Hans Cornelius (Johannes Wilhelm, 18631947), Vertreter des Neukantianismus, Professor in Frankfurt/M. Dort Lehrer von Horkheimer und Adorno, die beide bei ihm promovierten.
Cornelius bemühte sich um eine freie Wissenschaft von den unmittelbar gegebenen Tatsachen des Bewusstseins und den in ihm verlaufenden Prozessen, die von allen selbst noch bei Kant vorhandenen dogmatischen Voraussetzungen befreit sei. Eine solche Psychologie solle dann für alle weitere Philosophie den Unterbau liefern und insbesondere den Erfahrungswissenschaften die erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Grundlage liefern. [Psychologismus?] Die Gesamtheit der wissenschaftlichen Erkenntnisse schließe sich dann von selbst zum System zusammen.
Cornelius ging wie Kant davon aus, dass sich Ethik vernünftig begründen lasse. [Was ich nicht glaube.] Freiheit sei ein an (vernünftigen) Werturteilen orientiertes Verhalten. Unfreiheit ein an anderen Dingen orientiertes Verhalten (Trieben, Leidenschaften, Gewohnheiten, äußere Gewalten). [Das erinnert an Spinoza und noch viel weiter zurück an Sokrates, der schon behauptete, Einsicht sei die erste Grundlage der Tugend.] Die Freiheit des Einzelnen habe ihre Grenzen in der Freiheit der anderen. Rücksicht sei deshalb erforderlich. Hier habe der Staat und die Erziehung ihre Aufgaben.
Cornelius verurteilte den 1. Weltkrieg und setzte sich für einen europäischen Bundesstaat mit einheitlichem Wirtschaftsgebiet, mit einheitlicher Diplomatie und Militärgewalt ein. [Das lässt sich aus Kants Philosophie ableiten. Schade, dass nicht mehr deutsche Professoren der damaligen Zeit so gedacht haben.]
[Trotz Unterschieden im Detail sagt mir Cornelius erheblich mehr zu als Adorno oder gar Lenin, die ihn angriffen.]