Aktualismus – Aktualitätstheorie

Der Aktualismus oder die Aktualitätstheorie in der Philosophie besagt, dass es kein unveränderliches ruhendes Sein gibt, sondern unaufhörliches Werden, Geschehen, Verändern, Bewegung etc. Alles Sein beruhe auf Aktivität, Lebendigkeit, schöpferischer Tätigkeit etc. Die Vorstellung, dem Sein liege eine (unveränderliche) Substanz zu grunde, wird abgelehnt. Dem Aktualismus entgegengesetzt ist der Essenzialismus. [1]

Vertreter dieses metaphysischen Aktualismus waren u. a. Heraklit, Fichte, Hegel, Schopenhauer, Nietzsche, Bergson, einige Existenzphilosophen. [2] (Der Aktualismus der hier aufgezählten Philosophen unterscheidet sich in den Details aber gewaltig.)

Den Aktualismus gibt es auch in abgeschwächter Form. Dort bedeutet er die Lehre, das bestimmte Bereiche des Seins sich ständig wandeln, bzw. dass ständiges Wandeln eine Seite des Seins darstellt. So war für Aristoteles die reine energeia, das sich selbst denkende Denken das höchste Sein. Die Seele des Menschen sah er als Entelechie, die wiederum häufig mit energeia gleichgesetzt wurde. (Aristoteles ist der »harten« Variante des Aktualismus nicht zurechenbar, da von ihm auch der Essenzialismus {wiederum nicht in einer »harten« Variante} vertreten wurde.)

Der psychologische Aktualismus besagt, dass die Seele bzw. der (menschliche) Geist keine Substanz ist, die den seelisch-geistigen Prozessen zugrunde liege, sondern das die Seele bzw. der Geist identisch seien mit den seelisch-gesitigen Prozessen. Vertreter dieser Auffassung waren u. a. Protagoras,  Hume, Fechner, Wundt. In der buddhistischen Dharma-Lehre werden ähnliche Auffassungen vertreten. Auch  Wittgenstein vertritt etwas anders formuliert diese Auffassung.

Dem  psychologischen Aktualismus steht gegenüber der Substanzialismus bzw. die Substantialitätstheorie, nach der die Seele bzw. der (menschliche) Geist eine Substanz ist, die allen seelisch-geistigen Prozessen zugrunde liegt.  Husserl hat ursprünglich den psychologischen Aktualismus vertreten, ist dann aber – jedenfalls nach Meinung vieler Interpreten – zum Substanzialismus übergegengen.

Sehen Sie hierzu auch den philolex-Artikel Evolutionismus.

Im englischen Sprachraum gibt es in der Philosophie die Kontroverse zwischen »actualism« und »possibilism«. Hier bedeutet der Begriff actualism, dass man nur von der aktuellen Welt und ihren Einwohnern sagen könne, dass sie existieren. Possibilism bedeutet, dass man davon ausgeht, dass auch andere mögliche Welten als unsere in gewisser Weise als existierend bezeichnet werden können.


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Anmerkungen

Anm. 1: Die Ergebnisse der modernen Naturwissenschaften stützen eher den Aktualismus als den Essenzialismus. Materie ist Energie und Energie ist Tätigkeit. Wenn man bei allen Atomen, aus denen unser Planet besteht, die Bewegung der Elektronen um die Atomkerne anhalten könnte und alle Atomkerne aneinanderliegen würden, wäre die Erde ein schwarzes Loch von der Größe eines Tennisballes. (Auf die genaue Größe will ich mich nicht festlegen.) Und die Atomkerne selbst sind wahrscheinlich auch wieder das Ergebnis von Bewegung. Es gibt die naturwissenschaftliche These, dass das Universum im Moment des Urknalls die Größe eines Elementarteilchen hatte. Allerdings schließen diese naturwissenschaftlichen Theorien nicht aus, dass es hinter der materiellen Welt eine Seinssphäre unveränderlicher  platonischer Ideen oder ähnliches gibt, zu denen die Naturgesetze gehören würden. (Was dann Essenzialismus wäre.) Zurück zum Text

Anm. 2: Bei  Sartre geht die Existenz der Essenz voraus. Sartre ist in diesem Punkt allerdings widersprüchlich, da der Mensch bei ihm wesentlich durch seine Möglichkeiten bestimmt ist.. Zurück zum Text


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