(Mit einer Flasche Bier und einem Karton Eier betrete ich die Bühne, auf der sich als Mindesausstattung ein Tisch und ein Stuhl befindet.)
Also, vorweg, ham sie bitte keine all zu großen Erwartungen, die zweite Halbzeit is meistens nich so gut wie die erste. Dat liegt daran, dat ich neben Bewährtem dann auch manch neues probier, von dem ich noch nich weiß, ob's dem Publikum gefallen wird.
Deshalb verteil ich zu Beginn auch ümmer Eier, damit ich von ihrer Seite ne gewisse Rückkopplung hab. Ja. Dat letzte ma hatte ich die Eier einfach so in die Menge geworfen. Aber dat kam irgendwie nich so gut an.
Obwohl, die sünd ausgepustet. Ja, kann ja nich ständig neue Klamotten kaufen. Hab leider noch nich üm Lotto gewonn. Die Chancen auf Sechs Richtige sünd ja leider 1 zu 14 Million.
Aber, wissen sie, dat gübt ein Glücksspiel, bei dem die Wahrscheinlichkeit zu gewinn, noch wesentlich geringer is als beim Lotto und bei dem wir trotzdem alle schon ma gewonn ham.
Ja. Sonst säßen wir hier nämlich ga nich.
1 zu ca. 300 bis 500 Millionen.
Pro Ausspielung!
Ja, jetzt zeigt sich, wer üm Biologieunterricht aufgepasst hat.
1 zu 500 Million! Wat is dagegen denn 1 zu 14 Million?
Und dann – dat kommt ja noch erschwerend hinzu – bei diesen Glücksspiel werden ja nur bei den allerwenigsten Ausspielung überhaupt noch 'n Gewinner ermittelt.
Die meisten Ausspielung laufen ja nur noch so zum Selbstzweck ab, nä, zum puren Vergnügen der Veranstalter.
Ohne jede notarielle Aufsicht.
Da überprüft kein Mensch den ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgeräts.
Aber es is ja nich nur 'n Vergnügen, nä. Irgendwie is es ja auch ne Sucht. Aber da hilft es nix zu sagen, sei doch vernünftig. Wissen sie, wat meine Vernunft mir sacht? Meine Vernunft sacht mir, dat die einfachste wissenschaftliche Frage ein größeren Reiz hat, als so'n büsschen Fleisch, dat in'a gewissen Weise geformt is. (Mit den Händen Busen andeuten.)
Die Natur hat uns Männer nun ma so programmiert. Da kippt irgendso'ne Drüse Hormone in'e Blutbahn, und augenblicklich verwandelt sich der Homo Sapiens in ein Tier. Die Hypophÿse is dat. Ja, die Hypophÿse is an allen Schuld.
Wissen sie, diese Frauenfantasien von dieser klein Gilliotine, nä, also dat greift zu kurz. Die Hypophÿse muss raus.
Aber ich hab mir jetzt fest vorgenomm, mich von dieser Sucht freizumachen. Ich arbeite auch an mir. Bün jetzt in so'na Selbsthilfegrupppe. Anonyme Pornographen.
Die Gruppe is auch unter fachliche Aufsicht. Die wird geleitet von ein katholischen Pfarrer und einer EMMA-Redakteurin.
Ich hab mich schon gefracht, ob es nich möchlich is, die Hormone, die die Männer zu diesem unvernünftigen Verhalten anstacheln tun, irgendwie abzuleiten, so dat sie ga nich erst in'e Blutbahn gelang könn.
Und die abgeleiteten Hormone, nä, kann man dann anderswo ja wieder sinnvoll einsetzen. Ja, zum Beispiel Sportlerinnen, Schwimmerinnen, die bekomm ja solche Hormone verabreicht, jahrelang. Bis sie Schultern ham, wie Kohlenträger. Und Vollbärte. Und damit gewinn die dann Goldmedallien. Daran kann man ma sehen, dat die männlichen Hormone doch zu wat taugen. Man muss sie nur richtig einsetzen.
Aber, wissen sie, doping is ja veraltet. Viel besser is ja Gentechnologie.
Ja, nehm wir doch ma äh zum Beispiel 'n Gewichtheber. Wat braucht'n Gewichtheber? Der brauch große Muskeln und er muss möglichs wenich wiegen, damit er in'a günstigen Gewichsgruppe antreten kann. Also die Gene so mischen, dat sich ein Wesen entwickeln tut, dass besonders große Muskeln hat und bei dem alle anderen Organe so leicht wie möchlich bleiben.
Oder überflüssige Organe ganz einsparen. Eine Niere reicht! Million Menschen leben mit eine Niere.
Oder 'n Sexualleben brauch 'n Sportler auch nich. Der brauch seine ganze Kraft für'n Wettkampf. Kann man 'n weiteres Körperteil einsparen.
Oder 'n Großhirn? Wat will denn 'n Gewichtheber mit'n Großhirn? Rückenmark reicht für Atmung und Kreislauf.
Und wenn so'n Sportler dann trotz allem nix taucht und ständig verliert, wat der ohne Großhirn ga nich merkt, humaner wird dat Ganze also auch noch, dann geht er in Einzellteile zerlegt auf ne Organbank. Brauch man sich nich mehr an den Grafen Adelmann zu wenden, wenn man ma 'n Herz brauch. Ja, s'gibt ja Leute, die ihr's ständig verlieren.
Könnte mir nich passieren. Meins will keine. Ja, dat liegt daran, dat Schauspieler mit ihrer Rolle verwechselt werden. Die sehen ein auf'a Bühne und denken, man sei in Wirklichkeit so. Dat is fatal. Besonders wenn man 'n Zümmer sucht. Ja, würden sie an mich 'n Zümmer vermieten? Zum 1. Oktober? In Berlin? Falls sie wat wissen, könn sie nachher ma in'e Gadrobe komm.
Schön abend noch.
Zum Verzeichnis meiner humoristischen Texte
Copyright © by Peter Möller, Berlin.
(Nachdruck, öffentlicher Vortrag und Veränderungen
des Textes nur mit meiner schriftlichen Genehmigung.)