Johannes Calvin (15091564) war ein französich-schweizerischer Reformator. Er wirkte besonders in Genf, wo er eine Kirche nach seinen Vorstellungen aufbaute, die dann (leider) zum Vorbild für viele andere Kirchengemeinden wurde. Zur Durchsetzung seiner Lehren wurden Andersdenkende verbannt oder hingerichtet. [Also nicht etwa, dass nur Katholiken sowas gemacht haben.]
Calvins Auffassungen und Aktionen unterschieden sich in einigen Punkten von denen des anderen großen Reformators Luthers.
Fragen der kirchlichen Organisation waren Luther gleichgültig. Calvin dagegen entwarf und praktizierte bestimmte Organisationsmodelle.
Calvin kannte nicht Luthers Abneigung gegen Erwerb aus kaufmännischem Gewinn oder Zinsnahme. Für die Entstehung des Kapitalismus hatte Calvin eine größere Bedeutung. [?] (Siehe hierzu meinen Aufsatz über Max Weber.
Calvin vertrat eine knallharte Prädestinationslehre. [Luther etwa nicht?] Dass alles voraus bestimmt sei, trieb die Calvinisten aber nicht in die Passivität, denn vom gesellschaftlichen Erfolg eines Menschen lasse sich mit Wahrscheinlichkeit auf seine Erwähltheit schließen. [Das heißt, wer im Leben nicht so gut zurecht kam, dem wurde auch noch eingeredet, dass er wahrscheinlich verdammt ist. Und da wirft man den Atheisten vor, sie nähmen den Menschen auch noch den letzten Trost. Es ist ja wohl Calvin, der hier nicht ganz bei Trost ist.] Zur Prädestination siehe auch Augustinus. (Sehen Sie hierzu bitte Über die Unschlüssigkeit des christlichen Gottesbildes« und dort die Anm. 4 zur Ungeheuerlichkeit Menschen die ewige Verdammnis anzudrohen.)
Der Puritanismus (von lat. purus) war eine streng calvinistische Richtung, die in England im 16. Jahrhundert entstand und sich gegen die anglikanische Staatskirche wandte, diese aber auch beeinflusste. Den Erfolg im wirtschaftlichen Bereich als klares Zeichen einer persönlichen Erwählung durch Gott zu sehen, war hier besonders stark ausgeprägt. Die Entwicklung des Kapitalismus in England, das im 19. Jahrhundert die industrielle Weltmacht darstellte, wurde hierdurch wahrscheinlich entscheidend beeinflusst.
»Gott hat Himmel und Erde mit der denkbar größten Fülle, Verschiedenheit und Schönheit ausgestattet und wie ein weites Haus, das mit erlesenstem und wundersamstem Gerät versehen ist, herrlich geschmückt.« [Für die Erde ist eine größere Fülle denkbar. Wenn man nur daran denkt, wie vielen Menschen es am Nötigsten fehlt.]
»Ein Hund bellt, sobald er seinen Herrn angegriffen sieht. Ich wäre wohl lasch, wenn ich angesichts eines Angriffs gegen die Wahrheit Gottes verstummen würde, ohne etwas verlauten zu lassen.« [Den Unterschied zwischen einem Hund und einem Menschen scheint er hier nicht ganz zu kapieren.]
»Woran du dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott.« [So betrachtet ist und war für viele Calvinisten ihr Geld Gott.]
»Gottes Vorsehung, wie sie in der Schrift gelehrt wird, steht im Gegensatz zu jedem Gedanken an ›Glück‹ und ›Zufall‹.«