philosophie. Wie es unter Philosophen weitverbreitet ist, nahmen sie sich gegenseitig nicht ernst.


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