Dionysius Areopagita soll der erster Bischof von Athen gewesen sein. Unter seinem Namen hat ein Unbekannter (Pseudo-D. A.) um das Jahr 500 herum eine Reihe von Schriften veröffentlicht, die über einige Jahrhunderte hinweg im Christentum eine große Bedeutung hatten. Sie belegen, dass in der zweiten Phase der Patristik der Neuplatonismus einigen Einfluss auf das christliche Denken hatte. (Patristik nach den Patres, den Kirchenvätern ist die frühe Phase des Christentums von der Zeitenwende bis ca. 800. Danach kam die Zeit der Scholastik in der die Philosophie des Aristoteles eine große Rolle spielte.)
Gott ist identisch mit allem Sein, steht aber wiederum völlig jenseits allen Seins. Wie bei vielen Neuplatonikern scheint Pantheismus und Panentheismus gleichermaßen vertreten zu werden. (Das kann man als Dialektik werten. Aber auch als bewusste oder unbemerkte Inkonsequenz Credo quia absurdum est.) Gott besteht sozusagen aus zwei Teilen. (Nicht aus drei!) Der 2. Teil: Die von uns erfassbare Welt ist aus Gott hervorgegangen, bleibt aber gleichzeitig Gott. Der 1. Teil: Der völlig jenseitige, nicht erfassbare, nicht erkennbare Gott. Trotzdem »weiß« Dionysius, dass er Ursache ist. [Ein bisschen weiß man also doch über ihn.]
Positive und negative Theologie: Die positive Theologie erkennt Gott auf Basis der biblischen Texte und kann ihm Eigenschaften zusprechen. Die negative Theologie spricht Gott Eigenschaften ab, sagt was er alles nicht ist, um auf diese Weise auf das Unsagbare hinzuweisen. Der negativen Theologie gab Dionysius den Vorzug.
Auf mystischem Wege könne man sich Gott nähern. (Umstritten) So wurde es von vielen Christen jedenfalls über 1000 Jahre hinweg geglaubt. Für die christliche Mystik hatten die Schriften von Dionysius eine große Bedeutung.